© gerhardt12 auf pixabay
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Stromexportphase Österreichs setzt sich im Mai fort

APG-Factbox: Zubau von erneuerbaren Energien in Verbindung mit Rahmenbedingungen des Wetters bringen Rekordexportwerte: bereits seit Anfang des Jahres konnte Österreich jeden einzelnen Monat bilanziell Strom exportieren.

Im Mai konnte Österreich bilanziell rd. 1.300 GWh Strom vertraglich ins Ausland exportieren. Damit setzte sich die starke Stromexport-Phase (mit durchschnittlich 357 GWh bilanzieller Export in den Monaten Jänner bis April) Österreichs auch im Mai fort. Hauptursachen dafür waren entsprechende Wachstumsraten der erneuerbaren Energien in Österreich, sowie wetterbedingte Rahmenbedingungen.

"Die gute Produktion aus erneuerbaren Energiequellen ermöglichte einen Stromüberschuss in Österreich, der es uns erlaubte, an jedem einzelnen Tag im Mai Strom ins Ausland zu exportieren.", betont Gerhard Christiner, technischer Vorstand der APG. "Durch den starken Ausbau der Erneuerbaren schaffen wir es jedes Jahr mehr vom jährlichen Stromverbrauch durch erneuerbare Energien aus dem Inland zu decken. Diese erfreuliche Entwicklung bedingt jedoch gerade für die zukünftigen Wachstumsraten an installierten Erneuerbaren in Österreich auch den kontinuierlichen Ausbau der gesamten Strominfrastruktur bzw. auch der Speicher. Die dafür notwendigen gesetzlichen Rahmenbedingungen - Stichwort EABG bzw. ELWG - müssen endlich auf den Weg gebracht werden."

Starker Ausbau Erneuerbarer macht sich vor allem bei PV bemerkbar

Der Mai (KW18-22) wurde geprägt von einer äußerst guten Erneuerbaren Produktion (6.342 GWh). Dadurch konnte Österreich seinen eigenen Strombedarf (4.876 GWh) im Mai bilanziell durch erneuerbare Energie decken.

Die Wasserkraft hatte im Mai mit 4.526 GWh einen Anteil von rd. 71 Prozent an den erneuerbaren Energien. Im Vergleich zum Mai des letzten Jahres ist die Wasser-Produktion allerdings um 14 Prozent gesunken. Dieser Rückgang wird allerdings durch vermehrte Produktion durch Strom aus Wind bzw. PV "mehr als ausgeglichen". Die Windenergie trug mit 681 GWh 11 Prozent zu den Erneuerbaren bei und verzeichnete eine Erhöhung um vier Prozent. Der enorme Zubau von Photovoltaik über das letzte Jahr wurde im Mai allerdings besonders deutlich. Mit 900 GWh konnte PV im Mai 14 Prozent der Erneuerbaren einspeisen und damit fast dreimal so viel, wie im Vorjahr. Diese Zahlen belegen die enorme Dynamik beim Wachstum der erneuerbaren Energien in Österreich.

Bedarf an Redispatch zeigt bestehende Defizite auf

Um den volatilen, erneuerbaren Strom verwendbar zu machen, braucht es ein starkes Stromnetz, das den Strom dorthin transportiert, wo er gebraucht wird. Um dabei Überlastungen im Stromnetz zu verhindern und um die sichere Stromversorgung zu gewährleisten, wird mit sogenannten Redispatch-Maßnahmen der Stromfluss gesteuert. Darunter versteht man den gezielten und kontrollierten Einsatz thermischer und hydraulischer Kraftwerke.

"Heuer waren derartige Eingriffe bis Ende Mai an 66 Tagen notwendig. Das verursacht Kosten, die der Stromkunde bezahlen muss. Mit Ende Mai lagen die durch Redispatch-Maßnahmen ausgelösten Kosten dieses Jahr bei rund 31,1 Millionen Euro. Ein leistungsstarkes Stromnetz mit ausreichenden Kapazitäten würde den Redispatch-Bedarf erheblich verringern und die Kosten reduzieren. Der unmittelbare Ausbau der Netzinfrastruktur hat daher oberste Priorität," betont Thomas Karall, kaufmännischer Vorstand der APG.

Energieaustausch innerhalb Österreichs

Über das regionale Stromnetz der APG wird auch der Energieaustausch innerhalb des Landes ermöglicht. Stromüberschüsse der einzelnen Bundesländer können dadurch österreichweit verteilt und Defizite kompensiert werden.

Im Mai konnte die Bundesländer Oberösterreich (447 GWh) und Niederösterreich (382 GWh) den höchsten Energieüberschuss erzeugen und über das APG-Netz österreichweit zur Verfügung stellen. Wien musste mit 331 GWh, neben Vorarlberg (106 GWh), am meisten Strom aus dem Netz beziehen.

Verantwortungsvoller Stromverbrauch

Im Mai (KW 18 - KW 22) wurde in Österreich 4.876 GWh Strom aus dem öffentlichen Netz verbraucht - um rund 3 Prozent weniger als im Mai 2023 (5.048 GWh).

Es ist wichtig verantwortungsvoll beim Stromverbrauch zu agieren. Mit jeder Stromeinsparung werden auch CO2 und gesamtsystemische Kosten reduziert und damit ein wesentlicher Beitrag zur Erhöhung der Systemsicherheit geleistet. Der Trend CO2 zu reduzieren, muss weiter vorangetrieben werden. Dazu zählt auch eigenverbrauchter PV-Strom.

Allein 2023 wurden rund 2.400 MW PV in Österreich zusätzlich angeschlossen. Diese erfreuliche Tendenz ist ausdrücklich zu begrüßen, bringt jedoch betriebliche Herausforderungen: Die vermehrte Eigenproduktion aus PV-Anlagen bringt massive Rückspeisungen von regionalen Stromüberschüssen aus den Verteilnetzen in das Übertragungsnetz. Gleichzeitig geht durch den erhöhten Eigenverbrauch auch die Datentransparenz über die lokalen Verbrauchsdaten aufgrund des fehlenden Digitalisierungsgrades verloren. Die gewohnte Verbrauchsspitze zu Mittag gibt es an sonnigen Tagen nicht mehr: Der Stromfluss dreht sich vollständig und die regionalen Stromüberschüsse müssen über das Übertragungsnetz abtransportiert werden. Das verändert auch die Strompreiskurve und führt gerade an verbrauchsschwachen Wochenenden zur Mittagzeit sogar zu negativen Marktpreisen.

Durch die mangelhafte Datentransparenz in den lokalen Verbrauchsdaten sind die aktuellen Stromverbrauchsdaten Österreichs nicht voll aussagekräftig. Der tatsächliche Stromverbrauch Österreichs kann erst mit einer durchgehend transparenten Digitalisierung aller Teile des Stromsystems festgestellt werden. Dies bedeutet, dass im Mai 2024 mit Sicherheit mehr Strom verbraucht wurde als gemessen wurde. Die exakten Zahlen sind aus den aktuellen lokalen und regionalen Daten jedoch noch nicht verfügbar.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /