© oekonews-Wolfgang Pucher/ Präsentation der Studie zur Wärmezukunft in Wien
© oekonews-Wolfgang Pucher/ Präsentation der Studie zur Wärmezukunft in Wien

Österreichs Energiezukunft liegt klar in den Erneuerbaren

Neue Studie der TU Wien zeigt: Wärmeversorgung mit erneuerbaren Energien ist technisch möglich und wirtschaftlich sogar günstiger!

© oekonews - Wolfgang Pucher / Wärmewende ist die härteste Nuss der Energiewende
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© oekonews - Wolfgang Pucher / Ein Bündel von Maßnahmen sind notwendig
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© oekonews - Wolfgang Pucher / In Summe sinkt der Stromverbrauch im Wärmebereich
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© oekonews - Wolfgang Pucher /Zahlreiche Gäste im Impact Hub Vienna interessierten sich für die Details
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© oekonews - Wolfgang Pucher /  Das Interesse an den Details war groß
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3 Milliarden Euro jährlich an Heizkostenersparnis

Mehr als ein Drittel des österreichischen Energieeinsatzes und rund 20% des heimischen CO2-Ausstoßes wird für das Heizen aufgebracht, immer noch werden 60% der Wärme aus fossiler Energie erzeugt, mit Kohle-, Gas- und Ölheizungen. Eine Energiewende beim Heizen ist daher eine Notwendigkeit, m die österreichischen Klimaziele zu erreichen. Die TU Wien zeigt in der Studie „Wärmezukunft 2050“, dass die Dekarbonisierung der Wärmeerzeugung technisch möglich ist und wirtschaftlich sogar Vorteile für Österreich bringt. „Dies ist allerdings nur möglich, wenn ein ganzes Bündel von politischen Maßnahmen von der Politik gesetzt wird“, sagt Studienautor Lukas Kranzl der Energy Economics Group der TU Wien. Peter Püspök, Präsident des Dachverbandes Erneuerbare Energie Österreich (EEÖ), ergänzt: „Von den vier großen Energiebereichen Verkehr, Industrie, Strom und Wärme ist der Bereich Raumwärme die härteste Nuss der Energiewende. Ohne Wärmewende sind die Energiewende und die Ziele des Pariser Klimaabkommen aber nicht erreichbar."
Vorgestellt wurde die brandaktuelle Studie der Energy Economics Group der TU Wien „Wärmezukunft 2050“ im Rahmen einer Veranstaltung des Dachverbandes der Erneuerbaren Energien (EEÖ). Die Ergebnisse zeigen, dass eine Energiewende im Wärmebereich möglich ist, es könnten sogar jährlich rund drei Milliarden Euro an Heizkosten eingespart werden. Die zusätzlichen Investitionen, in thermische Sanierungen von Gebäuden sowie der Umstieg von fossilen Heizsystemen auf Erneuerbare, führen zu steigenden Beschäftigungszahlen in diesen Branchen. Konkret bringen der Umstieg diesen Branchen einen jährlichen Beschäftigungszuwachs von 2,5% zwischen 2020 und 2030 und von 2,4% zwischen 2030 und 2040. „In Summe sind die langfristigen Einsparungen höher als das nötige Investitionsvolumen“, erklärt Andreas Müller von der TU Wien. „Insgesamt zeigt sich, dass die Nutzung von Kohle und Heizöl gänzlich ausläuft und der Einsatz von Erdgas kontinuierlich reduziert werden muss sowie der verbleibende Anteil sukzessive durch Biogas und Wasserstoff zu ersetzen ist.“

Hohe Zubauraten von Heizungsanlagen mit erneuerbarer Energie und Verringerung des Energiebedarfs auf 50%

Obwohl sich, laut den Annahmen der TU, die Verkaufszahlen von Biomassekesseln vom derzeitigen Stand aus bis 2030 beinahe vervierfachen, sinkt der Holzverbrauch sogar. Gebäude sind in Zukunft immer besser gedämmt und durch den technologischen Fortschritt werden die Heizsysteme ebenfalls noch besser und effizienter. Ähnlich verhält es sich mit dem Stromverbrauch. „Obwohl Wärmepumpen 2050 ein Drittel der Wärmeversorgung bereitstellen, sinkt in Summe der Stromverbrauch im Wärmesektor“, zeigt Michael Hartner von der TU auf und setzt fort: „Voraussetzung dafür ist, dass Stromdirektheizungen weitgehend durch andere Systeme ersetzt und Wärmepumpen nur in Verbindung mit niedrigen Vorlauftemperaturen eingesetzt werden.“ In Summe sinkt der Endenergiebedarf für die Wärmebereitstellung bis 2050 etwa auf die Hälfte des heutigen Standes von ca. 100 TWh auf 50 TWh.

Mehr als die Hälfte der österreichischen Gebäudefläche könnte demnach künftig mit Biomasse beheizt werden. Neben der Nutzung von Biomasse-Brennstoffen wie Scheitholz, Hackgut und Pellets wird der Einsatz erneuerbarer Fernwärme aus Biomasse-Heizwerken und Biomasse-Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen (KWK-Anlagen) zunehmen. Auch Biomethan wird ab 2030 an Bedeutung gewinnen. Der Biomasse-Brennstoffbedarf für Einzelfeuerungen wird im vorliegenden Szenario trotz einer Vervierfachung der Biomasse-Kesselinstallationen auf 40.000 Stück im Jahr geringfügig sinken, der Einsatz in Heizwerken und KWK-Anlagen leicht ansteigen. „Die nachhaltig verfügbaren zusätzlichen Bioenergiepotenziale werden selbst bei einer massiven Forcierung der Biomasse-Einzelfeuerungen sowie einer Steigerung der Biomasse-Fernwärme- und -KWK-Anlagen nur etwa zu einem Drittel ausgenutzt“, erklärt Rudolf Freidhager, Präsident des Österreichischen Biomasse-Verbandes.

Der Einsatz von Pellets wird sich nach Ansicht der Studienautoren bis 2050 im Wärmewende-Szenario mehr als verdoppeln. Christian Rakos, Geschäftsführer, proPellets Austria: „Ein Ausbau der Pelletproduktion in diesem Ausmaß über einen Zeitraum von 30 Jahren stellt für unsere Branche keinerlei Problem dar. Die österreichische Pelletproduktion wurde alleine in den letzten zehn Jahren bereits verdoppelt.“ Die Anforderungen des Szenarios an die Pelletbranche können daher problemlos erfüllt werden und Pellets somit ihren wichtigen Beitrag bei der zukünftigen Wärmeversorgung erbringen.

Sektorkopplung schafft Synergien

Biomasse-KWK-Anlagen sind für die Wärmewende doppelt wirksam. Sie erzeugen auch im Winter Strom, wenn Wasserkraft und Photovoltaik wenig Energie liefern. Sie verbessern somit die Klimabilanz von strombasierten Heizsystemen.

„Die Nutzer brauchen Vorgaben, damit sie jetzt nicht mehr in fossile Strukturen oder ineffiziente Wärmepumpen investieren“, so Stefan Moidl, Geschäftsführer der IG Windkraft. Er ergänzt: „Es zeigt sich, dass beim falschen Einsatz von Wärmepumpen auch erhebliche Belastungen des Stromsystems auftreten können, wenn man hier nicht lenkend eingreift.“

Zentraler Bestandteil der Wärmewende ist die umfassende Gebäudesanierung

Die umfassende Sanierung des Gebäudebestandes, die die thermische Sanierung ebenso wie die Erneuerung der Heizanlage umfassen muss, ist die Voraussetzung für die Wärmewende. Nur so kann der Gesamtenergiebedarf halbiert, der Stromverbrauch gesenkt, der Biomasseverbrauch konstant gehalten und der Erdgasverbrauch auf Biogas und Power-to-Gas umgestellt werden. Wird die Sanierung des Gebäudebestandes vernachlässigt, werden die falschen Heizungsanlagen eingebaut und es entstehen sogenannte Lock-in-Effekte – die Wärmewende schlägt fehl.

Politische Maßnahmen sind notwendig

Lukas Kranzl, Leiter der Studie, stellt fest: „Der Umbau der Wärmeversorgung erfordert ein umfassendes politisches Maßnahmenbündel. Er bietet aber gleichzeitige große wirtschaftliche Chancen und würde die heimische Wirtschaft stärken sowie die Belastung der Haushalte durch Heizkosten substantiell reduzieren“. Zu den wichtigsten Maßnahmen zählen laut Kranzl die Änderung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen wie das Ende der steuerlichen Bevorzugung von Heizöl. Obwohl technisch derselbe Stoff wie Diesel, beträgt die Mineralölsteuer für Heizöl nur ein Viertel der Steuer auf Diesel. Auch ordnungspolitische Maßnahmen wie eine verbesserte und verpflichtend wiederkehrende Überprüfung von Heizanlagen, die Entwicklung von Sanierungsplänen für Gebäude müssten beschlossen werden. Auch Informationskampagnen, die die Bürger über die Chancen und Vorteile der Energiewende beim Heizen informieren, hält Kranzl für wichtig. Eine Besteuerung fossiler Energieträger ist unerlässlich, um den Klimaschutz und die Energiewende beim Heizen umzusetzen.

Politik muss klar handeln

„Die Wärmewende ist kein Selbstläufer“, betont Peter Püspök, Präsident des Dachverbandes Erneuerbare Energie Österreich und weiter: „Der Gegenwind der fossilen Besitzstandswahrer ist enorm, weil mit Öl und Erdgas sehr viel Geld verdient wird. Um die Wärmewende stemmen zu können, brauchen wir kräftige Anpacker: die Immobilieneigentümer, die Planer, die Gemeinden und die Bundesländer und vorallem auch die Bundesregierung. Die Politik ist besonders gefordert Maßnahmen umzusetzen, von deren Auswirkungen auch und besonders unsere Kinder und Kindeskinder profitieren. Was uns optimistisch stimmt ist, dass die neue Bundesregierung dem Thema Erneuerbare Energien in ihrem Regierungsprogramm hohe Aufmerksamkeit schenkt. Nun müssen zügig politische Maßnahmenpakete geschnürt werden, um diese Ziele auch zu verwirklichen.“

Link zum Download der Studie: eeg.tuwien.ac.at/waermezukunft_2050



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Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /