AMA–Gütesiegel Teil 1: Unappetitliche Schweinemassenhaltung in Schmutz und Kot?
Die AMA ist jedoch ein „Wesen mit zwei Köpfen„: Die 1992 gegründete „eigentliche AMA„ ist eine Körperschaft öffentlichen Rechts, die sich als „Marktordnungsstelle„ versteht. Sie besitzt eine 100prozentige Tochter namens „AMA Marketing GmbH„, die zwar theoretisch auch einen Auftrag zur Qualitätssicherung hat, jedoch auch die Vermarktung von Landwirtschaftsprodukten steigern soll. Qualitätssicherung und Umsatzsteigerung sind allerdings oft gegenläufige Ziele, und es macht zu Recht misstrauisch, wenn beide Ziele von ein und derselben Institution angestrebt werden.
Überdies werden die Leitungsgremien beider Institutionen nicht durch Wahlen, sondern von den Kammern besetzt. Vertreter von Tierschutz–, Umwelt– und Konsumentenschutzorganisationen sind laut VGT in den AMA–Leitungsgremien nicht vertreten.
Erschreckende Fotos aus AMA–Gütesiegel–Betrieben?
Kahle, oft mit Kot verschmutzte Stallbuchten, extrem überbelegte Ställe, wo sich die Schweine kaum rühren können, Exkremente im Futter– und Wassertrog, unbehandelte blutende Wunden, die höchstwahrscheinlich aufgrund der im engen, finsteren Stall auftretenden Aggressionen durch Verbisse entstanden sind – das sind nur einige der Funde. Viele der Missstände waren keine Einzelfälle, sondern zogen sich durchgehend durch viele der untersuchten Betriebe.
Manche Schweine – an sich höchst reinliche Tiere, wenn sie artgerecht gehalten werden – wirkten aufgrund der unzumutbaren Enge in den Ställen geradezu „paniert„ mit einer Kruste aus Exkrementen, die offenbar nicht durch die Spalten im kahlen Boden gefallen waren und beim gedrängten Liegen auf der Haut kleben blieben.
Was bringt das AMA–Gütesiegel?
Dass dies nicht artgerecht ist, ist jedem Biologen klar (somit auch dem Autor dieser Zeilen). Insofern verletzt die Tierhaltungsverordnung das Tierschutzgesetz!
Bei einem „Gütesiegel„ würde man eigentlich eine verbesserte, artgerechte Tierhaltung erwarten. Nicht zuletzt zeigen die AMA–Werbefotos eine heile Welt mit glücklichen Tieren. Die AMA schreibt zwar einige „Verbesserungen„ vor (etwa beim Futter, beim pH–Wert des Fleisches oder eventuellen Verletzungen vor der Schlachtung), sie übernimmt jedoch die Sardinenbüchsen–Haltung mit einem Quadratmeter pro 110–Kilogramm–Schwein ohne Einstreu, und natürlich ohne Notwendigkeit, den Schweinen jemals im Schweineleben einen kurzen Auslauf ins Freie zu gewähren.
Der Jurist Mag. Eberhart Theuer sprach bei der Pressekonferenz folgerichtig davon, dass manche Leute das AMA–Gütesiegel im Wesentlichen als Marketing–Gag ansehen, der nichts oder kaum etwas zur Qualitätssteigerung der Ware oder gar zur artgerechten Haltung beiträgt.
Werbung und Realität beim AMA–Gütesiegel?
Im zweiten Teil der Serie werden wir genauer auf die schweren VGT–Vorwürfe eingehen und über die offiziellen Stellungnahmen der AMA Marketing berichten.