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Zwischen Umbruch und Aufbruch: Kleinwasserkraft setzt auf Innovation und verlässliche Rahmenbedingungen

17.10.2025

Appell an die Politik, die lange erwarteten Gesetze zur Elektrizitätswirtschaft (ElWG) und zur Beschleunigung des Erneuerbaren-Ausbaus (EABG) endlich zu beschließen.

Kleinwasserkraftwerk.jpg
Kleinwasserkraftwerk © Kleinwasserkraft Österreich

Österreichs Kleinwasserkraft blickt auf ein Jahr des Wandels zurück. Die Branche steht zwischen technologischem Aufbruch und politischen Hürden – und fordert klare Signale der Bundesregierung, um ihr Potenzial als tragende Säule der Energiewende voll ausschöpfen zu können. Bei der Jahrestagung in Niederösterreich erneuerte Kleinwasserkraft Österreich den Appell an die Politik, die lange erwarteten Gesetze zur Elektrizitätswirtschaft (ElWG) und zur Beschleunigung des Erneuerbaren-Ausbaus (EABG) endlich zu beschließen. Zugleich wurde mit der Wahl von Hannes Taubinger am 15. Oktober ein neuer Präsident bestellt, der die Branche in eine Phase der Erneuerung führen soll.
 

Politische Blockaden bremsen Ausbau 

Der Beitrag der Kleinwasserkraft zur sicheren Stromversorgung ist unbestritten – doch politische und administrative Barrieren hemmen den Ausbau, während bestehende Anlagen durch neue Auflagen und Begehrlichkeiten unter Druck geraten.


„Nach weiteren sechs Monaten des Wartens brauchen wir endlich verlässliche Rahmenbedingungen – vom ElWG bis zum EABG“, betonte Paul Ablinger, Geschäftsführer von Kleinwasserkraft Österreich, zum Auftakt der Tagung. „Strom zu erzeugen muss attraktiv bleiben, und dafür benötigen wir Planbarkeit. Unsere Berechnungen zeigen: Österreich verschenkt rund 550 Millionen Kilowattstunden Wasserkraftpotenzial allein in den vorgesehenen Beschleunigungsgebieten. Dieses Potenzial darf nicht länger ungenutzt bleiben.“

Auch der neue Präsident Hannes Taubinger sieht dringenden Handlungsbedarf: „Wenn die Politik billigen Strom möchte, muss sie mehr Angebot ermöglichen – also den Ausbau und die Revitalisierung der Wasserkraft fördern, statt durch Europas höchste Netzgebühren Stromimporte zu begünstigen.“
 

Speicherlösungen als Schlüssel zur Versorgungssicherheit 

Die Zukunft der Energieversorgung wird zunehmend durch Speichertechnologien bestimmt – ein Bereich, in dem die Kleinwasserkraft großes Potenzial sieht. Das Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG) und das kommende Elektrizitätswirtschaftsgesetz (ElWG) sehen eine stärkere Einbindung von Speichern und Energiegemeinschaften vor.
„Unser Ziel ist es, Wasserkraft und Speichertechnologien so zu kombinieren, dass sie einen maximalen Beitrag zur Versorgungssicherheit und zur Stabilisierung des Energiesystems leisten können“, erklärte Ablinger.

Diskutiert wurden sowohl großtechnische als auch dezentrale Lösungen: Pumpspeicher bieten hocheffiziente und langlebige Möglichkeiten an geeigneten Standorten, während Batteriespeicher flexibel skalierbar sind und insbesondere kleineren Kraftwerken zusätzliche Erlösmodelle eröffnen. Einigkeit herrschte darüber, dass Österreich für ein stabiles Energiesystem der Zukunft jedes verfügbare Potenzial nutzen muss.
 

Innovation und Nachhaltigkeit als Wettbewerbsfaktor 

Die Branche setzt zunehmend auf digitale Technologien und ökologische Verantwortung, um langfristig wirtschaftlich zu bleiben. „Wo Technologie auf Verantwortung trifft, stärken wir die Wettbewerbsfähigkeit und schaffen eine zukunftssichere Energieversorgung“, betonte Ablinger.

Beispiele dafür sind innovative Forschungsprojekte wie KLIWASIM, das vom Klima- und Energiefonds gefördert wird. Das Tool hilft, die Wirtschaftlichkeit von Standorten unter verschiedenen Klimaszenarien zu bewerten und Investitionen gezielt zu steuern. Auch das Start-up Purple Energy zeigt, wie künstliche Intelligenz in der Praxis Mehrwert schafft: Mit einem Prognosetool für Stromerzeugung und -verbrauch unterstützt es Betreiber dabei, Erträge zu optimieren.
 

Ein weiteres zukunftsweisendes Konzept ist der Zero-Impact-Ansatz: Durch smarte Steuerung, fischfreundliche Technik und minimale Eingriffe in bestehende Gewässerstrukturen soll Kleinwasserkraft künftig genutzt werden, ohne den ökologischen Zustand der Flüsse zu beeinträchtigen. Digitale Simulationen, ökologische Monitoring-Systeme und Revitalisierungen statt Neubauten gehören zu den Maßnahmen, die Ökologie, Technik und Wirtschaftlichkeit verbinden.
 

Neuer Präsident mit klarer Vision 

Mit der Wahl von Hannes Taubinger beginnt für Kleinwasserkraft Österreich eine neue Ära. Der 49-jährige Niederösterreicher folgt auf Christoph Wagner, der die Branche fast zwei Jahrzehnte lang geprägt hat. „Kleinwasserkraft Österreich wird mit mir als Präsident weiter konstruktiv an einer nachhaltigen und sicheren Energieversorgung arbeiten. Aber wir werden auch auf Fehlentwicklungen deutlich hinweisen“, betont Taubinger.

Taubinger bringt umfassende Praxiserfahrung mit: Als geschäftsführender Gesellschafter der Anton Kittel Mühle Plaika Gruppe verantwortet er den Betrieb und die Errichtung von 18 Kleinwasserkraftanlagen, Stromnetz, Stromvertrieb, Stromgroßhandel und Mühlenbetrieb.


 

Die Kleinwasserkraft steht an einem Wendepunkt – zwischen politischen Versäumnissen und technologischen Chancen. Innovation, ökologische Verantwortung und klare gesetzliche Rahmenbedingungen werden entscheiden, ob Österreich das volle Potenzial seiner Wasserkraft künftig nutzen kann.

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Kleinwasserkraftwerk © Kleinwasserkraft Österreich