© Gerd Altmann pixabay.com
© Gerd Altmann pixabay.com

Steigende Zahl an psychiatrischen Behandlungen durch Hitzewelle

Klimakrise stellt auch das österreichisches Gesundheitssystem vor neue Herausforderungen

Der Klimawandel bedroht nicht nur unsere Umwelt, sondern auch ganz unmittelbar die körperliche wie auch die psychische Gesundheit. Die nun beobachteten Wetterextreme gehen mit einer Zunahme von psychischen Erkrankungen wie Depressionen, Angst- und Traumafolgestörungen einher, auch steigt die Zahl der Suizide mit dem Temperaturanstieg. Aktuelle Untersuchungen zeigen, dass pro 1-Grad- Celsius Temperaturanstieg ein 0,9 % höheres Risiko für psychische Erkrankungen existieren könnte.

Rezente wissenschaftliche Daten zeigen aber auch, dass die steigende Temperatur mit einem erhöhten Bedarf an psychiatrischer Behandlung einhergeht. So zeigen aktuelle Analysen, dass Hitzewellen mit bis zu 10% mehr Spitalskontakten bzw. stationären Aufnahmen aufgrund psychiatrischer Erkrankungen einhergehen können, angesichts des eklatanten PsychiaterInnenmangels auch eine Herausforderung für das österreichische Gesundheitssystem. ForscherInnen vermuten auch einen ursächlichen Zusammenhang zwischen Hitze und Aggressivität. Dazu passt, dass psychiatrische Kliniken mehr aggressive Zwischenfälle verzeichnen, je höher die Temperaturen sind.

Umweltmedizinerin und Psychiaterin Drin Margit Wrobel: " Der Klimawandel bedroht unsere psychische Gesundheit und das Gesundheitssystem ist darauf noch nicht vorbereitet. Die Klimakrise könnte sich zu einer ernsthaften Gesundheitskrise entwickeln, gerade im Bereich psychische Gesundheit ist es nun Zeit zu handeln."

So gehören psychische Erkrankungen auch zu den wichtigsten Risikofaktoren für hitzebedingte Todesfälle. Sie können das Mortalitätsrisiko während Hitzewellen verdreifachen und sind damit schwerwiegender als Herz- oder Lungenerkrankungen. Das höchste hitzebedingte Mortalitätsrisiko haben Menschen mit substanzbezogenen Süchten und organischen psychischen Störungen wie z. B. Demenzen. Diese besonders vulnerablen Patienten können sich häufig aber nicht selbstständig und effektiv vor Hitze schützen.

Prof. Martin Aigner und Prim. Dr. Christian Korbel, Präsidenten der Österreichischen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik (ÖGPP), präzisieren: "Psychisch Kranke sind eine besonders vulnerable Gruppe und somit auch besonders durch den Klimawandel betroffen, dies muss bei der Planung bzw. Entwicklung zukünftiger psychiatrischer Versorgungsstrukturen berücksichtigt werden. Wir benötigen zum Beispiel Hitze-Aktionspläne, die insbesondere auch Interventionen zum Schutz der psychischen Gesundheit umfassen. Es ist auch notwendig, vermehrt Umweltstressoren bei der Prävention, Diagnostik, Behandlung und Rehabilitation von Menschen mit psychiatrischen Erkrankungen zu berücksichtigen, um auch hier nachhaltig Verbesserungen erreichen zu können."

QUelle: Büro der ÖGPP


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /