© Steve Buissinne auf pixabay / Gas
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Wien: "Gas is a Schas" - Saubere Wärme wäre weit besser

Die bevorstehende Wiener Bauordnungsnovelle muss zur Klimaschutzreform werden - Grüne Wien präsentieren fünf Punkte für echten Klimaschutz und nachhaltiges Bauen

Vor der Fachenquete im Wiener Rathaus zur geplanten Bauordnungsnovelle präsentieren die Grünen Wien gestern fünf zentrale Maßnahmen, damit diese Bauordnungsnovelle zur Klimaschutzreform wird. Der wichtigste Hebel: Die Befreiung von rund einer halben Million Wienerinnen und Wiener von teuren Gas-Heizungen.

"Die Reform der Bauordnung muss eine Klimaschutzreform werden. Daran werden wir die Stadtregierung messen. Eine Bauordnung, die in Zukunft die Befreiung von fossilen Energieträgern garantiert, ist eine Chance für die Wienerinnen und Wiener. Wir können und müssen jetzt die Weichen für die Unabhängigkeit von teurem Gas und zu einer klimafitten Stadt stellen", fordert Peter Kraus, Parteivorsitzender der Grünen Wien.

Die Grünen Wien fordern von der Stadtregierung mehr Tempo ein: "In den vergangenen Tagen ist in Österreich ein großer Schritt gelungen ­- das Erneuerbare Wärme Gesetz (EWG) wurde im Ministerrat beschlossen. Ein klarer Fahrplan für den Ausstieg aus Öl und Gas liegt damit vor. Wien muss jetzt auf Landesebene die Energieunabhängigkeit in Umsetzung bringen. Es gibt keinen Grund, bei diesem wichtigen Zukunftsthema auf irgendjemanden oder irgendetwas zu warten. Und auf Bundesebene ist die SPÖ gefordert, das EWG mit der notwendigen Zweidrittelmehrheit rasch zu unterstützen", sagt Georg Prack, Wohnbausprecher der Grünen Wien.

"Gas is a Schas": Wien braucht Befreiungsplan für 500.000 Haushalte

Rund ein Drittel der Treibhausgasemissionen in Wien ist dem Gebäudebereich zuzuordnen. Heizen, Warmwasser und Kühlung benötigen riesige Mengen an Energie. Das System ist veraltet und abhängig von fossilen, teuren Energieträgern. Heizöl- und Kohleheizungen spielen in Wien immer weniger eine Rolle. Das große Problem bleiben die Gasheizungen: Sie verursachen fast 90 Prozent der Treibhausgas-Emissionen im Gebäudesektor, betont man bei den Grünen.

"Die Wienerinnen und Wiener würden sagen: Gas is a Schas. Trotz erster Erfolge beim Klimaschutz in den vergangenen Jahren sind die Wiener Gebäude alles andere als klimaneutral. Das Ziel, die Treibhausgas-Emissionen des Gebäudesektors bis 2040 auf null zu senken, ist ernsthaft gefährdet. Die Wiener Klimaziele können nur erreicht werden, wenn sofort und konsequent Maßnahmen zum nachhaltigen Bauen und Sanieren gesetzt werden. Die Tage der Therme müssen endlich gezählt sein" , sagt Kraus.

Die Grünen Wien fordern klare Regeln und einen Zeitplan für den Ausstieg aus Gasheizungen in der Bauordnung. Dazu gehört ein sofortiges Verbot des Einbaus von Gasthermen im Neubau. Aber auch beim Altbau gibt es viele Hebel für den Klimaschutz: Etwa die Verordnung von Energieraumplänen für bestehende Gebäude, die festlegen, bis wann Gas- und Ölheizungen auszutauschen sind. Für größere Sanierungsvorhaben soll die Errichtung von erneuerbaren Heizsystemen ab sofort festgeschrieben werden:

"Die Zeit drängt - mit Blick auf den Klimaschutz, auf die politische Situation in Europa und auf die Geldbörse. Nur die Unabhängigkeit von Gas und Öl beim Heizen kann die Leistbarkeit von Betriebskosten langfristig wieder herstellen. Es geht um etwa eine halbe Million Wiener Haushalte, die in den nächsten Jahren von ihren teuren Gasheizungen befreit werden müssen. Diese Haushalte haben saubere und klimafitte Anschlüsse verdient, die ihre Geldbörse entlasten. Mit der bevorstehenden Reform der Bauordnung können wir jetzt die Weichen für dieses Mammutprojekt stellen", sagt Prack.

Neben klaren Regeln für den Ausstieg aus Gasheizungen fordern die Grünen bei der Reform der Bauordnung:

* Tempo bei der thermischen Sanierung: Die Stadt Wien muss thermische Sanierungen forcieren und stärker in der Bauordnung verankern.
* Umschalten auf erneuerbaren Strom: Unter anderem mit Solaranlagen auf Einfamilienhäusern und der Errichtung weiterer Bürger:innensolarkraftwerke.
* Hilfe gegen Hitze: Dazu zählt etwa der Schutz von Frischluftschneisen in den Flächenwidmungs- und Bebauungsplänen.
* Boden & Wasser: Schutz unserer Schätze mithilfe einer Leerstandsabgabe und der Pflicht bei größeren Bauprojekten, einen Anteil der Fläche zu entsiegeln.

"Die Welt befindet sich im Klimanotstand. Und nicht nur das, wir befinden uns in einer Zeit, die von massiver Teuerung und extremer Energieunsicherheit geprägt ist. Die Debatten auf der Weltklimakonferenz in Sharm El-Sheikh verdeutlichen, dass sich niemand vor der Verantwortung drücken darf: Wir alle müssen dort ansetzen, wo wir etwas verändern können. Dazu gehört eine mutige Reform der Wiener Bauordnung mit klarem Fokus auf Klimaschutz. Die Wiener Grünen werden nicht lockerlassen, dass diese Novelle eine Klimaschutzreform wird", so Kraus.



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Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /