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STUDIE: Netzentgelt-Entwurf der deutschen Bundesnetzagentur unbrauchbar

Auch in Österreich gibt es keine Stromnetzstrategie

Wenn man es weniger höflich formuliert ist der Vorschlag, den die deutsche Bundesnetzagentur (BNetzA) präsentiert hat, um die steigenden Geldmittel für die Anpassung der Stromnetze an die Energiewende sicherzustellen, mit einem glatten „Nichtgenügend“ zu quittieren.
Zu diesem Schluss kommt nämlich ein Expertenteam der TU Dresden. In ihren „Schlussfolgerungen“ (Seite 32f.) analysierten sie wie folgt (Zitate, auszugsweise):

„Der vorgelegte Vorschlag der BNetzA ist in seiner Zielstellung begrüßenswert, kommt zu spät und ist weder in der Lage, die Herausforderungen der vergangenen noch künftigen Netzkostenentwicklung ursächlich zu adressieren. …. Ein entscheidender Nachteil des Mechanismus ist in diesem Zusammenhang der fehlende Anreiz zum Anschluss neuer Verbraucher in stark von EE(erneuerbare Energien)-Einspeisung belasteten Netzen, wodurch die Transportanforderungen an die Netze und damit auch Ausbaubedarfe vor Ort reduziert werden könnten.“

>> Im Klartext befürchten die Experten Bremseffekte für den EE-Ausbau!

„Aus der quantitativen Analyse ergibt sich zudem die Frage, weshalb ein Eingriff in die bestehende Entgeltsystematik mit derart weitreichenden verteilungspolitischen Folgen als Ziel aus Sicht der Regulierungsbehörde gerechtfertigt ist, eine umfassende Reform oder mögliche Neuaufstellung des Finanzierungsmodells angepasst an die Ziele der Energiewende jedoch derzeit nicht erwogen wird.“

Die 2028 auslaufenden deutschen Verordnungen (StromNEV, GasNEV, ARegV) sollten für eine umfassende Reform der Entgeltbestimmung im Spannungsfeld von Verursachungs- und Verteilungsgerechtigkeit genutzt werden.

„Grundsätzlich erscheint es in diesem Kontext ebenso angebracht, die Diskussionen um eine Reform der Netzentgelte, nicht nur in energiewirtschaftlichen Fachkreisen zu führen und per Festlegung umzusetzen, sondern angesichts der langfristig möglicherweise weitreichenden Auswirkungen auch auf die politische Ebene zu heben.“

Ich habe in den vergangenen 12 Monaten intensive Gespräche mit diversen Stakeholdern in Österreich geführt. Daraus ergibt sich - mitten in der Energiewende - auch für die Alpenrepublik ein eindeutiges Bild:

Zwar fordern und wünschen alle eine nationale, koordinierte Strategie zur Anpassung der Stromnetze an die Energiewende. Aber sie existiert bislang nicht. Denn jeder Vertreter hat nur seine Interessen im Blick, jedoch keiner die der privaten oder gewerblich-industriellen Strombezieher.
Es wäre die Politik gefordert, die sich unter allen Umständen hütet, dieses heiße Eisen anzugreifen - mehr noch ist dies in Vorwahlzeiten kein Thema.
Fazit: Es passiert nur das Allernötigste, immer im allerletzten Moment und es kommt den Stromkonsumenten immer viel(!) teurer, als eine planvolle Stromwende.
tud.qucosa.de/api

Fritz Binder-Krieglstein
renewable.at



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Artikel Online geschaltet von: / Dr. Fritz Binder-Krieglstein /