Glasnost in Mistelbach
Sternstunden der Zivilgesellschaft im Weinviertel
Bürgerinitiativen vernetzen sich zu gemeinsamer Solidarität
Mistelbach - Bereits vor dem Stadtsaal war ersichtlich, dass hier eine etwas andere Veranstaltung stattfand: Mehrere Tesla Roadster, ein Tesla Model S, weitere Elektroautos in unterschiedlichen Varianten, ein Pflanzenöltraktor - gewissermaßen Energiewende zum Anfassen!Im Foyer des großzügigen Stadtsaals dann zahlreiche Infotische über ebenso interessante wie brisante Themen und Projekte und eine Menge sympathisch engagierter Menschen.
Herbert Starmühler vom Verein für Energie-Autarkie hat unter dem Titel: "ES GEHT DOCH - Bürgerrechte statt Buckeln vor den Lobbys!" zu einem Tag der Bürgerinnen, Bürger & Initiativen geladen und gemeinsam mit Susanne und Peter Rabl (BI Saubere Energie) sowie Renate Vacha (BI Risiko Gas) und Andreas Czezatke (BI SCHIEFESgas) ein spannendes Programm zusammengestellt, das mit Leichtigkeit jede herkömmliche Samstagabend-Unterhaltung in den Schatten stellt. Der ambitionierte Show-Teil der Veranstaltung wurde von einer Jugendgruppe bestritten, die Songs und Teile eines selbstgeschriebenen Umwelt-Musicals engagiert auf die Bühne brachte und zeigte , was für ein ungehobenes Potential inhaltlich wie kreativ hier noch schlummert.
Unter dem Motto:" Gemeinsam sind wir stark!" sprach Herbert Starmühler ebenso prägnante wie berührende Worte zur Einleitung und eröffnete den Reigen der jeweils auf sechs Minuten beschränkten Vorstellung der verschiedenen Initiativen.
Den Anfang machte Friedrich Brandstetter, BI Brennnessel: "Wie man mit Bürgerinitiativen und Bürgern in (NÖ) umgeht." Anhand der geplanten aber völlig überflüssigen Umfahrung von Mistelbach wurde sehr deutlich, dass GANZ DRINGEND mehr TRANSPARENZ in der Planung und Abwicklung öffentlicher Bauvorhaben Not tut. Brandstetter zeigte ein erschreckendes Demokratie-Defizit auf, welches so rasch als möglich beseitigt werden muß.
Weiter ging es mit dem skandalösem Verhalten der versagenden Behörden in Korneuburg, die jahrelang die massive Verschmutzung des Abwassers seitens der Firma Kwizda geduldet haben. Vorgestellt wurde dies sehr übersichtlich von Matthias Schabl, BI Pro reines Wasser, unter dem Titel "TRANSPARENZ Wie Politik, Verwaltung und Grundwasser durch Bürger wieder klar werden."
In diesem Zusammenhang wurde auch mit einem kurzen Einschub auf die eminent wichtige Arbeit von Josef Barth - Transparenzgesetz.at hingewiesen - ein richtungsweisender Hebel hin zu einem fairen und lebenswertem Gemeinwesen.
Nächster Programmpunkt war das leidige Schiefergas-Thema. Andreas Czezatke von der BI SCHIEFESgas referierte unter dem Titel: "Wie wir Fracking bei uns - vorerst verhindern konnten". Endgültig gebannt ist der monströse Schrecken dieser Irrwitz-Technologie leider noch nicht, aber angesichts des sehr strukturierten Widerstands und den wahrhaft nur als katastrophal zu bezeichnenden ersichtlichen Auswirkungen dieser "Technologie" in den USA, speziell in Pennsylvania, praktisch chancenlos. Im Grunde genommen ist es unfassbar, wie solch fossiles Gedankengut der Konzerne überhaupt in Erwägung des Gemeinwesens gezogen wird. Daran lässt sich auch der Grad von Schwäche und/oder Bestechlichkeit der aktuellen Politik erwägen. Ein verantwortungsvoller VOLKSVERTRETER könnte seine Zustimmung zu einer so kontraproduktiven Technologie nie geben.
Die musikalische Einlage des Musicalsongs ‘WIR ÄNDERN DAS’ passte hierauf sehr gut.
Gerhard Kaindl von der verdienten Umwelt-NGO EUROSOLAR AUSTRIA präsentierte sein sensationelles PLUS-ENERGIEHAUS, das auf dem aktuellstem Stand der Technik den Beweis erbringt, wie vernünftig eingesetzte Ressourcen nicht nur den Energiebedarf kostengünstigst abdecken, sondern darüber hinaus sogar Ertrag gerieren und - selbstverständlich die Umwelt schonen. Ein vorgelebtes, praktisches Beispiel und beste Illustrierung des Mottos der Versammlung: " ES GEHT DOCH!"
Es folgte ein Vortrag über die Parlamentarische Bürgerinitiative ‘SOS-Fluglärm" der BI ‘Liesing gegen Fluglärm und die 3. Piste’, sehr fachmännisch und eloquent vertreten durch Karl Schiebl von, der deutlich machte, dass eine Zunahme von Transitpassagieren in Schwechat außer Belastung für Anwohner und Umwelt selbst auch wirtschaftlich keinen Vorteil bringt.
Die Machenschaften der Fossil-Konzerne am Beispiel Tauerngasleitung wurden von Sirikit Reuchlin, BI Nein zur Tauerngasleitung, Scheffau/Salzburg, beleuchtet. Ihre sehr authentische und humorvolle Schilderung der unerhörten Vorgangsweise der Salzburger Behörden und Energieversorger ihr gegenüber als Grundbesitzerin faszinierte den Saal und brachte ihr die ungeteilte menschliche Sympathie der über dreihundert Anwesenden. Die streitbare Bürgerinitiative scheut auch nicht den Weg nach Brüssel zu Energiekommissar Oettinger. Diesem EU-Technokraten wird ein frischer Wind aus den Tauern sicher sehr gut tun und hoffentlich Appetit auf umweltfreundlichere Energielösungen machen!
Isolde Schönstein von der sehr engagierten und auch sehr beliebten Arge SCHÖPFUNGSVERANTWORTUNG kündigte die Einrichtung einer Plattform für junge Menschen an, die ab Jänner online für Sorgen und Nöte der jungen Generation zur Verfügung stehen wird und mit Rat und Tat junges Umweltbewußtsein unterstützen wird.
Abschließend hatte Wolfgang Löser die Gelegenheit, sein mit Klaus Faißner verfasstes neues Buch ‘DER ENERGIE-REBELL, Wärme- Strom und Kraftstoff aus regionalen Quellen für Jedermann!’ zu präsentieren. Auf seine so gewinnende und direkte Art plädierte er für energieautarke Gemeinden und für den so einleuchtenden Grundsatz, dass Energie möglichst dort erzeugt wird, wo sie auch verbraucht wird - nämlich DEZENTRAL. Alles andere ist Geschäftemacherei auf dem Rücken des abhängigen Verbrauchers. Demnächst wird dieses soeben erschienene und für die allgemeine Verständlichkeit einer autarken Energieversorgung so wichtige und bahnbrechende Werk von oekonews besprochen werden.
Souverän und erfrischend moderiert von Initiator Herbert Starmühler folgte die Bekanntgabe der gemeinsamen Resolutionen, die überwiegend einstimmig angenommen wurden (siehe weiter unten) sowie ein informativer Dialog des Publikums mit den Referenten.
Alles in allem eine sensationelle Veranstaltung, bei der das enorme Potential von einer Solidarisierung der BÜRGERINITIATIVEN deutlich spürbar wurde. Mit der Glasnost-Bewegung hatte unter Mikael Gorbatschow in Russland der wesentliche Reform-Impuls gegen krypto-kommunistische Mißstände begonnen. Die aktuellen krypto-matriallistischen Verhältnisse bedürfen ebenfalls einer schleunigsten Korrektur.
Als Sponsoren/ Aussteller waren PVT Austria, Windkraft Simonsfeld, Fa. Raymann, Fa. Sandler, Fa. Bike City und Fa. Gurschka dabei.
Unabhängiges Netzwerk Bürgerinitiativen
Teilnehmer am Tag der Bürgerinnen und Initiativen in Mistelbach:
Erster E-Autarker Bauernhof Streitdorf , aktion 21 - pro Bürgerbeteiligung Wien, Aktionsgemeinschaft Hochwasserschutz Korneuburg/Bisamberg, Arge Schöpfungsverantwortung Wien, Arge Umweltbewusstes Handeln Siebenhirten, BI "135 Abgeordnete sind genug" Wilfersdorf/Stockerau, BI Brennessel Mistelbach, BI gegen die Tauerngasleitung Salzburg, BI Gegen Gift Mistelbach, BI gegen noch mehr Lärm Bisamberg, BI Liesing gegen Fluglärm Wien, BI Risiko-Gas Poysdorf, BI Saubere Energie Niederkreuzstetten, Bundesverband nachhaltige Mobilität, Dorf bleiben Kreuzstetten, Eurosolar Wien, Grüne Lunge Gerasdorf, Gruppe Karl Kasenbacher Langenzersdorf, Gruppe Kinderarzt F. Sator Korneuburg, ichwilldiebahn.at, Info-Plattform Marchfeldkogel Markgrafneusiedl, 2 Kremser Gruppe attac, Lebenswertes Weinviertel Seebarn, Ökobüro Wien, Pro reines Wasser Korneuburg, renewable energy Mödling, SCHIEFESGas Herrnbaumgarten, Sonnenstrom Gföhl, 9 Verein "Energiebündel Weinviertel", Verein ElektroTrieb Langenzersdorf, Verein FEE-Fotovoltaikgemeinschaft Maria-Enzersdorf , 32 Verein für Energie-Autarkie - Kleinengersdorf, Verein Photovoltaikbetreiber Wien, Verein Schützt Bad Blumau vor Agrarindustrie, Weinviertel Energie Stockerau, www.transparenzgesetz.at Wien, Zukunftsinitiative Korneuburg
Die Bürgerinitiativen verbindet die Forderung nach einer ZUKUNFTPOLITIK IM SINNE DER GENERATIONENGERECHTIGKEIT
Mit folgenden Hauptpunkten:1., Wir fordern das umfassende Recht auf Information und Einsicht in die Akten der Verwaltung sowie eine Veröffentlichungspflicht für Behörden.
2., Volle Transparenz bei Ausgaben der öffentlichen Hand. Alle Ein- und Ausgaben müssen unmittelbar den Bürgern bekannt gegeben werden und zukünftig von unabhängiger Stelle kontrolliert werden.
3., Wir fordern die Bundesregierung auf, die Förderung für fossile und atomare Energieträger zu beenden und mit diesen Mitteln den Umstieg auf Erneuerbare Energien mittels Vorranggesetz zu beschleunigen ohne Deckelung. Weiters fordern wir ein Verbot von Fracking.
4., Reduktion der Nahrungsmittel-Abhängigkeit vom Ausland. Die Einfuhr von 50% aller Nahrungsmittel soll sofort durch Stärkung der regionalen Produktion gesenkt werden.
GastautorIn: Daniel Hackenberg für oekonews.
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