© AnnRos pixabay.com
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Deutsche Fußball-Bundesliga nicht fit fürs Klima

Umfrage der Deutschen Umwelthilfe zeigt großen Nachholbedarf bei nachhaltiger Mobilität, Energie und Abfall

Berlin- Große Baustellen bei vielen Vereinen in der Ersten Fußball-Bundesliga der Herren: kein Mehrweg für Speisen, häufige Inlandsflüge zu Auswärtsspielen, autofreundliche Vereine und geringe Eigenstromproduktion aus erneuerbaren Quellen

DUH fordert von allen Bundesligisten unter anderem mehr Fahrrad- als Autoparkplätze, Mehrweg für Speisen und Getränke, Eigenstromerzeugung aus erneuerbaren Energien und 100 Prozent zertifizierten Ökostrombezug für Reststrommengen

DUH ruft alle Fans und Sportbegeisterte auf, Fußballvereine durch die Unterstützung der neuen Petition „Grüne Bundesliga: Anstoß fürs Klima” zu mehr Klima- und Umweltschutz zu bewegen: www.duh.de/bundesliga

Viele Vereine der Ersten Fußball-Bundesliga der Herren tun zu wenig für den Umwelt- und Klimaschutz. Dies ist das Ergebnis einer erstmaligen Umfrage der Deutschen Umwelthilfe (DUH) zu den Handlungsfeldern Abfall, Energie und Mobilität. Die Ergebnisse der Umfrage basieren auf den Antworten der Vereine zur Saison 2022/23. Auch wenn Umwelt- und Klimaschutz im deutschen Profi-Fußball inzwischen thematisiert wird, stecken die Aktivitäten noch immer in den Kinderschuhen. Besonders großer Handlungsbedarf konnte beim Angebot von Speisen in Mehrweg, bei Inlandsflügen der Mannschaften, der Vermeidung motorisierten Individualverkehrs, der Fananreise mit der Bahn sowie der Eigenstromerzeugung aus erneuerbaren Quellen festgestellt werden. Zwischen den Vereinen existieren dabei große Unterschiede. Von den Vereinen, die auf die DUH-Umfrage antworteten, schnitt der FC Freiburg überdurchschnittlich gut ab, wohingegen der VfB Stuttgart weitestgehend enttäuschte.

Damit Umweltschutz in der Fußballbundesliga zum neuen Normal wird, startet die DUH die Petition „Grüne Bundesliga: Anstoß fürs Klima“ an alle Bundesligisten und fordert alle Fußball- und Sportbegeisterten auf mitzumachen.

Barbara Metz, Bundesgeschäftsführerin der DUH: „Fußball ist der populärste Sport in Deutschland und die Mannschaften sind Vorbild für Millionen von Fans. Doch bei wichtigen Themen agieren viele Vereine nicht zeitgemäß. Woher kommt der Strom fürs Stadion? Wie reisen die Mannschaften innerhalb Deutschlands zu Auswärtsspielen? Wie werden Essen und Getränke für die Fans klimafreundlich serviert? Zum modernen Fußball gehört auch eine zeitgemäße Strategie zur Verringerung der eigenen Klima- und Umweltauswirkungen. So ist der beste Weg, den eigenen Strombedarf zu decken, die Vor-Ort-Erzeugung durch eigene Photovoltaikanlagen. Dass dies möglich ist, zeigen der FC Freiburg, SV Werder Bremen oder die TSG Hoffenheim. So liegt der Anteil von Strom aus eigenen Photovoltaikanlagen beim FC Freiburg bei mehr als 79 Prozent, in Bremen bei rund 32 Prozent und in Hoffenheim bei mehr als 23 Prozent. Die produzierten Eigenstrommengen beim VfB Stuttgart sind mit lediglich 0,68 Prozent, bei RB Leipzig mit 1,32 Prozent und beim VfL Bochum sowie bei Borussia Dortmund mit knapp über 2 Prozent beschämend niedrig. Wir fordern alle Bundesligisten dazu auf, einen Anteil bei der Eigenstromerzeugung aus erneuerbaren Energien von mindestens 20 Prozent zu erreichen.“

Zudem setzen nicht alle Bundesligisten bei eingekauftem Strom auf 100 Prozent zertifizierten Ökostrom. So stammten rund 40 Prozent des beim VfB Stuttgart eingekauften Stroms aus Atom, Kohle und Erdgas. Bei denjenigen Vereinen, die auf Ökostrom setzen, reichen zudem häufig die Herkunftsnachweise nicht aus. Diese sind deshalb besonders wichtig, weil „Ökostrom“ oder „Grünstrom“ keine geschützten Begriffe sind. 

„Inlandsflüge zu Auswärtsspielen gehören in der Bundesliga leider noch immer zum Alltag. So reisten die Mannschaften von Borussia Mönchengladbach und der TSG Hoffenheim in der Saison 2022/23 zu 12 ihrer 17 Auswärtsspiele mit dem Flugzeug an. Das ist ein schlechtes Beispiel und steht im Kontrast zur Mannschaft des VfL Bochum, die nur zu drei Auswärtsspielen flog. Wenn Bundesligisten beim Umweltschutz glaubwürdig sein wollen, dann müssen sie auf Inlandsflüge verzichten und konsequent mit Bus und Bahn anreisen“, fordert Metz. 

Eine Betrachtung der Anzahl an Parkplätzen und Fahrradstellplätzen ergab, dass viele Vereine zu autofreundlich sind. So kommen beim VfB Stuttgart auf 100 Zuschauerinnen und Zuschauer 23 Parkplätze, wobei es nur drei Fahrradstellplätze je 100 Autoparkplätze gibt. Dass es besser geht, zeigen der VfL Bochum mit lediglich drei Parkplätzen pro 100 Zuschauerinnen und Zuschauer sowie der Spitzenreiter bei den Fahrradstellplätzen, der FC Freiburg. Dort kommen auf 100 Autoparkplätze 176 Fahrradstellplätze. Die DUH fordert von den Bundesligisten mehr Fahrrad- als Autoparkplätze.

Erfreulich ist, dass bei 16 von 18 Vereinen die Eintrittskarten auch für die An- und Abreise mit dem öffentlichen Nahverkehr gültig sind. Lediglich bei Union Berlin und dem FC Bayern München gibt es keine Kombitickets. Ein gravierendes Problem ist die Anreise von Fans zu Auswärtsspielen über längere Strecken. Sonderzüge für Fans sind die Ausnahme und eine Vereinbarung der Vereine mit der Deutschen Bahn für vergünstigte Langstreckentickets, so wie es während der vor kurzem in Deutschland stattgefundenen EM gängig war, gibt es nicht. 

Beim Ausschank von Getränken setzen fast alle Vereine auf Mehrwegbecher, wodurch pro Saison ein Abfallberg von mehreren Millionen Einweg-Plastikbechern vermieden wird. 

„In Heidenheim werden allerdings noch 20 Prozent der Getränke in Einweg-Bechern ausgeschenkt. Mehrweg sollte konsequent zum Einsatz kommen und Einweg nicht mehr angeboten werden. Ein Schwachpunkt bei fast allen Bundesligisten ist der Getränkeausschank außerhalb der Stadien. Während in den Stadien Mehrweg verwendet wird, kommen vor den Stadien häufig Einweg-Becher zum Einsatz. Mehrweg muss in die Vergabe von Konzessionen aufgenommen werden. Auch beim Angebot von Speisen in Mehrweg sieht es in der Bundesliga zappenduster aus. Einweg-Pappe wird standardmäßig einge-setzt. Mehrwegmenüschalen aus Kunststoff, wie sie während der EM auf der Fanmeile in Berlin eingesetzt worden sind, sucht man vergebens. Hier liegt ein sehr großes Potential, unnötige Abfälle zu vermeiden. Wenn Mehrweg mehrheitlich bei Bechern funktioniert, dann auch bei Pommes und Co. Wir fordern deshalb 100 Prozent Mehrweg – im und vor dem Stadion, für Getränke und für Speisen“, so Thomas Fischer, Leiter Kreislaufwirtschaft bei der DUH.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /