© Gerd Altmann pixabay.com
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EU: Ende der Abhängigkeit von fossilen Energien und Umstieg der Wirtschaft als große Chance

Energiewende als Gamechanger - Analyse zeigt wichtigste Stellschrauben für den Umstieg

Wien - Die kommende EU-Wahl gilt als richtungsweisend für Sicherheit, Wohlstand und Unabhängigkeit von Europa. Mit dem Green Deal hat die Europäische Union zwar den einen wichtigen Schritt zur Gestaltung einer zukunftsfähigen Wirtschaft und der Reduktion von Treibhausgasemissionen gemacht. Ob aber die Maßnahmen zur Transformation genügend sind um mit anderen Weltregionen mitzuhalten, wird erst in den kommenden Jahren sichtbar sein. Eine neue Analyse des KONTEXT Instituts für Klimafragen zeigt, an welchen Stellschrauben dafür gedreht werden sollte.

Weltweit bricht derzeit ein neues Zeitalter der Industrialisierung an, mit dem massiven Ausbau erneuerbarer Energien und einer breitflächige Elektrifizierung von Prozessen in allen Sektoren. „Im Vordergrund dieser Ökologisierung steht, von fossilen Energieträgern abzukommen. Die Gründe dafür sind vielfältig: Neben der Reduktion von Treibhausgasen geht es um Fragen der Kosten, Sicherheit und Effizienz. Inwieweit Europa seine Wettbewerbsfähigkeit stärken kann, hängt daher maßgeblich davon ab, wie schnell dieser Trend weiter vorangetrieben wird“, erklärt Florian Maringer, als Vorstand von KONTEXT für Analyse und Strategie zuständig.

Wettbewerbsnachteile und Sicherheitsrisiken durch Abhängigkeit von fossilen Energien   

Bisher war Industrialisierung eng mit der Nutzung fossiler Energieträger verknüpft. Dies befeuert nicht nur die Klimakrise, sondern führt auch zu ökonomischen und sicherheitspolitischen Nachteilen: Dass fossile Energien in Europa größtenteils importiert werden, führt zu hohen Energiepreisen und Kaufkraftabflüssen im Vergleich zu Ländern wie etwa den USA. So war Gas in Europa im Schnitt der Vorkrisenjahre (2011-2019) doppelt so teuer wie in den USA. Nach Beginn des Ukraine-Kriegs stieg der europäische Gaspreis im Schnitt der darauffolgenden Monate sogar auf das fünffache des amerikanischen an. Denn Preise für fossile Energieträger sind gerade für Europa nicht nur überproportional hoch, sondern auch volatil und hochsensibel gegenüber externen Schocks. Geopolitische Krisen, Kriege und andere unvorhersehbare Ereignisse können einen starken Einfluss auf ihr Preisniveau haben.  

Eine Preissteigerung fossiler Energieträger hat wiederum gravierende Folgen für Produktions- und Verbraucherpreise. Die Verteuerung von Haushaltsenergie, Diesel und Benzin war 2022 allein für ein Drittel der historisch hohen Inflationsrate von 8,6 Prozent verantwortlich. Zusätzlich sind fossile Energieträger enorm ineffizient: Knapp drei Viertel der weltweit eingesetzten Primärenergie geht durch die Umwandlung in nutzbare Energie verloren. Bei der Stromerzeugung durch Öl, Kohle und Gas ist der Verlust besonders hoch. „Das ist gleichzeitig ineffizient und verursacht hohe Kosten. Überwinden wir die Abhängigkeit von fossiler Energie, überwinden wir auch die Wettbewerbsnachteile, die damit in Verbindung stehen. Auf globalen Märkten macht sich der ökologische Wandel in den letzten Jahren bereits bemerkbar. Es zeichnet sich ein globaler Wettlauf zwischen den größten Industrienationen ab. Ob die EU die Chancen nutzen kann, die sich daraus ergeben, wird die Wahl zeigen.“, erklärt Maringer.

Abkehr von fossiler Energie als entscheidende Chance nutzen  

Dass die Ökologisierung bereits in vollem Gange ist, zeigen verschiedene Trends eindeutig: Investitionen in erneuerbare Energieträger nehmen zu. Im Jahr 2023 wurden global rund 1.770 Milliarden US-Dollar in die Energiewende investiert, 8-mal so viel wie noch vor 10 Jahren. Verkaufs- und Produktionszahlen von Zukunftstechnologien wie Elektroautos, Photovoltaik, Windkraftanlagen und Wärmepumpen steigen kontinuierlich. „Um diese Chancen der Ökologisierung für Wirtschaft, Arbeitsplätze und Umwelt zu nutzen, braucht es proaktive standort- und klimapolitische Maßnahmen, die den Umbau vorantreiben“, empfiehlt Katharina Rogenhofer, Vorständin und Sprecherin von KONTEXT. Konkret sollte der Ausbau von Stromnetzen und erneuerbaren Energieträgern sowie die Elektrifizierung verschiedenster Prozesse in allen Sektoren beschleunigt werden. „Zusätzlich zur Umstellung auf erneuerbare Energie und effizientere Technologien, ist es notwendig den Bedarf an Primärenergie insgesamt zu senken.“

Analyse von KONTEXT


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /