© recylind auf pixabay
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Deutschland: Angekündigtes Biomassepaket lange überfällig und dringend erforderlich

Am Wochenende kündigte der Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, Dr. Robert Habeck, ein umfassendes Biomassepaket für den Herbst an.

Berlin- Sandra Rostek, Leiterin des Hauptstadtbüros Bioenergie, begrüßt die Ankündigung und mahnt zur Eile, angesichts der drängenden Herausforderungen, vor der die Bioenergiebranche in Deutschland steht:

"Die Bioenergie ist eine tragende Säule der Energiewende in Deutschland. Wie kein anderer erneuerbarer Energieträger liefert sie zuverlässig, günstige, saubere Energie in Form von Strom, Wärme und Kraftstoff. Doch von der Ampel-Koalition wurde sie in den vergangenen Jahren leider zu oft vernachlässigt. Wir begrüßen es daher sehr, dass der Bundeswirtschaftsminister die Bioenergie nun endlich stärker in den Blick nehmen möchte. Das ist ein wichtiges, wenn auch längst überfälliges Signal an tausende Biomasseanlagenbetreiber, die aktuell einer ungewissen Zukunft entgegenblicken, ebenso wie an diejenigen, die neu investieren wollen. Denn für viele Biomasseanlagen endet nach 20 Jahren die Förderung im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) und im EEG wird viel zu wenig Volumen für einen Weiterbetrieb der Anlagen ausgeschrieben. Damit die Anlagen ihrer angestammten Rolle nachkommen und die auch von Minister Habeck erkannte Funktion des Ausgleichs der schwankenden Stromerzeugung aus Wind und Sonne übernehmen können, muss das Ausschreibungsvolumen im EEG jetzt schleunigst massiv angehoben werden. Andernfalls gehen tausende Anlagen in den kommenden Jahren vom Netz. Damit entfiele auch ihr Beitrag für die Strom- und Wärmewende in Deutschland. Es ist zudem richtig, die geplante Reform auf eine stärkere Flexibilisierung des Anlagenbetriebs bei Biogasanlagen auszurichten, damit die Bioenergie ihre Stärken voll ausspielen kann. Hierzu liegt seit Langem unser Vorschlag auf dem Tisch, den so genannten Flexibilitätszuschlag auf 120 Euro pro kW zu erhöhen, um Biogasanlagen in die Lage zu versetzen, durch zusätzliche Gasspeicher und Blockheizkraftwerke ihre Produktion zu speichern und genau dann einzuspeisen, wenn die Sonne nicht scheint und der Wind nicht weht. Auch ist zu begrüßen, dass das BMWK die Bedeutung der Wärmebereitstellung aus Biomasse erkannt hat. Etwaige Anpassungen in der Förderung müssen aber berücksichtigen, dass Bioenergieanlagen nicht nur Nahwärme- und Gebäudenetze versorgen, sondern auch z.B. größere Industriekunden, Schwimmbäder oder andere kommunale Einrichtungen. Die Vielfalt der Wärmeversorgung durch Bioenergieanlagen muss vollumfänglich abgebildet werden. Zudem ist es entscheidend, dass das geplante Biomassepaket zu einer nachhaltigen sowie ideologie- und vorurteilsfreien Mobilisierung aller Biomassepotentiale führt. Um die Ziele der Energie- und Klimawende zu erreichen, müssen wir erneuerbare Energien ausbauen und nicht abschalten. Entscheidend ist aber, dass den Worten des Ministers nun auch zeitnah Taten folgen!"

Dr. Stefan Rauh, Geschäftsführer im Fachverband Biogas, kommentiert: "Es ist vor allem dieser eine Satz, auf den die Branche so lange gewartet hat: „Biogas kann im zukünftigen Energiesystem weiter eine wichtige Rolle spielen.“ Lange hatte es den Anschein, als plane die Bundesregierung und vor allem das Wirtschaftsministerium die Energiewende ohne Biomasse. Umso erfreulicher ist es, dass Minister Robert Habeck endlich die Bedeutung von Biogas für eine sichere Strom- und Wärmeversorgung erkannt hat.

Und scheinbar auch die Dringlichkeit. Denn Habeck verweist auf die Jahre 2004 bis 2011, in denen es den größten Anlagenzubau gab – all diese Anlagen brauchen jetzt eine Perspektive. Der Minister hebt in seinem Statement explizit die Stärken der Biomasse bei der Stromversorgung und der Bereitstellung von Wärme hervor und möchte deren Förderung verbessern.

Nun gilt es, schnell Nägel mit Köpfen zu machen und die guten Ansätze in konkrete Maßnahmen umzusetzen."


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /