© Hans Braxmeier / pixabay.com
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Globaler IPBES-Bericht zu Biodiversität zeigt: Weltweiter Artenverlust von Arten bedroht unsere Lebensgrundlagen

Erste globale Biodiversitätsbewertung seit 2005

Der Weltbiodiversitätsrat IPBES hat eine neue globale Synthese des Naturzustands, der Ökosysteme und der Beiträge der Natur für die Menschen vorgestellt. Es ist der erste derartige Bericht seit dem wegweisenden Millennium Ecosystem Assessment, er 2005 veröffentlicht wurde, und der erste zwischenstaatliche Bericht.

Insgesamt 150 führende internationale Experten aus 50 Ländern haben ihn vorbereitet, weitere 250 Experten beteiligten sich an der Intergovernmental Science-Policy-Plattform für Biodiversität und Ökosystemdienstleistungen (IPBES), der globalen Bewertung der Biodiversität und Ökosystemdienste.

Eine detaillierte "Zusammenfassung für politische Entscheidungsträger" wurde nun vorgestellt. IPBES wird oft als "IPCC for Biodiversity" bezeichnet und ist das globale wissenschaftspolitische Forum, dessen Aufgabe es ist, allen Entscheidungsträgern für Mensch und Natur die besten verfügbaren Beweise zu liefern.

Der Bericht gibt einen integrierten Überblick darüber, wo die Welt in Bezug auf die wichtigsten internationalen Ziele steht, einschließlich der Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs), der Aichi-Ziele für die biologische Vielfalt und des Pariser Klimaschutzabkommens. Er untersucht die Ursachen der Biodiversität und des Ökosystemwechsels, die Auswirkungen auf die Menschen, die politischen Optionen und die wahrscheinlichen zukünftigen Pfade der nächsten drei Jahrzehnte, sofern die aktuellen Trends anhalten, und andere Szenarien.

"Der Verlust von Arten, Ökosystemen und genetischer Vielfalt ist bereits eine globale und generationsbedingte Bedrohung für das menschliche Wohlbefinden. Der Schutz der unschätzbaren Beiträge der Natur für die Menschen wird die entscheidende Herausforderung der kommenden Jahrzehnte sein. Politiken, Bemühungen und Maßnahmen - auf jeder Ebene - wird jedoch nur erfolgreich sein, wenn es auf dem besten Wissen und den besten Beweisen basiert. Dies bietet das IPBES Global Assessment, " so Sir Robert Watson, IPBES Chair.

Almut Arneth, Professorin am Institut für Meteorologie und Klimaforschung – Atmosphärische Umweltforschung des KIT, ist eine koordinierende Leitautorin des Assessments. „Weltweit sind Ökosysteme und die Artenvielfalt jetzt schon erheblich geschädigt. Gründe sind unter anderem das Übernutzen von Ressourcen und der vom Mensch verursachte Klimawandel“, sagt sie. So zeige sich bereits jetzt, dass sich Grenzen und Zusammensetzungen von Vegetationen im Zuge der Erwärmung änderten, etwa wenn sich Wälder in der Tundra ausbreiteten oder Sträucher in Savannen immer mehr Grasflächen übernehmen. Aber auch die direkte Nutzung durch den Menschen, inklusive der Intensivierung von Land- und Forstwirtschaft, habe große Auswirkungen.

„Wir gehen weltweit davon aus, dass sich die Artendichte auf dem Land durch direkten menschlichen Einfluss bereits um mindestens 20 Prozent verringert hat, was ein Indiz für Lebensraumverlust ist“, so die Klimaforscherin. Unabhängig davon, was die konkrete Ursache in einer Region sei, der Verlust von Biodiversität führe dazu, dass Ökosystemleistungen abnehmen: Eine stark veränderte Vegetationsbedeckung wirke sich etwa auf die Regulation des Wasserkreislaufs aus, der Verlust der genetischen Vielfalt von Ackerpflanzen oder der bestäubenden Insekten auf die Nahrungsmittelproduktion. Aber auch der Wert von Landschaften für Tourismus oder Erholung sei betroffen.

Ebenso mache sich der Klimawandel verstärkt bemerkbar. „Bereits eine Erwärmung der globalen Mitteltemperatur um weitere 0,5 Grad Celsius trägt das Risiko eines substanziellen Artenverlusts“, sagt Arneth. „Jedes Grad, jeder Quadratkilometer und jedes Jahr, in dem weiterhin nicht gehandelt wird, zählen, wenn es darum geht, die Biodiversität zu schützen und Nachhaltigkeitsziele einzuhalten.“ Der Erhalt der terrestrischen Vielfalt sei möglich, bedürfe jedoch eines Landmanagements, das unterschiedliche Funktionen und Biodiversität berücksichtige. So gebe es zwar Schutzgebiete in vielen wichtigen Regionen, aber häufig seien diese nicht effizient gemanagt und die Zerstörung diverser Lebensräume gehe immer noch voran, etwa durch Abholzung. Veränderungen müssten sowohl auf individueller also auch globaler Ebene stattfinden. Hierzu gehöre, CO2-Emissionen und Umweltverschmutzung einzudämmen, die Ausbreitung invasiver Tier- und Pflanzenarten zu reduzieren, aber auch wesentlich das menschliche Konsumverhalten zu verändern.

„Wir wissen natürlich nicht, wie sich die Zukunft entwickeln wird. Aber es ist davon auszugehen, dass treibende Faktoren wie Landnutzung, Fischfang, Klimawandel, Verschmutzung und die Ausbreitung invasiver Arten weiterhin große Herausforderungen für das Erhalten und Wiederherstellen von Biodiversität und Ökosystemen sein werden“, fasst Almut Arneth zusammen. „Wenn es gelingt, schnell und synchron an allen diesen Herausforderungen zu arbeiten, ist das ein großer Mehrwert für verschiedene Umwelt- und Nachhaltigkeitsziele. Das wollen wir mit unserem Bericht unterstützen.“

IPBES-Originaldokument der Zusammenfassung für Politiker “Summary for policymakers” in englischer Sprache (Stand 6. Mai 2019)

Zusammenfassung/ Factsheet des Berichts auf Deutsch


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /