© StockSnap from Pixabay / Zu Fuß unterwegs
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"Schulneustart" nach Lockdown: Elterntaxi nimmt Kindern Chance auf gesunde Bewegung

VCÖ: Schulstraßen, Verkehrsberuhigung und Tempo 30 statt 50 erleichtern Kindern aktive Mobilität

Wien - Seit gestern haben wieder alle Schülerinnen und Schüler in Österreich gemeinsamen Präsenzunterricht. Der VCÖ weist darauf hin, dass der Schulweg für Kinder und Jugendliche eine Chance ist, auf eine tägliche Portion gesunde Bewegung zu kommen. Wer Kinder mit dem Auto zur Schule chauffiert, tut ihnen nichts Gutes. Bewegungsmangel nimmt bei Kindern auch in Österreich mit jugendlichem Alter zu. Der VCÖ fordert verstärkte Maßnahmen für ein kindgerechtes Verkehrssystem, damit mehr Kinder ihre Alltagswege zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurücklegen können. Eine wirksame Maßnahme gegen ein Verkehrschaos vor Schulen sind auch Schulstraßen.

Das Coronajahr 2020 brachte infolge des häufigen Distance-Learnings einen starken Rückgang bei den Schulwegunfällen in Österreich. Die Zahl der Unfälle am Schulweg ging von 510 im Jahr 2019 auf 272 im Vorjahr zurück, die Anzahl der verletzten Kinder nahm um 49 Prozent auf 292 ab. Es gab keinen tödlichen Schulwegunfall. "Die Gemeinden und Städte sind gefordert, Maßnahmen zu setzen, dass es auch bei normalem Schulbetrieb keine schweren Schulwegunfälle gibt und die Verkehrssicherheit für Kinder hoch ist", stellt VCÖ-Experte Michael Schwendinger fest.

Verkehrsberuhigung, weniger Autoverkehr insbesondere im Schulumfeld, Tempo 30 statt 50, ein dichtes Netz an ausreichend breiten Geh- und Radwegen führt dazu, dass mehr Kinder mit Fahrrad oder Roller mobil sind. Während in Österreich vor der Coronakrise nur sechs Prozent der Kinder mit dem Fahrrad zur Schule kamen, waren es in den Niederlanden rund 50 Prozent. Ein kindgerechtes Verkehrssystem ist eine wirksame Maßnahme gegen die zunehmende Bewegungsarmut bei Kindern und Jugendlichen.

"In Österreich nimmt der Bewegungsmangel von Mädchen und Buben im jugendlichen Alter zu. Während sich 69 Prozent der elfjährigen Buben zuwenig bewegen, sind es bei den 15-Jährigen bereits 81 Prozent. Mädchen sind von Bewegungsarmut noch stärker betroffen, der Anteil steigt von 76 Prozent mit elf Jahren auf 90 Prozent bei den 15-Jährigen", weist VCÖ-Experte Schwendinger auf eine Studie der WHO hin, die vor der Covid-19 Pandemie veröffentlicht wurde. Während der Pandemie nahm der Bewegungsmangel der Kinder weiter zu.

Der Schulweg ist nun wieder eine Chance, dass Kinder und Jugendliche auf eine tägliche Portion gesunde Bewegung kommen. Eltern, die ihre Kinder mit dem Auto zur Schule chauffieren, nehmen den Kindern diese Chance. Zudem ist die Verkehrssicherheit am Schulweg dank zahlreicher Maßnahmen deutlich höher als in der Freizeit. "Am Schulweg können Kinder Kompetenz für das sichere und richtige Verhalten im Straßenverkehr erlangen", betont VCÖ-Experte Schwendinger. Kleinere Kinder, die Begleitung benötigen, lernen am Schulweg viel, wenn sie zu Fuß begleitet werden.

Darüber hinaus sind auch Maßnahmen im direkten Schulumfeld wichtig. Wirksam ist zum Beispiel die Schulstraße. Bei diesem Konzept wird die Straße vor der Schule vor Unterrichtsbeginn für rund eine halbe Stunde für den Kfz-Verkehr gesperrt. In Südtirol gibt es die Schulstraße in vielen Orten bereits seit mehr als 30 Jahren, in Österreich mittlerweile unter anderem in Wien, Salzburg und Vorarlberg. In Bregenz wird vor einer Volks- und Mittelschule die Straße sogar von 7.15 bis 17 Uhr für den Durchzugsverkehr gesperrt. Den Kindern steht vor der Schule damit ein sogenannter "Gut-Geh-Raum" zur Verfügung.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /