WWF-Analyse zeigt: Bundesregierung muss beim Bodenschutz nachschärfen
Wien – Der Bodenverbrauch in Österreich bleibt auf einem alarmierend hohen Niveau, während das neue Regierungsprogramm der Dreier-Koalition aus ÖVP, SPÖ und NEOS in Sachen Bodenschutz nur bedingt Fortschritte bietet. Das zeigt eine aktuelle Analyse der Umweltschutzorganisation WWF. Von insgesamt 28 untersuchten Punkten im Regierungsprogramm bewertet der WWF lediglich sieben als "neu und positiv", während 17 Punkte lediglich vage Versprechungen aus früheren Programmen fortschreiben und vier Vorhaben sogar als "eindeutig negativ" eingestuft werden.
"Der Bodenschutz ist zwar im Programm mehrfach verankert, doch es fehlt an klaren und verbindlichen Umsetzungsplänen. Die Bundesregierung muss dringend nachbessern, um den Bodenverbrauch wirksam zu reduzieren", mahnt WWF-Bodenschutz-Sprecher Simon Pories.
Bodenverbrauch in Österreich weiterhin auf RekordniveauDie neuesten Berechnungen des WWF zeigen, dass allein im Jahr 2024 rund 25 Quadratkilometer Boden neu verbraucht wurden, obwohl die Bauwirtschaft aufgrund der konjunkturellen Lage schwächelte. Das entspricht einem Flächenverlust von fast sieben Hektar pro Tag. Rund die Hälfte davon wurde versiegelt, wodurch wertvolle landwirtschaftliche Flächen dauerhaft verloren gingen. Damit liegt Österreich weiterhin deutlich über dem selbst gesteckten Ziel von maximal 2,5 Hektar Bodenverbrauch pro Tag. "Im Jahr 2024 wurde eine Fläche neu verbaut und versiegelt, die in etwa der Größe des Traunsees entspricht", verdeutlicht Pories die Dimension des Problems.
Licht und Schatten im RegierungsprogrammInsgesamt hat der WWF 28 bodenrelevante Maßnahmen im Regierungsprogramm identifiziert. Positive Ansätze sind etwa die Stärkung der Raumordnung auf Landesebene sowie versprochene Bodenschutz-Maßnahmen im Finanzausgleich. "Es muss unattraktiv werden, auf der grünen Wiese zu bauen. Stattdessen braucht es eine Stärkung der Ortskerne und gezielte finanzielle Anreize im Steuersystem", fordert Pories.
Auch die geplante "Widmungsabgabe" könnte einen Fortschritt darstellen, sofern sie gezielt für Bodenschutzmaßnahmen wie Entsiegelungen oder Rückwidmungen eingesetzt wird.
Doch es gibt auch deutliche Rückschläge: Besonders kritisch sieht der WWF die geplante Forcierung des Straßenbaus. Neue Autobahnen und Schnellstraßen würden nachweislich mehr Verkehr erzeugen und ständen somit im Widerspruch zu den Klima- und Bodenschutzzielen. "Allein durch die Lobau-Autobahn würden rund 130 Hektar landwirtschaftlicher Flächen verloren gehen", warnt Pories.
Ebenfalls problematisch ist die geplante Beschleunigung von Bauverfahren. Unter dem Deckmantel der Vereinfachung drohten wichtige Umweltstandards geschwächt zu werden.
WWF fordert verbindliche MaßnahmenDer WWF mahnt die Bundesregierung, dem Bodenschutz endlich die notwendige Priorität einzuräumen. "Intakte, unverbaute Böden sind gerade in Zeiten der Klimakrise essenziell für unsere Gesundheit, Sicherheit und Lebensqualität", betont Pories. Er fordert konkrete, verbindliche Maßnahmen zur Reduktion des Bodenverbrauchs sowie eine striktere Kontrolle der Raumplanung.
"Wir werden die Koalition daran messen, ob sie den Bodenschutz ernst nimmt und nachhaltige Reformen auf den Weg bringt", kündigt Pories an.