Umweltkontrollbericht: Wasser & Luft rein- Klimaschutz Nachholbedarf
Wien – Der gestern präsentierte 14. Umweltkontrollbericht des Umweltbundesamtes zeichnet ein überwiegend positives Bild des Umweltzustands in Österreich – gleichzeitig macht er deutlich: In zentralen Bereichen ist noch erheblicher Nachholbedarf. Umwelt- und Klimaminister Norbert Totschnig, Hildegard Aichberger, Geschäftsführerin des Umweltbundesamts, und Jürgen Schneider, Leiter der Sektion Umwelt und Klima im BMLUK, präsentierten gemeinsam die wichtigsten Befunde und Handlungsempfehlungen.
Der Bericht belegt, dass Österreich in vielen Umweltbereichen auf einem guten Weg ist:
Die Luftqualität befindet sich mit aktuellen Messwerten auf dem saubersten Niveau seit Beginn der Datenerhebungen.
Gewässer, und zwar sowohl Grund- als auch Oberflächengewässer, zeigen überwiegend sehr gute chemische Zustände - rund 99 % der Fließgewässer gelten als in gutem oder sehr gutem Zustand.
In der Landwirtschaft nehmen Flächen mit Biodiversitätsmaßnahmen zu, und etwa ein Drittel der Landesfläche steht unter Schutz.
Dank sektorübergreifender Maßnahmen (Energie, Mobilität, Industrie) sind die Treibhausgasemissionen deutlich gesunken: 2023 lagen sie um fast ein Viertel unter dem Stand von 2005.
Diese Erfolge sind nach Ansicht der Verantwortlichen kein Zufall. „Die Umweltschutzmaßnahmen der vergangenen Jahrzehnte zeigen Wirkung: Emissionen sinken, die Luft ist sauberer geworden, die Wasserqualität ist hervorragend, und wir haben mehr Biodiversitäts- und Naturschutzflächen als je zuvor“, so Totschnig. Zugleich forderte er: „Wir müssen den österreichischen Erfolgsweg weitergehen, Emissionen konsequent reduzieren und die Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel ausbauen.“
Hildegard Aichberger ergänzte: „Der Umweltkontrollbericht zeigt klar, wo Maßnahmen greifen – aber auch, dass wir quer über alle Bereiche weiterhin ambitionierte Schritte setzen müssen, etwa in Ressourcennutzung oder Energieeffizienz.“
Trotz durchwegs ermutigender Trends benennt der Bericht auch erhebliche Herausforderungen:
Klimawandelanpassung: Österreich erwärmt sich besonders stark – die Jahre 2022, 2023 und 2024 waren jeweils die wärmsten seit Messbeginn. 2024 lag die mittlere Temperatur um 3,1 °C über dem langjährigen Mittel.
Die Folgen sind vielfältig: höhere Hitzebelastung, steigende Waldbrandgefahr, intensivere Hochwasserereignisse und beschleunigter Gletscherrückgang.Land- und Forstwirtschaft: Der Sektor schwankt zwischen CO₂-Senke und -Quelle, beeinflusst von Extremereignissen, Schädlingen und Trockenperiode. 2023 trat er als Kohlenstoffquelle in Erscheinung.
Biodiversitätsverlust: Viele geschützte Arten und Lebensräume befinden sich weiterhin in ungünstigem Zustand, und der Flächenverbrauch - trotz einiger Stabilisierung - bleibt zu hoch.
Kreislaufwirtschaft & Ressourcenmanagement: Österreich hat bereits hohe Recyclingquoten bei Glas, Metall, Papier und biogenen Abfällen. Doch Problemfelder wachsen: Elektroaltgeräte und Batterien nehmen stark zu, und der Rohstoffverbrauch liegt weit über nachhaltigen Grenzen.
Zum Bericht kritisiert die Umweltschutzorganisation WWF Österreich, dass Österreich „zu viele natürliche Lebensräume und fruchtbare Ackerflächen versiegelt“, und fordert eine ambitionierte Naturschutz-Offensive sowie eine konsequente Umsetzung der EU-Renaturierungsverordnung. Gleichzeitig warnt GLOBAL 2000 die Bundesregierung vor einem „Weiter wie bisher“ – angesichts der Krisensituation brauche es eine mutige Umwelt- und Klimapolitik sowie den Ausstieg aus klimaschädlichen Straßenbauprojekten.
Reformbedarf & Ausblick
Aus Sicht der Bundesregierung und des Umweltbundesamts liegt der Schlüssel darin, die bestehende positive Dynamik konsequent fortzusetzen und zugleich mehr Tempo zu machen:
Beschleunigter Ausbau erneuerbarer Energien, flächendeckender Umstieg auf klimafreundliche Heizsysteme und Förderung nachhaltiger Mobilität gelten als Eckpfeiler künftiger Einsparungen.
Die Anpassungsstrategie Österreichs gilt als ambitioniert – mit Programmen wie dem „Vorsorgecheck Naturgefahren im Klimawandel“ und Investitionen in Hochwasserschutz (rund 96 Mio. Euro je Jahr) will man Gemeinden und Regionen stärken.
In der Kreislaufwirtschaft müsse verstärkt an Effizienzsteigerungen, Pfandsystemen, ReUse-Initiativen sowie an einer Reduktion des Ressourcenverbrauchs gearbeitet werden.
Aber wie Greenpeace oder andere NGO’s dennoch betonen: Erfolg ist nicht garantiert, wenn politische Visionen auf halbem Weg stecken bleiben. Realistische Zielpfade und ambitionierte Zeitpläne sind notwendig, um Österreich nicht nur in Punkten von Luft und Wasser voranzubringen, sondern auch als Vorreiter für nachhaltige Wirtschaft und Klimaanpassung in Europa zu etablieren.
Obwohl der Bericht viel Positives dokumentiert, ist ein „Weiter so“ keine Option mehr – die Zeit drängt, gerade wenn man die Umwelt nicht als Luxus, sondern als Grundlage von Wohlstand, Gesundheit und Lebensqualität begreift.
Zur Publikation & Diskussion
Der Umweltkontrollbericht wird alle drei Jahre im Auftrag des Umweltministeriums erstellt und nach Fertigstellung vom Umweltbundesamt an den Nationalrat übermittelt. Im Umweltausschuss findet anschließend die öffentliche Diskussion statt.