© Klimarat / Bürger und Bürgerinnen gestalten die Klima-Zukunft mit
© Klimarat / Bürger und Bürgerinnen gestalten die Klima-Zukunft mit

Vorschau auf zweites Treffen des Klimarats der Bürgerinnen und Bürger

Klimarat tagt am 26./27. Februar in Salzburg - Die inhaltlichen Schwerpunkte lauten Ernährung und Landnutzung

Der Klimarat der Bürgerinnen und Bürger steigt kommendes Wochenende in die Bearbeitung der inhaltlichen Themen ein. Am Samstag stehen zwei wissenschaftliche Impulsvorträge zu Ernährung und Landnutzung auf dem Programm, um anschließend in die intensive Bearbeitung dieser Handlungsfelder zu gehen.

"Zu keinem anderen Produkt haben wir so eine intime Beziehung wie zu unserem Essen. Daher sind alle Bürger:innen des Klimarats Alltags-Expert:innen für dieses Thema", sagt Marianne Penker vom Institut für Nachhaltige Wirtschaftsentwicklung auf der BOKU. "Etwa ein Drittel aller Treibhausgasemissionen weltweit stehen mit der Ernährung in Verbindung. Kommendes Wochenende stellen wir daher die Frage, wie das Ernährungs- und Landnutzungssystem zu gestalten ist, dass es auch die nächsten Generationen mit Lebensmitteln, Energie und Holz versorgen kann. Dabei gilt es, nicht nur ökologische Ziele im Blick zu haben, sondern auch soziale und ökonomische", erklärt Penker. So ist Ernährung nicht nur ein Klima- , sondern auch ein Gesundheitsthema.

Teams bearbeiten weitere Themenschwerpunkte

Am Sonntag werden sich die Teilnehmer:innen auf Schwerpunkt-Teams verteilen, die nicht nur Ernährung und Landnutzung tiefer diskutieren, sondern auch Lösungsansätze für die anderen großen Handlungsfelder des Klimarats erarbeiten: Mobilität, Wohnen und Arbeit, Konsum und Produktion sowie Energie. Die Themen Soziale Gerechtigkeit, Bildung, Gesundheit und globale Verantwortung werden als Querschnittsthemen behandelt. Alle Empfehlungen werden laufend auf ihre Wirksamkeit, Widersprüche zu anderen Handlungsfeldern und Widerstände im Kontext der Umsetzung überprüft. Die Schwerpunkt-Teams werden während der folgenden Wochenenden intensiv miteinander weiterarbeiten.

"Diese Struktur hilft uns dabei, die Komplexität des Arbeitsprozesses zu reduzieren. Das ist notwendig, weil die inhaltlichen Themen, mit denen sich der Klimarat auseinandersetzt, schon komplex genug sind", gibt Lisa Purker, Mitglied des Moderationsteams, Einblick in die gemeinsame Arbeitsweise.

Was sich Bürger:innen erwarten

Werner (64), Pensionist aus dem Industrieviertel (NÖ) erwartet sich vom zweiten Treffen des Klimarats "spannende Diskussionen und erste Lösungsideen." Der 64-Jährige glaubt, "dass wir zu viel vom Falschen, zu wenig vom Richtigen und mit unverhältnismäßig großen Ressourceneinsatz produzieren." In seinem Berufsleben hatte er mit den negativen Auswirkungen von überhöhtem Pestizideinsatz in der Landwirtschaft, zunehmender Trockenheit und dem Auftreten neuer Krankheiten und Schädlingen zu tun.

Die Schülerin Julia (17) aus Wels in Oberösterreich erzählt: "Viele in meiner Verwandtschaft arbeiten in der Landwirtschaft. Da bekomme ich die klimatischen und wirtschaftlichen Auswirkungen hautnah mit. Gerade Ernährung ist sehr stark mit Emotionen und der Kultur verbunden, weswegen ein Umdenken in der Gesellschaft schwierig werden kann. Trotzdem erhoffe ich mir für das nächste Wochenende wieder viele konstruktive und offene Diskussionen."

Auch Leonie (17) aus Perg (OÖ) kann aus ihrer Alltagserfahrung berichten: "Für mich spielt vor allem Ernährung eine große Rolle. Dadurch, dass ich extrem sportlich bin und auch meine Schulwahl dem Sport gewidmet habe, steht bei mir eine gesunde und ausgewogene Ernährung jeden Tag am Menü. Ich habe gemerkt, dass viele beim Klimarat aus einem landwirtschaftlichen Betrieb kommen. Das gibt uns die Möglichkeit, die Besorgnisse der Menschen zu hören, die es tatsächlich betrifft."

Madeleine (52), Juristin aus dem Innviertel, wird mit einer Reihe Fragen an die Wissenschaft im Gepäck zum Klimarat anreisen: "Ich esse gerne und viel. Dennoch beschäftigt mich der Transport von Waren quer durch die Welt. Stichwort Kiwi aus Neuseeland und Spargel aus Chile. Ich würde hierzu gerne etwas mehr Hintergrundwissen bekommen. Damit verbunden ist die Verpackungsindustrie. Gibt es Bestrebungen, die Lebensmittel offen kaufen zu können, um den Müll zu reduzieren? Wieviel Verpackung braucht es? Gibt es sinnvollere Maßnahmen als ein Strohhalmverbot?"

Neben Marianne Penker stehen den Bürger:innen beim zweiten Klimarat-Wochenende folgende Expert:innen zur Seite: Martin Schönhart (BOKU), Isabella Uhl-Hädicke (Umweltpsychologin, Uni Salzburg), Michael Bahn (Ökologe, Uni Innsbruck), Georg Kaser (Klimaforscher, Uni Innsbruck).

Bürger:innenräte in ganz Europa

Der österreichische Klimarat ist nicht der einzige in Europa: In vielen anderen Ländern - in Deutschland zum Beispiel im Frühling 2021 - haben sich Bürger:innen zusammengefunden, um über Klimamaßnahmen zu diskutieren. Ebenso in Frankreich, Großbritannien, Dänemark, Finnland und Schottland. Die Ergebnisse waren stets eine fundierte Diskussionsgrundlage für politische Entscheidungsträger:innen.

Seit 15. Jänner 2022 gestalten die Bürger:innen des österreichischen Klimarats die Klima-Zukunft des Landes aktiv mit. Die Statistik Austria hat sie mittels Zufallsstichprobe ausgewählt. Die Bürger:innen bilden die österreichische Gesellschaft bezüglich der Merkmale Wohnort, Alter, Geschlecht, Bildung und Einkommen ab - eine Art "Mini-Österreich". An insgesamt sechs Wochenenden werden sie gemeinsam Antworten rund um zentrale Zukunftsfragen entwickeln. Wissenschaftliche Inputs liefern eine Grundlage für die Diskussionen dieser Schwerpunkte. 15 Wissenschaftler:innen und ein professionelles Moderationsteam begleiten den Prozess. Die Ergebnisse werden Mitte des Jahres 2022 der Bundesregierung übergeben.

Weitere Info:

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Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /