© Manuguerra Photography / Spannende Diskussion in Wien
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Nachhaltigkeit – von der Kür zur Pflicht und Chance

Eine Nachhaltigkeitsstrategie ist für Unternehmen keine bloße Option, sondern muss in die Unternehmensstrategie eingebettet werden

Nachhaltigkeit ist schon längst kein „Orchideen-Thema“ mehr, sondern bereits jetzt ein bestimmender Wettbewerbsfaktor. Das ist der Grundtenor einer hochrangig besetzten Round Table-Diskussion die vor kurzem in der französischen Botschaft in Wien stattfand. Unternehmen, die bereit jetzt eine klare Nachhaltigkeitsstrategie verfolgen, können sich in den aktuellen Krisen klarer positionieren und haben zudem einen eindeutigen Startvorteil im Wettbewerb um junge und engagierte Mitarbeiter:innen – darüber waren sich die Vertreter von Politik, Wirtschaft, Unternehmensberatung und Finanzwesen auf dem Podium einig.

Philipp Kilius, Experte für Sustainability und ESG bei Mazars, meinte bei der Veranstaltung, dass Nachhaltigkeit sowohl eine Pflicht, aber auch eine Chance sei: „Eine Pflicht zum einen aufgrund der Regularien und gesetzlichen Gegebenheiten für, vor allem, große Unternehmen. Zum anderen, weil eine glaubwürdige Nachhaltigkeitsstrategie heutzutage eine License to Operate für Unternehmen darstellt.“ Auch im Wettbewerb um die besten Köpfe spielt die Nachhaltigkeit, vor allem auf junge Menschen bezogen, eine wesentliche Rolle, so der Experte bei Steuerberatungs- und Wirtschaftsprüfungskanzlei Mazars.

„Wir leben in herausfordernden, krisengebeutelten Zeiten. Daher ist es im Moment so wichtig wie noch nie zuvor, auf Kreislaufwirtschaft und Nachhaltigkeit zu setzen“, betont Jürgen Schneider, Sektionschef für Klima und Energie im Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie, „Europa ist ein Wissens- und kein Rohstoffkontinent.“ Er sieht eine große Chance im Nachhaltigkeits- und ESG-Bereich: „Wir kennen die Lösungen. Es geht jetzt nur noch darum, sie gemeinsam mutig zu anzugehen.“

Auch der Geschäftsführer von Schneider Electric Österreich, Karl Sagmeister, stimmt zu: „Eine Nachhaltigkeitsstrategie ist zum Überlebensfaktor geworden. Wer das frühzeitig erkannt hat, hat schon gewonnen.“ Als Beispiel führt er sein eigenes Unternehmen an: „Wir beziehen 80 Prozent unserer Energie aus eigenen nachhaltigen Quellen und werden somit von der jetzigen Krise nicht ansatzweise so schlimm getroffen wie viele andere Unternehmen.“

Großen Aufholbedarf in der Bankenbranche sieht Wolfgang Aschenwald, Leiter des Geschäftsbereichs Produktmanagement und Vertrieb bei der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich: „Meiner Erfahrung nach, haben erst rund 20% im Bankenwesen aktive Nachhaltigkeits-Maßnahmen in ihre Unternehmensstrategie eingebettet.“

Besonders die Richtlinie zur ESG-Berichterstattung, die ab 1. Jänner 2024 gilt und in Österreich rund 2.000 Unternehmen betreffen wird, stand im Fokus des Gesprächs. „Je früher sich Unternehmen auf diese neuen Rahmenbedingungen vorbereiten, desto besser sind sie dafür aufgestellt. Die Zahlen sind in jedem Unternehmen vorhanden. Sie müssen nur richtig interpretiert werden“, erklärt Experte, Philipp Kilius, „Ein Nachhaltigkeitsbericht darf auch nicht nur Highlights enthalten. Es ist wichtig, dass Platz für Learnings und Chancen für Verbesserung geschaffen wird, denn ein guter Bericht ist transparent und authentisch.“

Auch der Gastgeber, der französische Botschafter Gilles Pécout, betont: „Es ist unumgänglich, dass Unternehmen aktive Strategien zum Thema Nachhaltigkeit einführen und nicht mehr nur bloße Sponsoren vereinzelter Maßnahmen sind.“


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /