Digitale Umbrüche, schwindende Vielfalt: Die Medienkrise in Österreich
Der Beitrag von Hendrik Theine und Ko-Autor:innen „Die Krise intensiviert sich? Medienökonomische Perspektiven auf die ‚vierte Gewalt‘ in Österreich“ zeigt, wie die Digitalisierung zu einer tiefgreifenden wirtschaftlichen Krise des Journalismus führt – mit alarmierenden Folgen für Medienvielfalt, Pressefreiheit und die demokratische Öffentlichkeit.
Drei zentrale Entwicklungen prägen diese Krise:
1) Die Mediennutzung verlagert sich rasant ins Digitale,
2) Werbeerlöse wandern zu großen Tech-Konzernen wie Google und Meta ab und
3) Traditionelle Geschäftsmodelle von Nachrichtenmedien geraten in die Krise.
Diese Trends bringen harte Einschnitte mit sich: Stellenabbau, schrumpfende Redaktionen, weniger Zeit für gründliche Recherche. Medienkonzentration und mögliche Insolvenzen drohen – ganze Regionen könnten zu sogenannten „Nachrichtenwüsten“ werden. Gleichzeitig wächst damit die Abhängigkeit der Medien von öffentlichen Inseraten und den verbleibenden wenigen Finanzierungsquellen. Das macht sie anfällig für politische Einflussnahme – wie zahlreiche Skandale der letzten Jahre zeigen. Das geleakte Verhandlungsprotokoll der FPÖ-ÖVP-Koalitionsgespräche haben außerdem deutlich gemacht, was alles in Zukunft noch möglich sein könnte. In Ländern wie Ungarn ist bereits sichtbar, wie schnell Medien unter politische Kontrolle geraten können, wenn demokratische Sicherungen fehlen.
„Wenn wir nicht rasch gegensteuern, droht ein Medienmarkt, der noch weiter von einigen wenigen Akteuren dominiert wird – zulasten von Vielfalt, kritischem Journalismus und letztlich der demokratischen Kultur“, warnt Studienautor Hendrik Theine.
Besonders besorgniserregend ist, dass autoritäre Akteure – wie derzeit in den USA oder auch in Österreich – den Begriff Meinungsfreiheit rhetorisch instrumentalisieren, während sie zugleich unabhängige Medien systematisch angreifen. „Wer Pressefreiheit ständig ruft, aber gleichzeitig kritischen Journalismus aushungert, meint in Wahrheit seine eigene Machtabsicherung – nicht demokratische Offenheit“, so Theine.
Was ist zu tun? Die Autor:innen betonen folgende ineinandergreifende Maßnahmen:
Ein demokratisches Mediensystem braucht Unabhängigkeit – von kommerziellen Interessen und politischer Einflussnahme. Die Zeit zu handeln ist jetzt. Ohne grundlegende Reformen droht Österreich eine medienpolitische Schieflage mit weitreichenden Folgen für Demokratie und Gesellschaft.
Literatur
Theine, Hendrik/Friedrich, Juliane/Grabner, Daniel/Ferschli, Benjamin (2025). Die Krise intensiviert sich? Medienökonomische Perspektiven auf die "vierte Gewalt" in Österreich. Wirtschaft und Gesellschaft 50 (4), 21–52. 10.59288/wug504.264
Drei zentrale Entwicklungen prägen diese Krise:
1) Die Mediennutzung verlagert sich rasant ins Digitale,
2) Werbeerlöse wandern zu großen Tech-Konzernen wie Google und Meta ab und
3) Traditionelle Geschäftsmodelle von Nachrichtenmedien geraten in die Krise.
Diese Trends bringen harte Einschnitte mit sich: Stellenabbau, schrumpfende Redaktionen, weniger Zeit für gründliche Recherche. Medienkonzentration und mögliche Insolvenzen drohen – ganze Regionen könnten zu sogenannten „Nachrichtenwüsten“ werden. Gleichzeitig wächst damit die Abhängigkeit der Medien von öffentlichen Inseraten und den verbleibenden wenigen Finanzierungsquellen. Das macht sie anfällig für politische Einflussnahme – wie zahlreiche Skandale der letzten Jahre zeigen. Das geleakte Verhandlungsprotokoll der FPÖ-ÖVP-Koalitionsgespräche haben außerdem deutlich gemacht, was alles in Zukunft noch möglich sein könnte. In Ländern wie Ungarn ist bereits sichtbar, wie schnell Medien unter politische Kontrolle geraten können, wenn demokratische Sicherungen fehlen.
„Wenn wir nicht rasch gegensteuern, droht ein Medienmarkt, der noch weiter von einigen wenigen Akteuren dominiert wird – zulasten von Vielfalt, kritischem Journalismus und letztlich der demokratischen Kultur“, warnt Studienautor Hendrik Theine.
Besonders besorgniserregend ist, dass autoritäre Akteure – wie derzeit in den USA oder auch in Österreich – den Begriff Meinungsfreiheit rhetorisch instrumentalisieren, während sie zugleich unabhängige Medien systematisch angreifen. „Wer Pressefreiheit ständig ruft, aber gleichzeitig kritischen Journalismus aushungert, meint in Wahrheit seine eigene Machtabsicherung – nicht demokratische Offenheit“, so Theine.
Was ist zu tun? Die Autor:innen betonen folgende ineinandergreifende Maßnahmen:
- Inseratenvergabe reformieren: Öffentliche Gelder nicht mehr zur Gunst von Parteien verteilen, sondern gezielt und transparent für Qualitätsjournalismus einsetzen.
- Presseförderung demokratisch und unabhängig gestalten: Etwa über einen unabhängigen Public Media Trust Fund, der Kriterien wie journalistische Qualität, Ethik und Redaktionsunabhängigkeit zur Grundlage macht.
- Medienvielfalt stärken: Genossenschaftlich organisierte oder gemeinnützige Medien gezielt fördern, um wirtschaftliche Zwänge zu reduzieren.
- Demokratisierung der Medien: Mehr Mitbestimmung durch Journalist:innen und das Publikum, weniger Einfluss durch Eigentümer:innen und Parteipolitik.
- Schutz des öffentlich-rechtlichen Rundfunks: Der ORF muss gegen parteipolitische Einflussnahme abgesichert und langfristig finanziell stabil aufgestellt werden.
Ein demokratisches Mediensystem braucht Unabhängigkeit – von kommerziellen Interessen und politischer Einflussnahme. Die Zeit zu handeln ist jetzt. Ohne grundlegende Reformen droht Österreich eine medienpolitische Schieflage mit weitreichenden Folgen für Demokratie und Gesellschaft.
Literatur
Theine, Hendrik/Friedrich, Juliane/Grabner, Daniel/Ferschli, Benjamin (2025). Die Krise intensiviert sich? Medienökonomische Perspektiven auf die "vierte Gewalt" in Österreich. Wirtschaft und Gesellschaft 50 (4), 21–52. 10.59288/wug504.264