VCÖ-Bahntest: Fahrgäste wollen mehr Nahverkehrverbindungen und bessere Koordination von Bahn und Bus

13.10.2024 Verbesserungsbedarf bei Pünktlichkeit vor allem in Ostösterreich

Wien – Am diesjährige VCÖ-Bahntest nahmen österreichweit in den Zügen von neun Bahnunternehmen zwischen April und Juni rund 10.150 Fahrgäste teil. 32 Prozent der Fahrgäste waren in den vergangenen zwölf Monaten häufiger mit der Bahn unterwegs als davor, bei den unter 25-Jährigen waren es sogar 41 Prozent. Auch für Urlaubsreisen wird die Bahn verstärkt genutzt, mehr als ein Drittel der Fahrgäste fuhr tagsüber mit der Bahn auf Urlaub, jeder achte fuhr mit dem Nachtzug auf Urlaub. Auch dienstlich sind viele auf der Schiene unterwegs: Fast die Hälfte der berufstätigen Fahrgäste machte in den vergangenen zwölf Monaten eine Dienstreise mit der Bahn.

„Die Bahnen haben für die Mobilität vieler Österreicherinnen und Österreicher eine sehr wichtige Bedeutung. Umso wichtiger ist es, dass sowohl die Bahnen, als auch die Verkehrspolitik die Rückmeldungen der Fahrgäste beim VCÖ-Bahntest ernst nehmen und Verbesserungen rasch umsetzen“, so VCÖ-Experte Michael Schwendinger. Ein großes Thema war heuer die Pünktlichkeit: 35 Prozent der Fahrgäste erlebten Verschlechterungen im Vergleich zu früher. Im Bundesländer-Vergleich erlebten drei Viertel der Fahrgäste aus Kärnten, Steiermark und Vorarlberg die Bahnen pünktlich, während 40 Prozent der Fahrgäste aus dem Burgenland und 50 Prozent der Fahrgäste aus Niederösterreich beim VCÖ-Bahntest mangelnde Pünktlichkeit der Bahnen beklagten. Vor allem auch im Fernverkehr erlebten viele Fahrgäste unpünktliche Züge, das hat auch der jüngst veröffentlichte Pünktlichkeitsbericht der Agentur für Passagier- und Fahrgastrechte bestätigt.

Ein weiterer häufig genannter Kritikpunkt der Fahrgäste sind mangelnde Verbindungen. Zwar sind allgemein 86 Prozent der Fahrgäste mit der Anzahl der Zugverbindungen in Österreich zufrieden, aber nicht überall. 23 Prozent möchten mehr Verbindungen im Nah- und Regionalverkehr, 31 Prozent mehr Direktverbindungen in europäische Metropolen und 41 Prozent sind mit dem Angebot außerhalb der Hauptverkehrszeiten unzufrieden. „Die künftige Bundesregierung und auch die Bundesländer sind gefordert, mehr in den Nah- und Regionalverkehr zu investieren. Wenn Pendlerinnen und Pendler auf den Öffentlichen Verkehr umsteigen können, ist das für sie eine große finanzielle Entlastung. Zudem wird damit die Zahl der Unfälle reduziert und Österreich kommt seinen Klimazielen näher“, fordert Schwendinger eine österreichweite Nahverkehrsoffensive.

Bei der Entwicklung der Bahnen in den vergangenen zwölf Monaten zeigt sich eine große Unzufriedenheit mit den Anschlussverbindungen und der Abstimmung zwischen Bahn und Bus. 38 Prozent der Fahrgäste sind mit der Entwicklung unzufrieden. „Die optimale Abstimmung von Bahn und Bus sowie zwischen Regional- und Hauptverbindungen ist zentral für die Gesamtreisezeit. Und die Gesamtreisezeit hat wiederum sehr großen Einfluss darauf, ob mit der Bahn oder mit dem Pkw gefahren wird“, stellt VCÖ-Experte Michael Schwendinger fest.

Neben der allgemeinen Bewertung des Bahnfahrens in Österreich haben die Fahrgäste beim VCÖ-Bahntest auch der aktuellen Zugfahrt ein Zeugnis ausgestellt. Allgemein waren 89 Prozent zufrieden, elf Prozent vergaben die Schulnoten 3, 4 oder 5. Der größte Verbesserungsbedarf wird bei der Anzahl der Verbindungen gesehen, 27 Prozent sind damit unzufrieden, 24 Prozent mit den Anschlussverbindungen an den Zug und 25 Prozent wollen mehr Platz für das Gepäck. Jeweils ein Fünftel der Fahrgäste möchte verständlichere Durchsagen im Zug, mehr Sitzplatzangebot, bequemere Sitze und eine besser funktionierende Klimaanlage. Die Sauberkeit beim Sitzplatz und im Waggon insgesamt wurde mit 1,6 beziehungsweise 1,8 gut bewertet. Noch besser schnitt das Zugpersonal ab, mit jeweils 1,4 für Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit. Für drei Viertel der Fahrgäste vermittelt das Zugpersonal Sicherheit.

Ein Mobilitätstrend ist Multimodalität. Das heißt, es werden auf einer Strecke mehrere Verkehrsmittel kombiniert. Deshalb wurden beim VCÖ-Bahntest die Fahrgäste auch gefragt, welche anderen Mobilitätsangebote sie bei Bahnhöfen wünschen. Am häufigsten genannt wurden Carsharing- und Bikesharing-Angebote, Verbesserungen bei der Fahrradmitnahme im Zug sowie eine bessere öffentliche Anbindung von Bahnhöfen auch außerhalb der Hauptverkehrszeiten.

"Die Hochwasserkatastrophe hat vor Augen geführt, wie viele Menschen ein funktionierendes Angebot der Bahnen für ihre Mobilität benötigen. Zum einen ist möglichst rasch zum Angebot vor der Hochwasserkatastrophe zurück zu kehren. Zum anderen sind bestehende räumliche und zeitliche Lücken im öffentlichen Verkehrsangebot rasch zu schließen. Es ist höchste Zeit, dass alle Bezirkshauptstädte und regionale Zentren in Österreich gut an das überregionale Öffentliche Verkehrsnetz angebunden werden und der Bevölkerung gute regionale Verbindungen in das jeweilige Umland zur Verfügung stehen. In den Ballungsräumen wiederum sind die Kapazitäten durch mehr Verbindungen zwischen dem Umland und der Stadt zu erhöhen", fordert Schwendinger.

Am VCÖ-Bahntest 2024 nahmen 10.150 Fahrgäste in den Zügen von neun Bahnunternehmen teil (Außerfernbahn – DB Regio, Graz Köflacher Bahn, Mariazellerbahn, Newrest Wagons-Lits, ÖBB, Raaberbahn, Salzburger Lokalbahn, Steiermarkbahn, WESTbahn). Befragungszeitraum Mai und Juni 2024.

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