PWC-Report: Sieben Hindernisse zur optimalen Nutzung von Smart Charging und V2G
Allein in den Niederlanden Einsparung von 1,5 Milliarden Euro an Netzinvestments, wenn Elektrofahrzeuge ins Netz integriert werden
Vor kurzem wurde in der niederländischen Botschaft in Berlin der neue PWC-Report „Unlocking EV smart charging to reduce grid congestion – lessons from the Netherlands“ vorgestellt. In dem Report zeigt PWC sieben Hindernisse auf und gibt Empfehlungen für die optimale Nutzung von Smart Charging und bidirektionalem Laden (V2G), um Netzüberlastungen zu reduzieren. Laut PWC könnten zwischen 2025 und 2030 rund 1,5 Milliarden Euro an Netzinvestitionen eingespart werden, wenn alle Elektrofahrzeuge in den Niederlanden auch ins Netz integriert werden würden. Der Bericht wurde von ElaadNL in Auftrag gegeben.
Die Zunahme von E-Fahrzeugen bringt Herausforderungen – aber auch Chancen – für das (teilweise überlastete) Stromnetz mit sich. Durch intelligentes Laden können E-Autos aber das Netz zu entlasten, indem das Laden möglichst außerhalb der Netzspitzenzeiten erfolgt. Darüber hinaus können E_Fahrzeuge zur Stromspeicherung genutzt werden, wenn bidirektionale Ladetechnologie verwendet wird (Vehicle-to-Grid- oder V2G). Dies heißt, dass e Batterien in Elektrofahrzeugen als temporärer Stromspeicher verwendet werden, der bei Bedarf, beispielsweise während Verbrauchsspitzen, ins Netz zurückgespeist wird. So können intelligentes Laden und V2G-Nutzung – neben der Reduzierung der Netzbelastung und von Engpässen – auch zu einer besseren Nutzung von lokal erzeugtem nachhaltigem Strom und niedrigeren Ladekosten für den Benutzer beitragen: Laden, wenn die Strompreise aufgrund eines großen Angebots an nachhaltigem Strom niedrig sind, und Entladen, wenn die Preise aufgrund einer hohen Stromnachfrage hoch sind.
Frühere Untersuchungen zeigen, dass niederländische Fahrer von Elektrofahrzeugen diese Möglichkeiten optimistisch sehen. PwC hat nun berechnet, dass zwischen 2025 und 2030 rund 1,5 Milliarden Euro an Netzinvestitionen vermieden werden könnten, wenn alle Elektrofahrzeuge in den Niederlanden ins Stromnetz integriert werden könnten. Gleichzeitig könnte der Fahrer eines Elektrofahrzeugs zusätzliche Einnahmen in Höhe von 7 bis 13 Prozent seiner gesamten Ladekosten erzielen.
Sieben Barrieren
Um die Möglichkeiten von Smart Charging und V2G optimal nutzen zu können, hat PWC sieben Hindernisse identifiziert. Diese können in zwei Kategorien unterteilt werden:
(i) Schaffung der richtigen Anreize für den Benutzer und (ii) Umsetzung infrastruktureller Anpassungen. Um diese zu beseitigen, sind in den kommenden Jahren Maßnahmen und eine Zusammenarbeit zwischen Netzbetreibern, Regierungen und Regulierungsbehörden erforderlich. Zu den erforderlichen Maßnahmen gehören:
Regulierungsbehörden können untersuchen, wie differenzierte Netztarife die richtigen Anreize für intelligentes Laden und V2G-Reverse-Charging bieten können.
Regulierungsbehörden, Gesetzgeber und zuständige Ministerien können sich gemeinsam mit der Anpassung der Energiebesteuerung befassen, um intelligentes Laden und V2G-Laden zu fördern, sowie mit Programmen, die Investitionen der Netzbetreiber in die Netzinfrastruktur fördern.
EU-Arbeitsgruppen mit Vertretern von Regulierungsbehörden wird empfohlen, klare Standards für intelligentes Laden umzusetzen. Sie können z.B. mit Ladeinfrastruktur-Beteiligten wie ElaadNL in den Niederlanden, Ladeinfrastrukturunternehmen und Forschungseinrichtungen zusammenarbeiten und von deren Erfahrung und Fachwissen profitieren.
Gleichzeitig ist es wichtig, dass die Straßenbaubehörden und EU-Arbeitsgruppen Maßnahmen ergreifen, um Interoperabilitätsprobleme anzugehen. Sie können sicherstellen, dass alle Ladestationen und Elektrofahrzeuge der ISO-Norm 15118-20 entsprechen müssen, indem sie klare Richtlinien in bestehende Vorschriften aufnehmen und/oder eine entsprechende Governance-Struktur einrichten. Auf diese Weise kann ein Industriestandard geschaffen und verhindert werden, dass Elektrofahrzeuge intelligent genutzt werden, beispielsweise weil die Fahrzeuge in den „Schlafmodus“ wechseln.
ElaadNL und Netbeheer Nederland (die gemeinsamen Netzbetreiber) arbeiten in den Niederlanden bereits mit Automobilherstellern zusammen, um die Entwicklung von V2G-kompatiblen Fahrzeugen voranzutreiben und die Interoperabilität zwischen Systemen zu verbessern. Sie müssen diesem Thema künftig noch mehr Aufmerksamkeit widmen.
Darüber hinaus muss weiter in Forschung investiert werden, um das V2G-Laden zu optimieren. Die Förderung von Innovationen und die Information der Öffentlichkeit und der Industrie über die Vorteile des V2G-Ladens kann die Unterstützung für Elektrofahrzeuge und netzunterstützende Technologien fördern.
Schließlich müssen die Netzbetreiber und die Regulierungsbehörde sicherstellen, dass in die notwendige Infrastruktur für eine moderne Netzkommunikation investiert wird.
REPORT zum DOWNLOAD
Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /