Wissenschafter:innen: Unabhängiges Umwelt- und Klimaministerium muss erhalten bleiben
Umwelt-Agenden müssen auch künftig unbeeinflusst von Agrar- und Fossil-Lobbies bleiben, fordern Klimawissenschafterin Kromp-Kolb, Biodiversitätswissenschafter Essl und Greenpeace
Die Umweltschutzorganisation Greenpeace fordert gemeinsam mit den beiden renommierten Wissenschafter:innen Prof. Helga Kromp-Kolb und Prof. Franz Essl von der nächsten Bundesregierung ein weiterhin unabhängiges Umwelt- und Klimaministerium. Von 2000 bis 2019 war das Umweltministerium in Österreich bloß ein Anhängsel des Landwirtschaftsministeriums. Die Umweltbilanz dieser Zeit falle dementsprechend großteils desaströs aus, so Greenpeace.
Sebastian Theissing-Matei, Landwirtschaftsexperte bei Greenpeace in Österreich: "Die Vergangenheit hat gezeigt, dass sich die Natur in einem gemeinsamen Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt hinten anstellen muss. Umwelt- und Klimaschutz wurden durch beinharte Klientelpolitik ausgebremst. Das darf sich nicht wiederholen. Auch die nächste Bundesregierung darf den Schutz unserer Natur jetzt keinesfalls wieder zu einem Nischenthema degradieren und irgendwo im letzten Winkel eines anderen Ministeriums verräumen."
Prof. Helga Kromp-Kolb, Klimaforscherin und Wissenschafterin des Jahres 2005: "Gerade erst im Sommer haben wir die eskalierende Klimakrise alle deutlich gespürt. Auf Rekord-Hitzewellen folgten schwere Überschwemmungen. Klimaschutz ist daher immer auch der Schutz von uns Menschen selbst. Sozial gerechter Klimaschutz ist und bleibt viel zu wichtig, um den kurzfristigen wirtschaftlichen Interessen einzelner Akteurinnen und Akteure untergeordnet zu werden. Langfristig gehen diese Interessen ohnehin Hand in Hand."
Prof. Franz Essl, Wissenschafter des Jahres 2022 und Mitglied im Leitungsteam des Österreichischen Biodiversitätsrats: "Das rasante Artensterben in Österreich ist die Zwillingskrise der Klimakrise. Zum Glück wird immer mehr Menschen bewusst, dass intakte Naturräume kein Luxus sind, sondern die notwendigen Lebenserhaltungssysteme unseres Planeten. Sie geben uns sauberes Wasser, saubere Luft, Wildbienen, die unser Essen bestäuben und vieles mehr. Ohne eine gesunde und intakte Natur wird es zukünftig auch keine sichere und wohlhabende Gesellschaft geben."
Ein unabhängiges Umwelt- und Klimaministerium ist entscheidend für Fortschritte beim Schutz unserer Lebensgrundlagen. So muss sich Österreich etwa endlich von der Abhängigkeit von fossilen Energien wie Öl und Gas befreien. Unter anderem, indem ein sozial gerechter Ausstieg aus Öl- und Gasheizungen umgesetzt und das Angebot an öffentlichen Verkehrsmitteln massiv ausgebaut wird. Auch muss der Schutz der Natur gestärkt werden, durch Renaturierung geschädigter Lebensräume und den Stopp der Verbauung wertvoller Naturflächen. Bei der Bekämpfung der Plastikflut gibt es ebenso viel zu tun. Hier sollte die neue Bundesregierung die Mehrwegquote deutlich anheben. Wissenschafterin Kromp-Kolb, Wissenschafter Essl und Greenpeace fordern gemeinsam eine starke Umweltministerin oder einen starken Umweltminister, der in der kommenden Regierung echten Umwelt- und Klimaschutz umsetzt.
Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /