© Gerd Altmann auf pixabay.com
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Informationskrise im Gesundheitssektor: Das Vertrauen nimmt weiterhin ab

Gesundheitsthemen werden zunehmend politisiert - Immer mehr Befragte in Deutschland befürchten die zunehmende Politisierung des Gesundheitssektors

Schlüsselfaktor Vertrauen: Menschen zu befähigen die richtigen Informationen zu finden und diesen auch zu vertrauen ist der Schlüssel zu besserer Gesundheit.

Frankfurt - Das Vertrauen in Gesundheitsunternehmen nimmt weltweit ab (seit 2023 um -5 Punkte auf 58 Prozentpunkte). In Deutschland hat sich das Vertrauen nicht signifikant verändert. Es vertrauen nur 51% (-2 Prozentpunkte) der Befragten den Gesundheitsunternehmen. Das zeigen die Daten des Edelman Trust Barometer 2024 Special Report: Trust and Health für den 15.000 Menschen in 16 Ländern befragt wurden, darunter 1.000 in Deutschland.

„Im Gesundheitswesen treffen die Verbraucher zunehmend ihre eigenen Entscheidungen auf der Grundlage ihrer eigenen Informationsquellen. Aber Eigenverantwortung ohne Vertrauen führt unter Anderem zu weniger Vorsorge und Ablehnung von Innovationen. Die zur Verfügungstellung guter Informationen ist einer der wichtigsten Hebel, um zum einen das Vertrauen in die Gesundheitsbranche wieder zu erhöhen und zum anderen die Kompetenz der Menschen in Gesundheitsfragen zu stärken“, so Nils Giese, Managing Director Healthcare & Regional Healthcare Marketing Lead EMEA.

Vertrauen in Gesundheitsberichterstattung bricht ein, Erfahrungen mit Falschinformationen nehmen zu

Ein Treiber dieser Entwicklung ist das anhaltende Misstrauen in die Berichterstattung der Medien über das Gesundheitswesen. Nur 40% der in Deutschland Befragten, vertrauen Medien, dass sie akkurate Informationen zu Gesundheitsthemen anbieten. Auch weltweit ist seit 2019 ein Rückgang des Vertrauens in die Berichterstattung zu sehen, um rund 14 Prozent.

Hinzu kommt: 3 von 10 der hierzulande Befragten (30%) gaben an, eine Entscheidung in Gesundheitsbelangen bereut zu haben, da sie auf Falschinformationen beruhte. Diese Erfahrung ist besonders häufig unter Jüngeren: Bei 18- bis 34-Jährigen haben 46 Prozent angegeben, Fehlinformationen aufgesessen zu sein. Auf die Frage, woher die aus Sicht der Befragten irreführenden Informationen stammten, wurden Ärzte, traditionelle Medien und Produktwerbung am häufigsten genannt.

Sorge um Politisierung der Medizin und Wissenschaft nimmt deutlich zu

Die Erschwinglichkeit der Gesundheitsvorsorge führt die Liste der Sorgen der in Deutschland Befragten an (53%). An zweite Stelle folgt die Befürchtung, dass medizinische Wissenschaft und Forschung politischer wird (49%). Das ist eine Zunahme von 12 Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr. Die Sorge vor Politisierung ist damit in Deutschland sogar größer als die Angst vor der nächsten Pandemie (47%).

Dieser Trend wird vor allem durch jüngere Deutsche vorangetrieben. So geben 45 Prozent Befragten 18- bis 34-Jährigen an, einen medizinischen Anbieter nicht mehr aufzusuchen oder dessen Rat nicht mehr zu vertrauen, wenn dieser ihre politischen oder sozialen Ansichten nicht teilt.

Angst vor neuen Technologien in der Gesundheitsbranche nimmt ab

Eine positive Entwicklung gibt es bei der Sorge, dass neue Technologien einen negativen Einfluss auf das Gesundheitssystem haben, also z.B. zu mehr Kosten und weniger Sicherheit von Gesundheitsdaten führen. Die Mehrheit der Befragten (53%) glaubt, dass neueste Technologien in den nächsten 5 Jahren schlecht für die Gesundheitsversorgung sind. Das sind aber immerhin 5 Prozentpunkte weniger als im Vorjahr. Deutschland ist damit das einzige Land unter den befragten Nationen, in dem sich diese Angst verringert hat.

Aber: es überwiegt die Skepsis, wenn es um KI-getriebene Innovationen geht. So geben beispielweise 21% der in Deutschland Befragten an, dem vermehrten Einsatz von KI in der medizinischen Diagnostik positiv gegenüberzustehen. 40% der Befragten hingegen lehnen diese Innovationen ab. KI in der Patientenkommunikation sehen 17% der hierzulande Befragten positiv, 50% sind ablehnend eingestellt.

Information und Kompetenz sind wichtige Hebel, um das Vertrauen in den Gesundheitssektor zu erhöhen und die Gesundheit des Einzelnen zu verbessern

Die zur Verfügungstellung guter Informationen ist einer der wichtigsten Hebel, um zum einen das Vertrauen in die Gesundheitsbranche wieder zu erhöhen und zum anderen die Kompetenz der Menschen in Gesundheitsfragen zu stärken. Denn: Wer sich beim Thema Gesundheit kompetent fühlt und Vertrauen in das Gesundheitssystem hat, zeigt höhere Bereitschaft an präventiven Gesundheitsmaßnahmen zum Beispiel jährlichen Vorsorgeuntersuchungen (weltweit 70% derjenigen, die sich kompetent fühlen und ein größeres Vertrauen in das Gesundheitsökosystem haben, gegenüber 56% in der Gruppe derjenigen, die sich weder in Gesundheitsfragen kompetent fühlen noch ein geringeres Vertrauen in das Gesundheitsökosystem haben. Auch erhöhen Vertrauen und Kompetenz die Akzeptanz von Innovationen: weltweit durchschnittlich 41 % in der Gruppe derjenigen mit höherem Vertrauen und höherer Kompetenz im Vergleich zu durchschnittlich 18 % in der Gruppe derjenigen, die keine Kompetenz und geringeres Vertrauen haben.

Als vertrauenswürdigste Stimmen in Gesundheitsfragen Einzelner, aber auch der Gesellschaft, wird in Deutschland der Hausarzt gesehen (84%). Auch Apotheker:innen wird stark vertraut (76%). Kein Vertrauen haben die hierzulande Befragten in CEOs von Gesundheitsunternehmen (29%), Journalist:innen (28%) und Regierungsvertreter:innen (27%).

Außerdem ist es wichtig, Informationsbarrieren abzubauen. In Deutschland haben 81% der Befragten das Gefühl, dass es eine Diskrepanz gibt, zwischen ihren derzeitigen Gesundheitszustand und dem Zustand, in dem sie sich befinden sollten. Von diesen Befragten sehen 56% den Zugang zu Informationen als Grund dafür, sich nicht besser um ihre Gesundheit kümmern zu können. Hier stören sich die Befragten vor allem an widersprüchlichen Expertenmeinungen, wechselnden Gesundheitsempfehlungen und dem Mangel an Informationen im Allgemeinen.

Über das Edelman Trust Barometer 2024 Special-Report: Trust and Health

An der Online-Umfrage zum Edelman Trust Barometer 2024 Special-Report: Trust and Health nahmen 15.000 Personen in 16 Märkten (Australien, Brasilien, Kanada, China, Frankreich, Deutschland, Japan, Mexiko, Nigeria, Südafrika, Südkorea, Singapore, Indien, Vereinigte Arabische Emirate, Großbritannien und den USA) teil, wobei die Daten die nationale Bevölkerung jedes Landes widerspiegeln und von Alter, Region und Geschlecht repräsentativ sind.

Gesamter Report in Englisch


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /