© Land OÖ. / Lr Kaineder vor dem AKW Temelin
© Land OÖ. / Lr Kaineder vor dem AKW Temelin

DerZuschlag für tschechischen Reaktor-Deal des Jahrhunderts geht nach Südkorea

Die Pannen im AKW Temelín nehmen kein Ende

Die Entscheidung im zweijährigen Bieterverfahren für das neue AKW in Tschechien ist gefallen. Zur Überraschung vieler Beobachter/innen erhielt das südkoreanische Unternehmen KHNP den Zuschlag für den Bau von zwei neuen Reaktorblöcken am Standort Dukovany und nicht der französische staatliche Reaktorbauer EDF. Die tschechische Regierung wird nun mit dem Gewinner noch über eine Option für den Bau von zwei weiteren Blöcken in Temelín verhandeln.

Sollten die Pläne tatsächlich umgesetzt werden, handelt es sich um die größte Investition in der Geschichte der tschechischen Republik. Nach Schätzungen der tschechischen Regierung werden sich die Kosten des Projekts auf 440 Milliarden Kronen für zwei Blöcke belaufen. Der endgültige Auftragswert wird nach Verhandlungen mit KHNP festgelegt. Zum angekündigten Betrag für die beiden Reaktoren kommen noch die Finanzierungskosten hinzu, die den Betrag weiter erhöhen werden. Der Vertrag mit den Südkoreanern soll bis Ende März 2025 unterzeichnet werden, der Bau des ersten neuen Blocks soll vier Jahre später beginnen.

Ein ambitionierter Plan angesichts der AKW-Großbaustellen in Europa, die mit horrenden Kostensteigerungen sowie gewaltigen Bauverzögerungen zu kämpfen haben. „Mit der Entscheidung in der Ausschreibung für neue AKW-Blöcke geht Tschechien den nächsten Schritt auf dem atomaren Irrweg. Wenn die Planungen umgesetzt werden, wird Tschechien zu einem Testgebiet für südkoreanische Reaktortechnologie. Und wer die Entwicklungen der AKW-Neubauprojekte in Europa kennt, der weiß: Strom aus diesen AKW ist sehr teuer und ohne Subventionen nicht marktfähig. Auch das gestern von der Regierung vorgelegte Staatliche Energiekonzept, das den AKW-Ausbau festlegt, wird von Expert/innen heftig kritisiert und konnte nicht genehmigt werden. Wie auch die EU-Kommission feststellt, könnte der Anteil an Erneuerbaren Energien deutlich höher vorgesehen werden, stattdessen wird auf teure und gefährliche Atomkraft gesetzt“, stellt der oberösterreichische Umwelt- und Klima-Landesrat Stefan Kaineder klar.

Die Entscheidung birgt großes Risiko für den tschechischen Energiesektor, da die koreanischen APR-1000-Reaktoren noch nirgendwo auf der Welt gebaut wurden. Zudem hat KHNP keine Erfahrung mit dem Bau von Reaktoren in Europa und wird bei dem Projekt auf höhere Anforderungen an die nukleare Sicherheit reagieren müssen. Die einzige Auslandserfahrung von KHNP war der Bau der APR1400-Reaktoren in Barakah in den Vereinigten Arabischen Emiraten, die nur mit Verspätung in Betrieb genommen werden konnten.

Beim APR-1000 handelt es sich um eine verkleinerte Version des APR-1400. Am Standort Dukovany kann nur ein Reaktor mit geringerer Leistung errichtet werden, da die Möglichkeiten der Kühlung mit Wasser aus dem Fluss Jihlava begrenzt sind.

Wie bereits in den letzten Monaten hat man aktuell in Temelín wieder mit einer ungeplanten Abschaltung zu kämpfen: Erst vor kurzem wurde der erste Block des AKW außerplanmäßig heruntergefahren. Die Aufsichtsbehörde gibt als Grund für die Abschaltung die Reparatur einer Flanschverbindung einer Klappe im Sekundärkreislauf an. Laut dem Oö. Anti-Atom-Beauftragten Dalibor Straský ist der Sachverhalt aufgrund der pauschalen Angabe schwer einzuordnen. Der Betreiber CEZ ist aufgefordert hier genauere Erklärungen zur Störung zu liefern.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /