© Gas bleibt unterm Lichtenberg/ Protest in St.Georgen
© Gas bleibt unterm Lichtenberg/ Protest in St.Georgen

Bevölkerung ist gegen Gasbohrung: Protest in St. Georgen

Bohrungen zur Suche von Erdgas sind nicht mehr zeitgemäß!

Am Postplatz in St. Georgen im Attergau versammelten sich am Samstag etliche Bürgerinnen und Bürger, die dem Unwetter trotzen und sich trafen, um ihren Unmut gegen eine Gasbohrung kundzutun. Manche protestieren besonders lautstark gegen die Pläne des australischen Konzerns ADX, fossiles Erdgas aus dem tiefen Untergrund des nahegelegenen Lichtenberg zu extrahieren. Zur selben Zeit soll die erste Probebohrung stattfinden.

Judith Brunner ist eine derjenigen, die gegen die Bohrungen protestieren: "Die Gewinne aus der Gasprobebohrung und vielleicht aus der Gasförderung machen die Aktionäre irgendwelcher Firmen. Die Pferde des nahegelegenen Pferdehofes und die Waldtiere bekommen die Nebenwirkungen ab - jede Nacht Vollmondfeeling! Allein das ist es für mich Wert, heute unseren Unmut zu zeigen", erklärt die 66-jährige Pensionistin.

"Im Ort hört man oft, dass es eh schon zu spät ist, und dass wir nichts mehr gegen die Gasförderung tun können. Das macht mich traurig, weil es nicht stimmt, und der Konzern ADX vermutlich genau das will: die Bevölkerung zum Aufgeben veranlassen," begründet Dr. Hanna Edelmann, eine 34-jährige Universitätslektorin aus St. Georgen, ihre Teilnahme. "Aber jedes neue Gasfeld heizt die Klimakrise weiter an. Wir dürfen nicht noch mehr Gas aus der Erde holen, wenn unsere Kinder noch eine Chance auf eine gute Zukunft haben sollen."

Auch aus der Wissenschaft erhält die engagierte Bevölkerung Unterstützung. "Wir sind Fossilenergie-Junkies, stets auf der Suche nach neuem billigem Stoff, der uns längst nicht mehr gut tut. Was empfiehlt die Ärzteschaft Drogensüchtigen, die sich bereits selbst gefährden? Entzug. Hält man sich daran, hat man eine Chance. Ignoriert man den Rat, steht viel am Spiel", erklärt der renommierte Klimawissenschaftler Prof. Dr. Reinhard Steurer (BOKU Wien).

Tatsächlich dauert es laut eigenen Angaben des Konzerns ADX etwa vier Jahre, bis Gas gefördert werden kann. Aus dem Klimaschutzministerium heißt es dazu, dass „Felder, die erst nach 2030 erstmals Gas liefern, […] mit Blick auf die Klimakrise selbstverständlich nicht vernünftig“ seien. Für die alarmierte Bevölkerung St. Georgens stellt sich daher die Frage, ob das Vorhaben tatsächlich wie behauptet der österreichischen Versorgung mit Energie dienen soll, oder ob hier kurzfristige Profite über das wohl der Bevölkerung gestellt werden. Das wollen sich die tapferen Bürgerinnen und Bürger jedenfalls nicht länger gefallen lassen.

Weitere Gruppen solidarisieren sich mit den Menschen vor Ort, unter anderem Fridays for Future Oberösterreich. Auch die Klima Allianz unterstützt die Proteste. DI Dr. Mirko Javurek (51), Wissenschaftler von Scientists4Future OÖ: "Statt neue Gasfelder zu erschließen, müssen wir unseren Gasverbrauch verringern und erneuerbare Energien wie Photovoltaik und Windkraft ausbauen."
"Die steigende Zahl an Extremwettern wird eben genau durch die Verbrennung fossiler Rohstoffe weiter vorangetrieben. Im Namen unserer Kinder müssen wir damit aufhören, anstatt die Klimakatastrophe weiter zu fördern." hält Sandra Weilnböck von der Klima-Allianz OÖ fest. "Wir brauchen stattdessen zukunftsfähige Investitionen in erneuerbare Energien, um nachhaltig den Wirtschaftsstandort zu stützen und nicht in fossilen Investment-Fallen stehenzubleiben."

Gas bleibt unterm Lichtenberg.at


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /