COP30: Klima-Allianz warnt vor „Scheinlösungen“ für den Globalen Süden
Kurz vor Beginn der Weltklimakonferenz COP30 im brasilianischen Belém wird der Ruf nach einem gerechten Wandel immer lauter. Bei einer Online-Pressekonferenz präsentierte die Allianz für Klimagerechtigkeit ihre zentralen Forderungen und warnte gleichzeitig vor weiteren „Scheinlösungen“, die den Globalen Süden erneut benachteiligen könnten.
Vertreter:innen aus Bangladesch, Brasilien und Österreich machten deutlich: Ohne echte Solidarität, klare Finanzierungszusagen und den Ausstieg aus fossilen Energien drohe die Klimapolitik der internationalen Gemeinschaft erneut zu scheitern.
Für Mrityunjoy Das, den stellvertretenden Direktor für Klimaschutzmaßnahmen bei CARE Bangladesch, ist die Klimakrise keine abstrakte Bedrohung, sondern tägliche Erfahrung:
„Wie in Bangladesch verlieren Millionen Menschen weltweit bereits ihr Zuhause, ihre Lebensgrundlagen und ihre Zukunft. Die COP30 muss endlich liefern: den vollständigen Ausstieg aus fossilen Energien, klare Meilensteine für internationale Klimafinanzierung und neue Mittel für den Fonds für Verluste und Schäden.“
Bangladesch zählt zu den Ländern, die besonders stark unter Überschwemmungen, Sturmfluten und steigenden Meeresspiegeln leiden – Folgen, die durch den globalen Temperaturanstieg weiter zunehmen.
Auch Angelika Derfler von Südwind betont, dass Klimagerechtigkeit ohne Menschenrechte nicht zu haben sei. „Es braucht einen umfassenden, sozial und ökologisch gerechten Wandel – eine echte Just Transition,“ so Derfler. „Auf der COP30 muss dafür ein internationaler Mechanismus beschlossen werden, der Frauen, Jugendliche, Indigene und andere marginalisierte Gruppen gleichberechtigt in Entscheidungsprozesse einbindet.“
Damit richtet sich die Allianz klar gegen eine Klimapolitik, die technologische Lösungen priorisiert, aber soziale Fragen ausblendet – und fordert eine konsequente Neuausrichtung globaler Wirtschafts- und Finanzsysteme.
Francisco Kelvim Nobre da Silva, nationaler Koordinator der Bewegung der Staudammbetroffenen in Brasilien und Mitglied der Politischen Kommission des Peoples’ Summit, erinnerte an die lange Tradition der zivilgesellschaftlichen Gipfel:
„Die Peoples’ Summits sind Orte des Kampfes und der Hoffnung. Hier bekommen jene eine Stimme, die am wenigsten zum Klimawandel beigetragen haben – indigene, traditionelle und marginalisierte Gemeinschaften.“
Parallel zur COP30 wird auch in Belém ein solcher Peoples’ Summit stattfinden, bei dem hunderte Organisationen aus aller Welt alternative Lösungen diskutieren und Druck auf die internationale Politik ausüben wollen.
Martin Krenn von der Koordinierungsstelle der Österreichischen Bischofskonferenz sieht dringenden Handlungsbedarf: „Die derzeit bekannten nationalen Klimaschutzziele reichen nicht aus, um das Pariser Abkommen einzuhalten. Wir brauchen ein fixes, nach Ländern differenziertes Enddatum für die Förderung und Nutzung fossiler Energie – und eine rasche Nachschärfung der Klimaziele binnen eines Jahres.“
Auch bei der Klimafinanzierung fordert Krenn verbindliche Zusagen: „Reiche Staaten wie Österreich müssen ihre Verpflichtungen erfüllen, um das Ziel von 300 Milliarden US-Dollar jährlich zu erreichen. Dazu gehören mehrjährige öffentliche Mittel für Anpassungsmaßnahmen im Globalen Süden, ein Ende fossiler Subventionen und klare Grenzen für private Investitionen in Kohle, Öl und Gas.“
Mit Blick auf die anstehenden Verhandlungen in Belém zeigt sich die Allianz entschlossen: Nur ein gerechter, inklusiver und verbindlicher Klimaschutz kann das Vertrauen der betroffenen Menschen im Globalen Süden zurückgewinnen.
„Die Zeit der leeren Versprechen ist vorbei“, heißt es in der gemeinsamen Erklärung. „Die COP30 muss ein Wendepunkt werden – hin zu echter Klimagerechtigkeit.“