© Wien Energie Max Kropitz/ Fernkälte für das Ronacher
© Wien Energie Max Kropitz/ Fernkälte für das Ronacher

Kultur trifft Klimaschutz: Fernkälte für das Musicaltheater Ronacher

Das traditionsreiche Gebäude aus dem 19. Jahrhundert bekommt ab der neuen Spielzeit umweltfreundliche Kühlung - Leistung des Anschlusses entspricht 120 klassischen Klimaanlagen

Wien Energie schließt eine weitere Wiener Institution an das Fernkältenetz an: Das 1888 erbaute berühmte Ronacher - eines der drei bedeutenden Theaterhäuser der Vereinigten Bühnen Wien - in der Inneren Stadt wird ab dieser Spielzeit modern und umweltschonend klimatisiert.

"Ich freue mich sehr, dass mit dem Ronacher heuer eine weitere traditionsreiche Kulturinstitution an das Fernkältenetz angeschlossen wird. Dieser Schritt unterstreicht unser gemeinsames Engagement für Klimaschutz und bringt uns den ehrgeizigen Klimazielen unserer Stadt wieder ein Stück näher", sagt Peter Hanke, Stadtrat für Wirtschaft, Finanzen und Wiener Stadtwerke.

Der Fernkälteanschluss im Keller des Ronacher ist auf eine Leistung von 435 Kilowatt ausgelegt. Das entspricht der Kühlleistung von rund 120 herkömmlichen Klimageräten. Im Vergleich zu diesen ist die Fernkälte allerdings klimafreundlich, denn sie spart im Betrieb mehr als 50 Prozent der CO2-Emissionen ein.

"Schwitzen sollte man im Theater, wenn, dann nur vor Spannung", so Michael Strebl, Vorsitzender der Geschäftsführung von Wien Energie . "Mit dem Fernkälte-Anschluss im Ronacher bringen wir moderne, klimafreundliche Technologie in ein weiteres historisches Gebäude. Durch die Versorgung mit Fernkälte können die Rückkühler vom Dach des Theaters entfernt werden. Das ist auch gut für das Mikroklima in der Umgebung."

Verantwortungsvoller Theaterbetrieb

Das von den Vereinigten Bühnen Wien (VBW) betriebene Musicaltheater verfügt über mehr als 1.000 Sitzplätze, klimatisiert wurde es bisher mit konventionellen Klimageräten. Durch den Anschluss an die Fernkälte sinkt der Energiebedarf des Hauses für die Klimatisierung um rund die Hälfte. Der Umstieg auf Fernkälte wird von der Stadt Wien und aus Mitteln des Klima- und Energiefonds gefördert und im Rahmen des Programms "Klimafitte Kulturbetriebe" durchgeführt.

"Große Inszenierungen und ein schonender Umgang mit Ressourcen müssen kein Widerspruch sein", ist VBW-Geschäftsführer Franz Patay überzeugt . "Als großer Kulturbetrieb tragen wir nicht nur eine Verantwortung für unser eigenes Handeln - wir haben auch eine Rolle als Wegweiser in unserer Gesellschaft für eine lebenswerte Zukunft, die wir selbstverständlich wahrnehmen wollen. Dabei setzen wir regelmäßig neue Schritte für einen nachhaltigen und verantwortungsvollen Theaterbetrieb. Unser zweites Musicalhaus, das Raimund Theater, wurde bereits im vergangenen Jahr mit dem Österreichischen Umweltzeichen zertifiziert - Ronacher und Theater an der Wien werden folgen."

Auch VBW-Musical-Intendant Christian Struppeck freut sich über die klimaschonende Lösung: "Unsere Besucher*innen sollen sich ganz auf das Geschehen auf der Bühne konzentrieren und ihr Erlebnis im Theater in vollen Zügen genießen können. Dabei ist ein angenehmes Raumklima enorm wichtig, vor allem bei langanhaltend hohen Außentemperaturen wie in diesem Jahr. Dass wir hier nun eine umweltfreundlichere Alternative für die Gebäudekühlung installiert haben, ist für mich ein weiterer, wichtiger Schritt in Richtung Zukunft."

Das Ronacher ist das zweite traditionsreiche Wiener Musiktheater, das auf Fernkälte setzt. Bereits im Sommer 2023 wurde die Wiener Staatsoper an das System angeschlossen.

Ausbau läuft auf Hochtouren

Im Juni hat Wien Energie den Fernkälte-Ring unterhalb der Wiener Ringstraße geschlossen und damit die Grundlage für eine künftige flächendeckende Versorgung der Wiener Innenstadt geschaffen. Derzeit versorgt Wien Energie rund 200 Gebäude klimafreundlich über ein Netz von 30 Kilometern Fernkälteleitungen - und die Zahl wächst stetig, denn mit den zunehmend heißen und trockenen Sommern wächst auch der Bedarf an klimaschonender Klimatisierung.

Zu den bereits mit Fernkälte versorgten Gebäuden zählen unter anderem die Universität Wien, das Rathaus, das Parlament, das Allgemeine Krankenhaus (AKH) sowie zahlreiche Hotels. Auch mehrere hundert Neubauwohnungen, beispielsweise im Nordbahnviertel oder rund um den Hauptbahnhof, profitieren bereits von der Fernkälte. Das Naturhistorische Museum wird noch diesen Herbst angeschlossen. In den kommenden Jahren investiert Wien Energie 90 Millionen Euro in den Ausbau der Fernkälte.

Fernkälte - effizient und klimafreundlich

Fernkälte wird in eigenen Zentralen mit hocheffizienten Kältemaschinen in Form von kaltem Wasser erzeugt. Als Antriebsenergie dient neben Strom auch überschüssige Wärme aus der Müllverbrennung. Über ein eigenes Leitungssystem (das Fernkältenetz) gelangt das auf etwa 5-6 Grad Celsius abgekühlte Wasser direkt zu den Kund*innen. Über deren hauseigene Kühlsysteme wird die Kälte in den Gebäuden verteilt. Das Wasser nimmt also die Wärme aus dem Gebäude auf und transportiert sie ab. Daraus ergibt sich ein weiterer Vorteil: Anders als bei konventionellen Klimaanlagen wird die dem Gebäude entzogene Wärme nicht an die Umgebungsluft abgegeben. Die Stadt wird also durch die Kühlung des Gebäudes nicht weiter aufgeheizt. Das erwärmte Wasser fließt zurück zur Kältezentrale. Wo das möglich ist, wird bei der Rückkühlung etwa Flusswasser eingesetzt.

Eckdaten: Fernkälte Wien Energie

* Kälteanschlussleistung gesamt: 220 Megawatt

* Netzlänge: rund 30 Kilometer

* Versorgte Gebäude: 200

* Anzahl Kältestandorte: 7 Fernkältezentralen mit Netz-Anschluss, 16 dezentrale Lösungen


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /