Nachhaltigkeit als Zukunftsstrategie
Nachhaltigkeit bleibt strategischer Kern
Drei Viertel der befragten Führungskräfte sehen ökologische Nachhaltigkeit als entscheidenden Faktor für langfristige Wettbewerbsfähigkeit, Innovation und Resilienz. Der Anteil der Unternehmen, die ihre Umweltinvestitionen erhöhen wollen, ist im Vergleich zum Vorjahr um acht Prozentpunkte gestiegen.
Als Haupttreiber nennen die Befragten neben regulatorischen Anforderungen vor allem geschäftliche Vorteile – von höherer Profitabilität über Kosteneinsparungen bis zu effizienteren Prozessen. Beeindruckend ist auch die Kontinuität beim Klimaziel: 92 Prozent der Unternehmen halten an ihren Net-Zero-Zeitplänen fest.
Doch der Fortschritt bleibt häufig abstrakt. Nur 21 Prozent der Unternehmen verfügen über detaillierte Transformationspläne mit klar definierten Zwischenzielen und Investitionsstrategien. Interne Hürden wie Budgetbeschränkungen, fehlende Datengrundlagen oder organisatorische Silos bremsen die Umsetzung. Externe Faktoren wie geopolitische Spannungen erschweren zusätzlich langfristige Investitionsentscheidungen.
Während die Auswirkungen des Klimawandels zunehmend spürbar werden, fehlt es vielerorts an konkreter Anpassung. Über 70 Prozent der Führungskräfte berichten von Störungen in Lieferketten, Produktionsausfällen und Rohstoffengpässen. Zwei Drittel erwarten künftig wachsende Versicherungs- und Finanzrisiken.
Trotz dieser Entwicklungen haben bislang nur wenige Unternehmen strukturell reagiert: 38 Prozent modernisieren ihre Infrastruktur, 31 Prozent verlagern Produktion in weniger gefährdete Regionen, und lediglich 26 Prozent entwickeln ihre Produkte gezielt weiter, um klimatische Risiken zu mindern.
„Auch wenn der regulatorische Druck teilweise nachlässt, bleibt Nachhaltigkeit ein zentraler Treiber für Geschäftswert“, betont Martina Sennebogen, Vorstandsvorsitzende von Capgemini Österreich. „Doch angesichts globaler Unsicherheiten stehen viele Unternehmen vor einem Realitätscheck. Jetzt braucht es pragmatische, operativ umsetzbare und finanzierte Transformations- und Anpassungsmaßnahmen – sie stärken nicht nur die Resilienz, sondern fördern auch Innovation und Wettbewerbsfähigkeit.“
Künstliche Intelligenz (KI) gilt als Schlüsselfaktor, um Nachhaltigkeitsziele effizienter zu erreichen. Fast zwei Drittel der Unternehmen nutzen bereits KI-basierte Lösungen. Gleichzeitig rückt der ökologische Fußabdruck dieser Technologien stärker in den Fokus: 57 Prozent der Führungskräfte diskutieren inzwischen über die Umweltauswirkungen generativer KI, doch weniger als ein Drittel hat konkrete Maßnahmen zur Reduktion ergriffen.
Die Begeisterung für generative KI (Gen AI) kühlt sich leicht ab: Nur noch 57 Prozent der Führungskräfte bewerten deren Nutzen höher als die ökologischen Kosten – im Vorjahr waren es noch 67 Prozent.
Während Unternehmen ihre Nachhaltigkeitsstrategien ausbauen, wächst die Skepsis auf Konsumentenseite: 62 Prozent der Verbraucher*innen weltweit glauben, dass Unternehmen Greenwashing betreiben – doppelt so viele wie 2023. Mehr als drei Viertel fordern ein stärkeres Engagement bei der Reduktion von Treibhausgasemissionen.
Zugleich bleiben nachhaltige Produkte für viele unerschwinglich: Nur ein Viertel der Befragten hält sie für bezahlbar, und lediglich 16 Prozent fühlen sich ausreichend über Nachhaltigkeit informiert. Das zeigt: Transparente Kommunikation und glaubwürdige Nachweise werden zunehmend zum Wettbewerbsvorteil.
Für die vierte Ausgabe von „A world in balance 2025“ befragte das Capgemini Research Institute im Juni und Juli 2025 weltweit 2.146 Führungskräfte aus 716 Unternehmen mit einem Jahresumsatz von jeweils über einer Milliarde US-Dollar – zusammen rund 10,7 Billionen US-Dollar Umsatz – in 13 Ländern und 12 Branchen. Zusätzlich wurden 6.566 Konsument*innen befragt sowie 15 Tiefeninterviews mit Führungskräften führender Unternehmen geführt.