© Liebreich Associates
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Wasserstoff (H2) – der raubtierkapitalistische Klimazerstörer

Enttäuschung ist hier als Ende der Täuschung zu lesen

Seitdem Wasserstoff vor rund 10 Jahren als der Super-Problemlöser der Energiewende von Fossil- und Atomkonzernen in die Medien gepresst wird, erlebt man bei näherem Hinsehen primär eines: Enttäuschung!

Der Wasserstoff-PKW wurde und wird seit Jahrzehnten hochsubventioniert beforscht und hat im Markt einen sehenswerten Bauchfleck gelandet. Wasserstoff-LKW-Flottenversuche wurden wieder beendet. Und der LKW-Fernverkehr als letzte Hoffnung verpufft gerade wegen des Preisverfalls von Batterien.

Auch Wind und Photovoltaik (PV) wurden etwa ab 2000 weltweit mit großen Subventionen in den Markt gebracht. Aber mit dem Unterschied, dass sie heute konkurrenzlos billig Strom erzeugen - hier also Erfolg, bei Wasserstoff Versagen.

Ungeachtet von technischen und ökonomischen Widrigkeiten werden weiterhin Milliarden Euro an Steuergeldern in den heillos überdimensionierten Hochlauf der Wasserstoff-Nutzung (Technologie und Infrastruktur) gepumpt. Damit nicht genug, stützt die EU den Wasserstoff-Preis um das Mehrfache seiner Produktionskosten.

Das ist genauso möglich wie Atomstrom, der nie wirtschaftlich gewesen ist und es nie sein wird. Warum? Seine von militärischen Interessen gespeiste Lobby ist stärker als die Politiker, lautet die banale Antwort.

Wasserstoff soll klimazerstörend sein? Ja, ganz enorm, wenn auch indirekt: Wasserstoff ist nur dann klimafreundlich, wenn er grün, also per Elektrolyse unter Einsatz der dreifachen Ökostrommenge als bei Direktstromnutzung erzeugt wird. Produziert man Unmengen an Wasserstoff mit Wind und PV werden Flächen, Kapital und sonstige Ressourcen inklusive Zeit vergeudet, die den Siegeszug der erneuerbaren Energieversorgung, kurz Energiewende genannt, verzögern bzw. ausbremsen.
Nicht genug damit, soll „vorerst übergangsweise“ blaues H2 (aus Erdgas + CCS) oder rosa H2 (aus Atomstrom) genutzt werden: Energiewende erst ab +3° C Erderwärmung, oder was?

Von alledem, was gerade unter dem Deckmantel „H2-Markthochlauf“ subventioniert wird, ist das Meiste schlichtweg sachlicher Unsinn, speziell ein europäisches H2-Pipeline- und Tankstellennetz inkl. der dann nötigen Hochspannungs-Stromautobahnen. Denn in den wenigen Fällen, wo Industrieprozesse nicht mit Strom-Direktnutzung funktionieren (= einige Anwendungen in den Sektoren Stahl, Glas, Chemie, Zement; siehe obige Grafik), existieren bereits Produkt- bzw. Verfahrensalternativen (z.B. Holz als Baustoff), die nur wegen des Lobbyings nicht die bisherigen, klimaschädlichen Lösungen ersetzen dürfen.

Abschließend ein leuchtendes Negativbeispiel, das zeigt, wie sehr die Industrie den allergrößten Bremsklotz der Energiewende darstellt und beschämend hinterherhinkt:
Gestern wurde stolz per Pressaussendung verkündet, dass in einem Werk des österreichischen Stahlkonzerns Voestalpine eine PV-Anlage errichtet wurde. Zu einer Zeit, in der im restlichen Land die Menschen mit ihrem privaten Geld bereits hunderttausende PV-Anlagen betreiben, teils seit über 20 Jahren.

Grüner Wasserstoff aus Ökostrom-Elektrolyse ist der Champagner unter den Energieträgern. Errichten wir zunächst die billigere, die erneuerbare Energieversorgung mit Energiesparen (Gebäudesanierung; etc.) an erster Stelle, gefolgt von vielen möglichen klimaverträglichen Alternativtechnologien (E-Mobilität, etc.) und Ökostrom.
Danach kümmern wir uns um jene verbleibende Mini-Nische, in der Direkt-Grünstromnutzung nicht funktioniert und nichts anderes übrigbleibt, als das teure, grüne(!) H2 einzusetzen. Und zwar immer regional erzeugt aus europäischem Ökostrom anstatt mittels Wasserstoffimporten aus politisch unsicheren Wüstenstaaten (tatsächlich Ammoniak oder Methanol, nie reines H2!) .

Erlaubt muss auch diese Frage sein: Warum nicht gleich H2-abhängige Industrieproduktionen in die Wüste schicken = verlegen? Ein überlebensnotwendiger Teil der in Europa genutzten Fossilenergien kommt doch auch von dort.

Fritz Binder-Krieglstein
renewable.at



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Artikel Online geschaltet von: / Dr. Fritz Binder-Krieglstein /