© Lars_Nissen auf Pixabay / Bregenz
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Bregenz: Es wird in Zukunft heiß und nass!!

Stadtklimamodellierung zeigt Herausforderungen für Bregenz und die Hofsteigregion

Bregenz - Das Klima in Vorarlberg ändert sich spürbar. Sich daran anzupassen ist eine wesentliche Herausforderung für Gemeinden. Zur konkreten Maßnahmenplanung hat die Stadt Bregenz gemeinsam mit der Hofsteigregion (KLAR! Plan b-Gemeinden) eine Modellierung von Temperaturentwicklung und Starkniederschlägen in Auftrag gegeben. Die Ergebnisse liegen nun vor und sind Grundlage für weitere konkrete Maßnahmen.

Das Jahr 2023 war in Österreich das wärmste Jahr der Messgeschichte und zugleich von ungewöhnlich vielen und heftigen Niederschlägen geprägt. Vom Klimawandel verstärkte Extremwetterereignisse verursachen nicht nur regelmäßig hohe ökonomische Schäden, sie gefährden auch die Bevölkerung.

Die plan b-Gemeinden, Bregenz, Hard, Kennelbach, Lauterach, Lustenau, Schwarzach und Wolfurt setzen sich daher seit 2020 intensiv mit den Folgen des Klimawandels auseinander und entwickeln gemeinsam Lösungen für die Region, um sich an die Veränderungen anzupassen und das Risiko von Schadensereignissen zu minimieren.

Mit Projektleitung durch die Landeshauptstadt Bregenz beauftragten die KLAR! plan b Gemeinden Bregenz, Kennelbach, Lauterach, Schwarzach und Wolfurt die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (heute GeoSphere Austria) eine detaillierte Klima-Analyse für die Region durchzuführen.

Ziel der Modellierungen war es, zu erfahren, wie sich die Temperaturen und die Starkniederschläge bis zum Ende des Jahrhunderts entwickeln werden. Die Ergebnisse dieser Analyse sind wichtig, um für künftige Planungen vor allem die Hitzeentwicklung („Hitzeinseln“) sichtbar zu machen und die Intensität und räumliche Verteilung der Starkniederschläge zu kennen. Damit können die richtigen Schritte im Sinne einer klimawandelangepassten Stadt- und Gemeindeentwicklung gesetzt werden.

Stadtklimamodellierung: Prognose der Temperaturentwicklung bis zum Ende des Jahrhunderts

Das Stadtklimamodell betrachtet die Temperaturentwicklung der letzten vier Jahrzehnte und macht Prognosen bis zum Ende des Jahrhunderts. Dabei wird bei der künftigen Entwicklung ein „weiter-wie-bisher“ Szenario mit kontinuierlichem Anstieg der Emissionen bis 2100 und ein Szenario mit moderatem Klimaschutz betrachtet, bei dem die Treibhausgasemissionen bis 2040 ihren Höhepunkt erreichen und anschließend abnehmen.

Die Anzahl an jährlichen Sommertage (> 25 °C) kann sich je nach Szenario bis Ende des Jahrhunderts mit mehr als 130 Tagen im Vergleich zu heute verdoppeln. Noch gravierender ist der Anstieg bei den Hitzetagen, also den Tagen mit über 30 °C. Diese werden sich voraussichtlich mit bis zu 75 Tagen (also mehr als 2 Monaten) mehr als verdreifachen. Dadurch kühlt es in den meist wenig begrünten Stadt- und Ortszentren auch in den Nächten oft nicht unter 20 °C (Tropennacht) ab. Diese hohen Temperaturen sind besonders belastend für den menschlichen Organismus, vor allem für (Klein)Kinder und Alte bzw. kranke Personen.

Entwicklung der Starkniederschläge bis zum Ende des Jahrhunderts

Starkniederschläge lassen sich räumlich nicht so fein prognostizieren und abgrenzen wie Temperaturen. Daher wurde für die Niederschlagsentwicklung ganz Vorarlberg betrachtet. Dabei konnte festgestellt werden, dass kurzzeitige intensive Niederschläge (Gewitter) im ganzen Land mit ähnlicher Intensität auftreten können. Bei längeren Dauerstufen (von einer Stunde bis zu 5 Tagen) ist im Norden Vorarlbergs auf Grund folgender Effekte mit höheren Niederschlagsmengen zu rechnen als im südlichen Landesteil

o Anströmung am häufigsten aus Nord bis West erfolgt
o Feuchte Luftmassen regnen beim ersten Hindernis am meisten ab
o durch den Bodensee-Effekt (Lake Effect), der an mehreren Tagen im Jahr die lokalen Niederschlagsmengen zusätzlich erhöht.

Beim Szenario mit moderatem Klimaschutz, werden sich die Extremwerte im Tagesniederschlag bis Mitte des Jahrhunderts um etwa 10 % erhöhen und dann stabilisieren. Beim „weiter-wie-bisher“ Szenario wird eine Zunahme der höchsten Tagesniederschlagsmengen von rund 20 % erwartet. Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, dass die statistische Unsicherheit bei der Entwicklung der Extremwerte sehr hoch ist, wodurch die Intensität der Niederschläge lokal auch deutlich höher ausfallen können.

Wie passen wir uns an?

Grundsätzlich zeigen die Ergebnisse, dass

o der Klimawandel bereits in vollem Gange ist,
o sich das Klima bis Mitte des Jahrhunderts weiter verändern wird,
o es noch nicht zu spät für effektiven Klimaschutz ist, vielmehr,
o die Klimaschutzbemühungen verstärkt werden müssen, um die Zunahme der Temperatur- und Niederschlagsextreme auf einem bewältigbarem Niveau zu halten.
o wir uns an die Änderung des Klimas und an die dadurch ausgelösten Extremereignisse anpassen müssen

Daher setzten die Gemeinden der KLAR! plan b im Klimawandel seit mehreren Jahren neben ihren Klimaschutzprogrammen auch Maßnahmen zur Klimawandelanpassung um. So wurden beispielsweise weit mehr als 1.000 Bäume in der Region gepflanzt, Flächen entsiegelt, Konzepte für klimafittes Grün im öffentlichen und privaten Bereich erarbeitet und Schulmaterial entwickelt. Die Ergebnisse der Klimaanalyse fließen in weitere Klimawandel-anpassungsmaßnahmen ein, beispielsweise sollen diese Eingang in die Raumplanungsinstrumente der Gemeinden finden.

Mehr Details: www.bregenz.gv.at/leben/umwelt-energie/klimawandel-in-bregenz


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /