Hühner- und Schweinemist bringt Traktor auf Touren

Europas erster Dieseltraktor mit Biogas-Antrieb: Vom Forschungsprojekt zur Marktreife

Linz/St. Valentin -Mit einem europaweit ersten Forschungs- und Entwicklungsprojekt soll es für Steyr Traktoren in Zukunft möglich sein, auf einen umweltfreundlichen und kostensparenden Biogas-Antrieb umzusteigen. Die Firma LuPower hat in Zusammenarbeit mit Steyr Traktoren, OÖ. Ferngas und dem Agrarressort des Landes OÖ den Prototyp eines Diesel-Traktors mit Biogas-Antrieb entwickelt. Der Treibstoff Biogas kommt dabei direkt vom Bauernhof – aus dem Mist von Schweinen, Hühnern und Rindern.

Mit einem Nachrüstkit werden moderne Dieseltraktoren auf Biogasbetrieb umgebaut. Damit können vor allem Maschinen der Land- und Forstwirtschaft sowie von Kommunen umwelt-, klimafreundlich und kostengünstig betrieben werden. Erstmals zu betrachten ist der Prototyp des Traktors mit Erdgas/Biogas-Antrieb ab Mittwoch auf der Energiesparmesse in Wels.

Eine Lösung zur Kostenreduktion und für den Klimaschutz haben die OÖ. Ferngas AG in Kooperation mit Steyr Traktoren CNH Österreich GmbH und LuPower Energie-Projekt GmbH & Co KG entwickelt. Ein Traktor des Typs CVT 6195 kann in Zukunft nicht nur mit Diesel, sondern zusätzlich mit Biogas/Erdgas betrieben werden. Biogas kommt direkt vom Bauernhof - aus Hühner-, Schweine- und Kuhmist entsteht ein wertvoller Energieträger. Bereits seit 2006 speist die OÖ. Ferngas mit einer Biogasanlage in Pucking, die ihren ‘Rohstoff’ von 10.000 Hühnern erhält, Biogas in ihr Leitungsnetz ein. Dafür wurde die OÖ. Ferngas 2006 in Vancouver mit dem Global Energy Award ausgezeichnet.

Diese neue Technologie, die nun auch für den Antrieb von Landmaschinen genutzt werden kann, kann auf der Energiesparmesse in Wels besichtigt werden.

‘Als Traktorenmarke Nr. 1 in Österreich sehen wir es auch als Auftrag, alternative Energien und Technologien als Innovationen für unsere Produkte zu entwickeln’, so DI Rudolf Hinterberger, CNH Steyr Business Direktor Österreich-Schweiz-Slowenien.

Durch das Nachrüsten eines Steyr Traktors CVT 6195 auf einen bivalenten Betrieb mit Erd- und Biogas können bis zu 40 Prozent der Dieselkosten gespart werden. Da Biogas als Treibstoff CO2 neutral ist, ist diese Entwicklung aber nicht nur kostengünstig, sondern auch umwelt- und klimaschonend. Durch die Umstellung auf Biogas ergibt sich pro Fahrt eine Reduktion des CO2 – Ausstoßes um 20 Prozent. Die Stickoxyd-Reduktion liegt bei 17 Prozent, der Ausstoß von Feinstaubpartikel ist um 19 Prozent niedriger, Kohlenwasserstoffe werden um 87 Prozent und die Kohlenmonoxid sogar um 97 Prozent weniger emittiert.

Dieseltreibstoff muss bei den selbstzündenden Dieselmotoren zwar weiterhin Zündmittel bleiben, je nach der Leistungskurve wird aber das Biogasgemisch der Ansaugluft beigemengt und der Dieselanteil so deutlich zurückgenommen.

‘In Europa gibt es eine große Anzahl von landwirtschaftlichen Biogasanlagen, die Großteils Strom erzeugen’, meint Johann Grünberger, Vorstandvorsitzender der OÖ. Ferngas. ‘Dadurch ist gewährleistet, dass genügend Biogas als Treibstoff für die Traktoren zur Verfügung steht,’ sieht Grünberger einen weiteren Vorteil in der neuen Technik. Alleine in Oberösterreich stehen bereits mehr als 100 Biogasanlagen in landwirtschaftlichen Betrieben.

Der biogene Treibstoff wird aus Mist, Gülle, nachwachsenden Rohstoffen und biogenen Abfällen gewonnen. Das Biogas kann somit von jedem landwirtschaftlichen oder kommunalen Betrieb selber produziert werden. Durch bereits erprobte Filtertechnik wird das Biogas zu hochwertigem Biotreibstoff aufbereitet. Das Biogas wird in Composit - Flaschen gefüllt, welche am Traktorrahmen befestigt werden. Diese innovative Nachrüsttechnik entwickelte die Firma LuPower aus St. Andrä im Lungau.

Grünberger verweist auf weitere Vorteile: ‘Die Produktion von Biogas verringert die Importe von fossilem Treibstoff und erhöht damit die Wertschöpfung im eigenen Land.’

‘Das Nachrüsten der Steyr Traktoren CVT 6195 wird rund 15.000 Euro kosten. Dafür soll es eine Reihe von Fördermöglichkeiten geben, die allerdings in den Bundesländern verschieden hoch ausfallen’, informiert LuPower-Geschäftsführer Ing. Herbert Spreitzer. Vor allem das klima:aktiv-Programm des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft (BMLFUW) bietet eine Kostenersatz bis zu 30 Prozent. Das Ansuchen dafür muss allerdings vor Projektbeginn gestellt werden.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /