© FWF Klaus Ranger/Anke Schaffartzik, Stefan Giljum, Helmut Haberl, Fridolin Krausmann, Shonali Pachauri, Cornelia Staritz, Stefan Thurner
© FWF Klaus Ranger/Anke Schaffartzik, Stefan Giljum, Helmut Haberl, Fridolin Krausmann, Shonali Pachauri, Cornelia Staritz, Stefan Thurner

Pionierprojekt untersucht Kriseneffekte auf Sozialsysteme

Ernährung, Wohnen und Mobilität - Wie sieht es mit der Anpassungsfähigkeit der Ressourcennutzung aus? Wie wirkt sich das auf das soziale Wohlbefinden aus?

Der Österreichische Wissenschaftsfonds (FWF) fördert das Projekt „Resilience and Malleability of Social Metabolism“ (REMASS) mit über sechs Millionen Euro für die nächsten fünf Jahre. Dies ist ein wichtiger Meilenstein für dieses neue Forschungsgebiet, das von Wissenschaftlern mehrerer österreichischer Institutionen betrieben wird.

Die zunehmende Nutzung natürlicher Ressourcen treibt die globale Erwärmung, Umweltverschmutzung und den Verlust der biologischen Vielfalt voran, während anhaltende Krisen wie Kriege, Pandemien und Klimaextreme eine Bedrohung für globale Lieferketten darstellen. Daher ist es besonders wichtig zu verstehen, wie sich diese Krisen auf den Ressourcenverbrauch, die Nachhaltigkeit, die Ungleichheit und das soziale Wohlergehen auswirken.

REMASS widmet sich der Bewältigung dieser Unsicherheiten durch innovative Methoden zur Erforschung des gesellschaftlichen Stoffwechsels, der sich darauf bezieht, wie wir Ressourcen und Energie extrahieren, nutzen und entsorgen, um unsere Bedürfnisse zu erfüllen. Das Projekt wird von der Universität für Bodenkultur (BOKU) geleitet und umfasst Wissenschaftler des IIASA, der Wirtschaftsuniversität Wien (WU Wien), der Universität Wien, der Central European University (CEU) und der Complexity Wissenschaftszentrum (CSH).

„Unsere Forschung untersucht die Widerstandsfähigkeit der Ressourcennutzung und Strategien zur Förderung der Nachhaltigkeit“, sagt Helmut Haberl, Wissenschaftler an der BOKU und REMASS-Koordinator. „Unser interdisziplinäres Projekt bietet Einblicke in die Entdeckung von Wendepunkten, die uns auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit führen.“

„Unser Ziel ist es, eine solide wissenschaftliche Grundlage bereitzustellen, um Antworten auf Störungen aufzudecken, die in Ansatzpunkte für gerechtere und nachhaltigere Transformationen von Produktions-, Handels- und Konsummustern umgewandelt werden können“, erklärt Shonali Pachauri, Leiterin der IIASA Transformative Institutional and Social Solutions Research Group und REMASS-Koordinator.

Ziel von REMASS ist es, eine umfassende Datenbank zum gesellschaftlichen Stoffwechsel aufzubauen, die die Anwendung von Big-Data-Methoden aus der Komplexitätswissenschaft ermöglicht. Dadurch kann das Forscherteam die Widerstandsfähigkeit des Stoffwechsels gegenüber Störungen in Lieferketten quantifizieren. Das Projekt konzentriert sich auf Ernährung, Wohnen und Mobilität und analysiert die Anpassungsfähigkeit der Ressourcennutzung und ihre Auswirkungen auf das soziale Wohlbefinden. Durch die Identifizierung von Schlüsselakteuren, Entscheidungsprozessen und Machtstrukturen möchte REMASS wertvolle Einblicke in diese wichtigen Versorgungssysteme bieten.

Wie wirkt sich beispielsweise ein Rückgang des Fleischkonsums auf das menschliche Wohlbefinden und das System aus? Welche Auswirkungen hat der Ersatz von Beton durch Holz in der Bauindustrie auf den Stoffwechsel der Gesellschaft? Welche Auswirkungen hat die durch die E-Mobilität bedingte steigende Nachfrage nach Lithium außerdem auf andere Sektoren?

„Unsere Ergebnisse werden als wichtiger Input für internationale Bewertungen an der Schnittstelle von Wissenschaft und Politik dienen, beispielsweise für das International Resource Panel der Vereinten Nationen und den Zwischenstaatlichen Ausschuss für Klimaänderungen“, schließt Pachauri.

Quelle: IIASA


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /