© Greenpeace Mitja Kobal/ Immer mehr Flächen werden zubetoniert
© Greenpeace Mitja Kobal/ Immer mehr Flächen werden zubetoniert

„Österreichs 9 Betonschätze”: Greenpeace präsentiert die Gewinnerprojekte pro Bundesland

Nach Publikumsvoting und Jurybewertung wurden die neun schlimmsten Bausünden Österreichs enthüllt – Greenpeace fordert fixe Grenzwerte, um Bodenverschwendung zu reduzieren

© Stefanie Freynschlag Greenpeace / Presseaktion mit Enthüllung der Bundesländer Betonschätze
© Stefanie Freynschlag Greenpeace / Presseaktion mit Enthüllung der Bundesländer Betonschätze
© Stefanie Freynschlag Greenpeace / Betonschatz Stadtstraße Wien
© Stefanie Freynschlag Greenpeace / Betonschatz Stadtstraße Wien

Wien – Im Rahmen einer Ausstellung präsentierte Greenpeace gestern die neun Gewinnerprojekte der Initiative „Österreichs 9 Betonschätze” im Wiener Museumsquartier. Ebenso werden an die Verantwortlichen der neun Bauprojekte Preise für herausragende Betonverdienste verliehen.

Die neun "Betonschätze":

In Wien ist die Stadtstraße die größte Bausünde,
in Niederösterreich die Ostumfahrung Wiener Neustadt,
im Burgenland macht das Zentrallager der Firma XXXLutz in Zurndorf das Rennen,
in Kärnten landet das LKW-Verteilerzentrum LCAS-Nord auf Platz eins,
in der Steiermark gewinnt die Playworld Spielberg,
in Oberösterreich wurde das Betriebsbaugebiet Ehrenfeld II in Ohlsdorf auserkoren,
in Salzburg setzt sich das Luxus-Resort “Six Senses Residences Kitzbühel Alps” durch,
in Tirol gewinnt das geplante Gewerbegebiet Unterbürg St. Johann
und in Vorarlberg die Tunnelspinne Feldkirch.

Greenpeace-Bodenschutzexpertin Melanie Ebner sagt: „Für gigantische Straßenprojekte, Fachmarktzentren und Gewerbegebiete werden Tag für Tag Österreichs fruchtbare Wiesen und Wälder zubetoniert. Gleichzeitig werden viele bereits versiegelte Flächen nicht oder nicht effizient genug genutzt, sondern weiterhin Boden verschwendet. Bei unserer Initiative ‘Österreichs 9 Betonschätze’ haben tausende Menschen aus ganz Österreich abgestimmt.  Die rege Beteiligung und die große Aufmerksamkeit zeigen: Es wurden lange genug wertvolle Natur- und Ackerflächen zerstört – Österreich hat die Nase voll von sinnlosem Zubetonieren und Asphaltieren.”

Über mehrere Wochen reichten die Österreicher:innen über 400 Bauprojekte ein. Mithilfe eines Publikumsvotings und bewertet durch eine Fachjury wurden anschließend die finalen Gewinnerprojekte ermittelt. Dabei nahmen über 20.000 Menschen am Publikumsvoting teil. Im Anschluss an die Ausstellung werden Betonschatz-Trophäen an die Verantwortlichen der jeweiligen Bauprojekte gesendet.

Sabine Knierbein, Professorin am Forschungsbereich für Stadtkultur und Öffentlicher Raum, Institut für Raumplanung der TU Wien: „Wir stecken in Österreich und international tief in der Bodenkrise – Boden ist ein öffentliches Gut, das wir verstehen, respektieren und zunehmend auch behüten müssen: für ein gutes Klima, erfrischendes Wasser und aus Respekt vor anderen Lebewesen.”

Architekt Daniel Fügenschuh, Präsident der Bundeskammer der Ziviltechniker:innen: „Die Initiative ‚Österreichs 9 Betonschätze‘ von Greenpeace ist eine Erinnerung an Österreich, sorgsam mit unseren Böden umzugehen. Wir müssen Verantwortung für die Zukunft tragen und daher Nachhaltigkeit in den Fokus von Bodenpolitik und Bauwirtschaft stellen. Die ausgewählten Projekte zeigen zudem deutlich: In der Entwicklung von Gewerbe- und Industriegebieten fehlt es massiv an kreativen Lösungsansätzen für eine nachhaltige und lebenswerte Zukunft. Ziviltechnikerinnen und Ziviltechniker arbeiten genau gegen diesen Trend, weil sie Verantwortung übernehmen.”

Greenpeace fordert die Landesregierungen auf, endlich Maßnahmen gegen den übermäßigen Bodenverbrauch zu ergreifen. Dazu zählen quantitative Grenzwerte, um den Bodenverbrauch einzudämmen. Flächenrecycling muss außerdem verpflichtend vor Bodenzerstörung geprüft und der Flächenbedarf zunächst verpflichtend durch bereits erschlossene innerörtliche Gebiete abgedeckt werden. Zusätzlich müssen die Bundesländer jetzt, wo das auch kompetenzrechtlich möglich ist, regional und sozial angepasste Leerstandsabgaben einführen – auch für Gewerbe- und Industrieflächen. Denn eine treffsichere Leerstandsabgabe ist ein wichtiges Werkzeug, um Leerstände zu aktivieren und Flächenversiegelung für Neubau einzudämmen.


Artikel Online geschaltet von: / stevanov /