Zustand der Wälder: Genaueste Aufzeichnungen von oben gesehen
Seit dieser Woche ist der neue Satelit der "Biomass-Mssion" der Europäischen Weltraumbehörde (ESA) in seiner Umlaufbahn. Parallel hat die ESA ihre bislang umfangreichsten satellitengestützten Karten des oberirdischen Waldkohlenstoffs veröffentlicht. Der Datensatz umfasst fast zwei Jahrzehnte und bietet das bislang klarste globale Bild der Veränderung der Wälder im Laufe der Zeit.
Dieser neue Langzeitdatensatz wurde im Rahmen der Climate Change Initiative der ESA entwickelt und integriert Daten aus mehreren Satellitenmissionen, bald soll er noch durch Daten der Biomass-Mission selbst ergänzt werden.
Es verfolgt die kohlenstoffreichen Holzteile der Vegetation, hauptsächlich Stämme und Äste, weltweit für verschiedene Jahre zwischen 2007 und 2022 mit einer Auflösung von 100 m bis 50 km.
Wichtig ist, dass die Daten darauf zugeschnitten sind, Klima- und Kohlenstoffmodellierung, Forstverwaltung und nationale Treibhausgas-Berichtsaktivitäten im Rahmen des Pariser Abkommens des Rahmenübereinkommens der Vereinten Nationen über Klimaänderungen zu unterstützen.
Frank Martin Seifert von der ESA stellf fest, dass die neue Version ein entscheidender Moment für die Klimawissenschaft sei, da sie ein beispielloses Maß an Konsistenz und Aktualität bei der Bereitstellung von Schätzungen der oberirdischen Biomasse weltweit bietet, was es ermöglicht, die Kohlenstoffdynamik mit der zeitlichen Präzision zu verfolgen, die für sinnvolle Klimaschutzmaßnahmen erforderlich ist.
Bäume spielen eine wichtige Rolle im globalen Kohlenstoffkreislauf, da sie große Mengen Kohlenstoff in Form von Biomasse speichern. Dieser Kohlenstoffvorrat nimmt zwar mit dem Wachstum der Wälder zu, kann aber durch Abholzung und Waldbrände schnell wieder in die Atmosphäre freigesetzt werden – was erheblich zum Anstieg des Kohlendioxidgehalts und damit zum Klimawandel beiträgt.
Richard Lucas von der Universität Aberystwyth, Leiter des ESA-Biomasseprojekts „Climate Change Initiative“, sagt: „Der neue Datensatz bietet eine viel genauere Darstellung der globalen Waldbiomasse, insbesondere in Regionen, in denen frühere Versionen die Wälder mit hoher Dichte unterschätzt haben."
Die Biomasse-Mission der ESA wird die Art und Weise, wie wir die Kohlenstoffspeicher der Wälder unseres Planeten bewerten, grundlegend verändern. Mit dem ersten weltraumgestützten P-Band-Radar mit einer Wellenlänge von etwa 70 cm wird dieser bahnbrechende Satellit in der Lage sein, dichte Waldkronen zu durchdringen und den selbst in der dichtesten Vegetation gebundenen Kohlenstoff zu messen, wodurch Unsicherheiten bei der Schätzung des Kohlenstoffgehalts in Wäldern drastisch reduziert werden, vor allem in tropischen Regionen.