Windenergie Deutschland: Ambitionierte Ausbauziele für 2030 sind erreichbar
Eine neue Datenanalyse des unabhängigen Thinktanks “Goal100” zeigt, dass sowohl die Anzahl der Anträge als auch die Anzahl der Genehmigungen für Windanlagen in Deutschland in den letzten Jahren stark gestiegen sind. Zusammen mit deutlich verkürzten Genehmigungsprozessen führt das zu einer Dynamik, die das Erreichen der Ziele für 2030 im Erneuerbaren Energien Gesetz (EEG) erstmals realistisch macht.
Deutschland hat das Potenzial, sein Ausbauziel für Windenergie an Land im Jahr 2030 um 2,6 Prozent zu übertreffen und eine installierte Windenergieleistung von 118 Gigawatt zu erreichen. Dies ist das zentrale Ergebnis des Prognoseberichts des neuen Analyseprojekts des unabhängigen Thinktanks “Goal100“. Das Szenario basiert auf einer neuen, umfassenden Datenerhebung zu Windenergieanlagen, die den aktuellen Projektstand nicht nur in der Realisierungs- sondern auch in der Genehmigungsphase berücksichtigt. Durch die Analyse von Genehmigungs- und Realisierungszeiten auf Bundeslandebene kann der voraussichtliche Inbetriebnahmezeitpunkt von Windenergieanlagen damit zum ersten Mal präzise und dynamisch prognostiziert werden. Neuartig ist, dass dabei auch detaillierte Informationen zur Antrags- und Genehmigungsdynamik in den einzelnen Bundesländern systematisch erfasst und ausgewertet werden konnten.
Der Prognosebericht “Goal100 Windreport 2025_1”, der zukünftig vierteljährlich erscheinen soll, wurde am Mittwoch Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck im Bundeswirtschaftsministerium übergeben.
Die zentralen Ergebnisse des Reports im Überblick:
- Mit der aktuellen Dynamik im Ausbau der Windenergie an Land wird das EEG-Ziel von 115 GW bis 2030 voraussichtlich mit 2,6% überschritten.
- Grund dafür sind sowohl eine deutliche Steigerung der Anzahl von Anträgen und Genehmigungen in den letzten Jahren, sowie eine deutlich verkürzte Genehmigungsdauer.
- Mehr als 50 Gigawatt an geplanter Leistung befinden sich derzeit in der Genehmigungs- und Realisierungsphase. Diese werden ca. 60% des benötigten Zubaus bis 2030 oder einem Drittel des im Erneuerbare-Energien-Gesetzes verankerten Ausbauziels von 115 Gigawatt bis 2030 beitragen.
- Im Jahr 2024 wurden Genehmigungen für 14 GW Leistung erteilt und sind damit in die Realisierungsphase übergegangen, während 4 GW Leistung in Betrieb genommen wurden.
- Infolge politischer Initiativen konnte im bundesweiten Durchschnitt die Genehmigungsdauer von 2023 auf 2024 um 20 Prozent gesenkt werden.
Die Autoren des Berichts betonen, dass insbesondere die Antragsdynamik, also die Zahl der neu in das Genehmigungsverfahren eingereichten Windenergieanlagen, trotzdem weiter gesteigert werden muss, um die Ausbauziele verlässlich zu erreichen. Auch die Genehmigungsdauern dürfen sich nicht wieder verlangsamen.
Die erhobenen Daten, auf denen diese neue Prognose basiert, sind ab sofort im “Fortschrittsmonitor“ unter goal100.org von Goal100 abrufbar.
Der Monitor soll fortan als Kontroll- und Steuerungsinstrument für politische Entscheidungsträger, Akteure der Windindustrie und interessierte Bürger:innen dienen. Er zeigt die Dynamik in den drei wesentlichen Phasen: der Genehmigung, der Realisierung und des Betriebs im Bundesländervergleich. So lassen sich erstmals Genehmigungsdauern, Realisierungszeiten und Inbebriebnahmen zwischen den Bundesländern, auf Landkreis- und sogar auf Gemeindeebene miteinander vergleichen und über den Zeitverlauf verfolgen. In einem nächsten Schritt sollen daraus gemeinsam mit Projektierern und Behörden deutschlandweite Best-Practice-Fallbeispiele und Verbesserungspotenziale identifiziert und herausgearbeitet werden.
“Unser Ziel ist es, eine verlässliche, aktuelle und umfängliche Transparenz über den Fortschritt im Windenergie-Ausbau herzustellen. Eine zuverlässige Datenbasis, bundesweite Sichtbarkeit und eine regionale Vergleichbarkeit sind die notwendigen Bedingungen, um Verbesserungspotenziale zu identifizieren und den Ausbau insgesamt schneller und günstiger voranzubringen." erklärt Bahne Carstensen, Projektleiter bei Goal100.
"Die erneuerbaren Energien übernehmen mittlerweile die Hauptaufgabe bei der Stromerzeugung in Deutschland – gemessen an der Gesamterzeugung in Deutschland entfielen fast 60 Prozent auf erneuerbare Energieträger. Gleichzeitig haben wir so wenig Kohle verstromt wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Wir haben die Genehmigungsverfahren in den letzten zwei Jahren konsequent vereinfacht und beschleunigt. Davon profitiert die Ausbau- und Genehmigungsdynamik nun endlich spürbar – das bestätigen die nun vorliegenden digital erfassten Daten.”, sagte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck im Rahmen der Übergabe des Goal100 Wind Reports im Bundeswirtchaftsministerium am Mittwoch. “Bei Wind an Land haben wir es demzufolge endlich geschafft, die Dynamik zurückzubringen - 2024 sind Genehmigungen für knapp 15 Gigawatt Leistung ergangen. Das wird sich in steigenden Zubauzahlen in den nächsten Jahren auszahlen. Wir sind auf Kurs. Die Energiewende kommt voran. Das macht uns unabhängiger von fossilen Energieimporten und ist gut für unser Klima.“
David Wortmann, Mit-Initiator von Goal100 und Geschäftsführer der Cleantech-Beratung DWR eco, meinte:
”In zwölf Monaten intensiver Kleinstarbeit haben wir ein digitales Dashboard entwickelt, mit dem wir nun Zehntausende von Daten zuverlässig, aktuell und kontinuierlich zum Windenergieausbau in Deutschland erfassen, auswerten und visualisieren können. Durch die enge Zusammenarbeit mit den zuständigen Behörden der Bundesländer konnten wir bislang schwer zugängliche Planungsund Genehmigungsdaten systematisch erfassen und eine neuartige digitale Schnittstelle schaffen. Damit steht der Politik, den Behörden und der Branche nun ein verlässliches Instrument zur Verfügung, um den Ausbau der Windenergie gezielt zu steuern und zu beschleunigen.“