Alte Wege, neue Ziele: Mittelwaldbewirtschaftung als Schlüssel für Biodiversitäts- und Klimaschutz
Neues Projekt des Umweltdachverbandes macht auf die Potenziale traditioneller Kulturlandschaftswälder für Natur und Klima aufmerksam
Der 26. Oktober lenkt als österreichischer Nationalfeiertag den Fokus auf die Geschichte des Landes und bietet die Chance, unseren Blick auch für die natürlichen Schätze Österreichs und ihre generationenüberdauernde Nutzung zu schärfen. Ein Beispiel dafür sind traditionell bewirtschaftete Mittelwälder, die vor allem im sommerwarmen Osten Österreichs zu finden sind. Sie sind ein Beispiel für klimawandelangepasste Forstwirtschaft und zeichnen sich durch eine besonders hohe Biodiversität aus. „Die verbreitete Meinung, dass vor allem ‚unberührte’, alte Wälder stets die höchstmögliche Biodiversität aufweisen, stimmt nur bedingt. Gerade auch traditionelle Betriebsarten, die auf der regelmäßigen Nutzung von Stockausschlägen basieren, fördern eine große Vielfalt an Pflanzen und Tieren. Mittelwälder, wie sie im Weinviertler Hügelland vorkommen, sind ein Paradebeispiel für Kulturlandschaftswälder, die durch ihre historische Bewirtschaftung nicht nur zur Erhaltung der Artenvielfalt beitragen, sondern auch die Widerstandsfähigkeit der Wälder gegenüber dem Klimawandel stärken. Gerade im Herbst, den viele Menschen zum Wandern und Schwammerlsuchen im Wald nutzen, sollten wir uns dem zunehmenden Schutzbedarf dieser besonderen Ökosysteme bewusst werden. Ein wichtiger Baustein dafür ist das EU Nature Restoration Law, das den Rahmen für die Wiederherstellung wertvoller Naturräume in ganz Europa setzt. In der österreichischen Forstwirtschaft spielen die Mittelwälder im Kontext dieses Gesetzes eine wichtige Rolle“, so Gerald Pfiffinger, Geschäftsführer des Umweltdachverbandes.
Tradition trifft Zukunft
Die von Eichen dominierten Mittel- und Niederwälder unterscheiden sich deutlich von den Wäldern im Großteil des Landes. „Über Jahrhunderte haben sich im pannonisch geprägten Osten Österreichs an die ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen Gegebenheiten angepasste, traditionelle Waldbewirtschaftungsformen entwickelt. Durch zeitgemäße Bewirtschaftungs- und Pflegekonzepte können diese seltenen Wälder erhalten und als Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten, wie Ziegenmelker (Caprimulgus europaeus) und Diptam (Dictamnus albus), zukunftssicher gemacht werden“, sagt Christian Fraissl, Experte für Biodiversität und Wald im Umweltdachverband.Biodiversität und Klimaanpassung im Fokus
Das LE-Projekt „Alte Wege, neue Ziele“ des Umweltdachverbandes widmet sich der Bedeutung der historischen Waldnutzungsformen Mittel- und Niederwald für die Entstehung und Erhaltung einer schutzbedürftigen Biodiversität. Im Rahmen des Projektes führte der Umweltdachverband am 9. Oktober einen Exkursionsworkshop im Steinbergwald und Hochleithenwald in Niederösterreich durch, bei dem das Potenzial von Mittelwäldern als Hotspots der Biodiversität und ihre Rolle für die Klimawandelanpassung in einer von Trockenheit geprägten Region dargestellt wurden. Eine innovative Möglichkeit, um Wälder an klimatische Veränderungen anzupassen, bietet das Waldfondsprojekt FORSITE II, das im Rahmen des Exkursionsworkshops vorgestellt wurde: Durch eine dynamische Waldtypisierung können Waldbewirtschafter:innen ihre Strategien individuell anpassen und so die Resilienz und Nachhaltigkeit der Wälder stärken.Verwandte Artikel:
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Weitere Infos: Umweltdachverband
Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /