© Gerd Altmann pixabay.com
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IEA: Bis 2030 rund die Hälfte des weltweiten Stroms aus erneuerbaren Energien!

Vehementer Anstieg: Mit Solarenergie als führende Kraft in der Entwicklung werden erneuerbare Energien laut einem neuen IEA-Bericht bis Ende dieses Jahrzehnts fast die Hälfte des weltweiten Strombedarfs decken.

Aufgrund politischer Maßnahmen und einer günstigen Wirtschaftslage wird erwartet, dass die weltweite Kapazität an erneuerbarer Energie bis 2030 sprunghaft ansteigen wird. Nache einem neuen Bericht der IEA dürfte der globale Zuwachs etwa der aktuellen Stromkapazität Chinas, der Europäischen Union, Indiens und der Vereinigten Staaten zusammen entsprechen.

Laut dem Bericht „Renewables 2024“, der wichtigsten jährlichen Veröffentlichung der IEA zu diesem Sektor, werden zwischen 2024 und 2030 weltweit über 5.500 Gigawatt (GW) neue Kapazitäten für erneuerbare Energien hinzukommen – das ist fast dreimal so viel wie zwischen 2017 und 2023.

Chinas Anteil wird bis 2030 fast 60 % der weltweit installierten Kapazität an erneuerbarer Energie ausmachen, basierend auf aktuellen Markttrends und den aktuellen politischen Vorgaben der Regierungen. Damit würde China bis zum Ende dieses Jahrzehnts fast die Hälfte der weltweiten Kapazität an erneuerbarer Energie haben, verglichen mit einem Drittel im Jahr 2010. Während China die größten Mengen an erneuerbarer Energie ausbaut, verzeichnet Indien unter den großen Volkswirtschaften das schnellste Wachstum.

Allein Photovoltaik wird bis 2030 für satte 80 % des weltweiten Wachstums der erneuerbaren Energien verantwortlich sein.Auch der Windsektor steht vor einer Erholung: Die Expansionsrate wird sich zwischen 2024 und 2030 im Vergleich zum Zeitraum zwischen 2017 und 2023 verdoppeln. Schon jetzt sind Wind- und Photovoltaik in fast allen Ländern weltweit die günstigsten Optionen, um die Stromerzeugung zu steigern.

Infolge dieser Trends werden fast 70 Länder, die zusammen 80 % der weltweiten Kapazität an erneuerbarer Energie abdecken, ihre aktuellen Ambitionen für 2030 erreichen oder übertreffen. Das Wachstum steht nicht ganz im Einklang mit dem Ziel, das sich fast 200 Regierungen auf der Klimakonferenz COP28 im Dezember 2023 gesetzt haben, die weltweite Kapazität an erneuerbarer Energie in diesem Jahrzehnt zu verdreifachen – der Bericht prognostiziert, dass die globale Kapazität bis 2030 das 2,7-fache des Niveaus von 2022 erreichen wird. Die Analyse der IEA zeigt jedoch, dass das Verdreifachungsziel durchaus erreicht werden kann, wenn die Regierungen kurzfristige Handlungsmöglichkeiten nutzen. Dazu gehören mutige Pläne in der nächsten Runde der nationalen Beiträge im Rahmen des Pariser Abkommens, die im nächsten Jahr fällig sind, und die Stärkung der internationalen Zusammenarbeit zur Senkung der hohen Finanzierungskosten in Schwellen- und Entwicklungsländern, die das Wachstum erneuerbarer Energien in Regionen mit hohem Potenzial wie Afrika und Südostasien derzeit noch bremsen.

„Erneuerbare Energien entwickeln sich schneller, als nationale Regierungen sich Ziele setzen können. Grund dafür sind nicht nur die Bemühungen, die Emissionen zu senken oder die Energiesicherheit zu erhöhen – es liegt zunehmend daran, dass erneuerbare Energien heute in fast allen Ländern der Welt die günstigste Möglichkeit bieten, neue Kraftwerke zu bauen“, sagte Fatih Birol, der Exekutivdirektor der IEA . „Dieser Bericht zeigt, dass das Wachstum der erneuerbaren Energien, insbesondere Solarenergie, in diesem Jahrzehnt die Stromsysteme überall auf der Welt verändern werden. Bis 2030 werden weltweit mehr als 5.500 Gigawatt an Kapazität für erneuerbare Energien hinzukommen – das entspricht in etwa der aktuellen Stromkapazität Chinas, der Europäischen Union, Indiens und der USA zusammen. Wir erwarten, dass erneuerbare Energien bis 2030 die Hälfte des weltweiten Strombedarfs decken werden.“

Bis zum Ende dieses Jahrzehnts wird sich der Anteil von Wind- und Photovoltaikenergie an der weltweiten Stromerzeugung laut Prognose auf 30 % verdoppeln. Der Bericht betont jedoch, dass die Regierungen ihre Bemühungen verstärken müssen, diese variablen erneuerbaren Quellen sicher in die Stromsysteme zu integrieren.

In jüngster Zeit haben die Abregelungsraten – also die Nichtnutzung erneuerbarer Energien – erheblich zugenommen und liegen in mehreren Ländern bereits bei rund 10 %. Um diesem Problem zu begegnen, sollten sich die Länder auf Maßnahmen wie die Erhöhung der Flexibilität des Stromsystems konzentrieren. Eine konzertierte Initiative zur Beseitigung politischer Unsicherheiten und zur Vereinfachung von Genehmigungsverfahren – sowie der Bau und die Modernisierung von 25 Millionen Kilometern Stromnetzen und die Erreichung von 1.500 GW Speicherkapazität bis 2030, wie in einer früheren IEA-Analyse hervorgehoben – würde einen noch größeren Anteil der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien ermöglichen.

Insgesamt wird der Anteil erneuerbarer Energien am Endenergieverbrauch voraussichtlich von 13 Prozent im Jahr 2023 auf fast 20 Prozent steigen, was auf das massive Wachstum bei der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien zurückzuführen ist. Im Jahr 2030 werden diese dann voraussichtlich knapp 20 Prozent erreichen. Der Ausbau erneuerbarer Brennstoffe – dem ein eigenes Kapitel des Berichts gewidmet ist – hinkt jedoch hinterher. Dies unterstreicht die Notwendigkeit gezielter politischer Unterstützung zur Dekarbonisierung schwer zu elektrifizierender Sektoren.

Der Bericht untersucht auch den Stand der Produktion erneuerbarer Energien. Die globale Produktionskapazität für Solarenergie wird bis Ende 2024 voraussichtlich 1.100 GW übersteigen, also mehr als das Doppelte der prognostizierten Nachfrage. Dieses Überangebot, das sich auf China konzentriert, hat zwar zu einem Rückgang der Modulpreise geführt – die sich infolgedessen seit Anfang 2023 mehr als halbiert haben –, bedeutet aber auch, dass viele Hersteller große finanzielle Verluste erleiden.

Angesichts des wachsenden internationalen Fokus auf industrielle Wettbewerbsfähigkeit wird erwartet, dass sich die Produktionskapazität für Photovoltaik in Indien und den USA bis 2030 verdreifachen wird, was zur globalen Diversifizierung beitragen würde. Allerdings kostet die Produktion von Solarmodulen in den USA dreimal so viel wie in China und in Indien sogar doppelt so viel. Laut dem Bericht sollten politische Entscheidungsträger überlegen, wie sie ein Gleichgewicht zwischen den zusätzlichen Kosten und den Vorteilen der lokalen Produktion finden können, und dabei wichtige Prioritäten wie die Schaffung von Arbeitsplätzen und die Energiesicherheit abwägen.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /