© Sly auf Pixabay
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Wiener Nuklearsymposium gibt Einblick in Atomkraftprogramme von Österreichs Nachbarländern

Cities for Nuclear Free Europe/ Czernohorszky: "Atomkraft ist nicht die Lösung zur Stabilisierung des europäischen Energiesektors!"

Beim diesjährigen Wiener Nuklearsymposium stehen heute die Atomenergieprogramme verschiedener europäischer Staaten im Mittelpunkt. Unter dem Titel "Nukleares Europa" diskutieren Expert* innen die Gefahren der Atomkraft, die vor allem von Österreichs Nachbarländern ausgehen.

"Bedenklich stimmt vor allem die Neupositionierung von Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, die bei Globesec- Sicherheitskonferenz in Prag dafür plädiert hat, Energieerzeugung aus erneuerbaren Quellen und Atomkraft zu steigern", betont Wiens Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky, der auch Vorsitzender von "Cities for Nuclear Free Europe" ist. "Die Kombination von Erneuerbaren Energieträgern und gesteigerter Energieeffizienz ist in Wien gelebte Praxis und absolut zu begrüßen. Allerdings ist der Bau neuer Atomkraftwerke kein geeignetes Mittel, um Europas Energiesektor abzusichern."

Die Blütezeit der Atomkraft in westlichen Ländern ist längst vorbei

Zwischen 2000 und 2024 wurden in Europa und den USA weniger als fünf neue Kernkraftwerke in Betrieb genommen, während gleichzeitig mehr als 20 Reaktoren aufgrund ihres Alters stillgelegt wurden. In den letzten Jahren haben mehrere europäische Länder zwar den Bau neuer Reaktoren angekündigt, jedoch kommt es in der Bauphase immer wieder zu erheblichen Verzögerungen und drastischen Kostensteigerungen. In Europa dauert es im Durchschnitt etwa 20 Jahre, bis ein neuer Reaktor fertiggestellt ist. "Um die Abhängigkeit von Russland zu verringern, braucht es effektive Maßnahmen, die schnell wirken. Dazu gehört vor allem der Ausbau erneuerbarer Energien, die nicht nur schneller realisierbar, sondern auch wesentlich günstiger sind als Atomkraft-Fantasien", betont Stadtrat Czernohorszky.

Überteuerte Neubauprojekte in Frankreich und Tschechien

Der Bau des französischen Reaktors Flamanville 3 läuft bereits seit 17 Jahren und wird frühestens 2026 abgeschlossen sein. Laut dem französischen Rechnungshof belaufen sich die aktuellen Kosten auf 19 Milliarden Euro, was etwa dem Doppelten der ursprünglich veranschlagten Summe entspricht. Trotzdem plant Frankreich, 13 weitere Reaktoren zu errichten. Frankreich sieht sich hier unter Zugzwang, da die französische Reaktorflotte bestehend aus 56 Reaktoren inzwischen in die Jahre gekommen ist. Viele dieser Reaktoren werden in den kommenden Jahren ihre Betriebslizenz verlieren und müssen abgeschaltet werden. Auch in Tschechien wurde kürzlich die Absicht bekannt gegeben, vier neue Reaktoren zu bauen. Erste Schätzungen belaufen sich auf Kosten von 20 Milliarden Euro pro Reaktor. "Die Beispiele aus Frankreich und Tschechien verdeutlichen, dass Investitionen in die Kernenergie finanzielle Ressourcen binden, die dringend für den Ausbau der erneuerbaren Energien benötigt werden," sagt Umweltanwältin Iris Tichelmann.

Europas Atomsektor ist abhängig von Uranimporten

Europa ist stark auf Uranimporte angewiesen, da 99 Prozent des verwendeten Natururans importiert werden muss. Fast 40 Prozent davon stammen aus Russland und Kasachstan, weitere 20 Prozent aus Niger. Somit werden etwa 60 Prozent des europäischen Uranbedarfs aus geopolitisch instabilen Regionen gedeckt. "Nahezu 100 Prozent des in Europa genutzten Urans muss importiert werden. Aus der Perspektive einer sicheren Energieversorgung ist das äußerst bedenklich. Ein energieautarkes Europa kann nur ein Europa ohne Kernkraftwerke sein", erklärt Stadtrat Czernohorszky. "Deutschland hat mit seinem Atomausstieg gezeigt, dass dies möglich ist, und auch Spanien hat kürzlich angekündigt, seine Reaktoren abzuschalten", fügt Wiens Umweltanwältin Iris Tichelmann hinzu.

Quelle: Wiener Umweltanwaltschaft



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Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /