Tschechien plant 13 mögliche Standorte für Atomkraftwerke
Konkret betrifft dies Ledvice, Počerady, Prunéřov, Tušimice, Dětmarovice und Mělník. Darüber hinaus sollen auch Flächen für andere Investoren freigegeben werden - etwa in Vřesová und Tisová (Region Karlsbad) sowie bei der Raffinerie Litvínov und der Chemiefabrik Neratovice in Mittelböhmen. Dies berichtete das Wirtschaftsportal Ekonomický deník unter Berufung auf den Entwurf der Raumordnungspolitik, über den die tschechische Regierung am heutigen Mittwoch beraten will.
Kritik an „Atom-Ausbau auf Vorrat“
Die Pläne sehen neben klassischen Reaktoren auch sogenannte Small Modular Reactors (SMRs) vor. Diese kleineren, modularen Kraftwerke befinden sich derzeit noch in der Entwicklungsphase und sind weltweit bislang nicht im kommerziellen Einsatz.
Herbert Stoiber, Geschäftsführer der österreichischen Anti-Atom-Organisation atomstopp_atomkraftfrei leben!, zeigt sich alarmiert:
„Sollte dieses Raumordnungsprogramm beschlossen werden, wird in Tschechien der Weg geebnet, das Land mit Atomkraftwerken zuzupflastern. SMRs existieren bislang nur auf dem Reißbrett und würden frühestens in Jahrzehnten Strom liefern – und auch dann nicht in relevanten Mengen.“ Stattdessen würden sie schon heute genutzt, um öffentliche Fördermittel zu lukrieren, kritisiert Stoiber.
Österreichischer Widerstand gefordert
In Österreich stoßen die tschechischen Ausbaupläne traditionell auf Widerstand. Niederösterreich hat jüngst eine Stellungnahme gegen die Erweiterung in Dukovany an die EU-Kommission übermittelt, nachdem bekannt wurde, dass dort bereits Probebohrungen stattfinden.
„Alle politischen Akteure in Österreich müssen rasch ihre Stimme erheben gegen die tschechischen Atomstrompläne“, fordert Stoiber. Da die Projekte enorme öffentliche Gelder verschlingen und ohne EU-Beihilfen kaum umsetzbar wären, sieht er die Europäische Union in der Verantwortung, die Vorhaben zu stoppen.
Ob und in welchem Umfang die tschechische Regierung die Vorschläge des Raumordnungsentwurfs tatsächlich umsetzt, dürfte sich in den kommenden Monaten entscheiden. Klar ist: Die Debatte über die Rolle der Atomkraft in Mittel- und Osteuropa gewinnt damit erneut an Brisanz.