WissenSchafft Vertrauen – March for Science in den USA und weltweit
In Solidarität mit den amerikanischen Kolleg:innen rufen auch die Scientists4Future Österreich zu einem Marsch der Wissenschaft: Gemeinsam wollen sie daran erinnern, wie viel wir einer freien Wissenschaft zu verdanken haben! Fassungslos blicken wir in diesen Tagen auf die Vorgänge in den Vereinigten Staaten von Amerika, wo ein beispielloser Angriff auf die Freiheit der Wissenschaft stattfindet. Mit einer Vielzahl von Dekreten werden Institutionen zerschlagen, Finanzierung gestrichen, ganze Forschungszweige verboten und Forschende sowie Disziplinen diskreditiert. Daten von immenser Wichtigkeit – etwa zur Kontrolle von Krankheitsausbrüchen oder zum Weltklima – sind nicht länger verfügbar. Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen sind verunsichert und viele Kolleg:innen aus der Wissenschaft von Kündigung bedroht. Bereits wenige Wochen nach dem Amtsantritt des neuen Präsidenten erfordert es großen Mut, sich weiterhin zu vielen Themen frei nach bestem Wissen und Gewissen zu äußern.
Die wachsende Skepsis gegenüber Wissenschaften und Forschenden ist kein rein amerikanisches Problem. Auch in Europa und Österreich nehmen die Bedrohungen eines wissenschaftsfeindlichen Klimas zu. Wissenschaftliche Erkenntnisse werden zunehmend durch Fehlinformationen in Frage gestellt. Mediale Ignoranz und ein fahrlässiger Umgang mit dem Stand der Wissenschaft bedrohen schon heute den barrierefreien Zugang zur Bildung der Bürger:innen. Es ist an der Zeit, dieser Entwicklung entschlossen entgegenzutreten, um eine Entwicklung, wie wir sie in den USA erleben, zu verhindern.
Unfreie Wissenschaft birgt vielfache Gefahren: Wenn wir als Gesellschaft aufhören, auf der Grundlage des besten verfügbaren Wissens zu entscheiden, gerät das Wohl der Menschen unmittelbar in Gefahr. Unüberlegte Maßnahmen gegen Naturkatastrophen oder das Streuen von Zweifeln an bewährten medizinischen Behandlungsmethoden bis hin zur pseudowissenschaftlich motivierten Abschaffung staatlicher Gesundheitsprogramme sind Beispiele dafür, wie eine Regierung eine große Gefahr für die eigene Bevölkerung darstellen kann, wenn sie sich weigert, auf wissenschaftlicher Grundlage zu handeln.
Eine freie Wissenschaft hat die besondere Fähigkeit, fehlerhafte Theorien zu widerlegen oder zu korrigieren, so dass wir zu jedem Zeitpunkt von dem besten verfügbaren Wissen profitieren können. Ob Technik, Medizin oder Rechtsstaat – die Welt, in der wir heute leben, wurde durch Forscher:innen ermöglicht, sei es in Naturwissenschaft (Technik, Medizin), Geistes- oder Rechtswissenschaften (Philosophie, Soziologie, Recht), welche nach wissenschaftlichen Grundsätzen ohne Zwang und Zensur belegtes und überprüfbares Wissen erarbeiteten.
Mit diesem Wissen konnten wir Krankheiten besiegen, die Jahrhunderte lang Geißeln der Menschheit waren. Wir können die Ernährung von Milliarden Menschen ermöglichen und sichern. Menschen können über Kontinente hinweg miteinander sprechen, arbeiten oder spielen. In wenigen Stunden können wir an jeden Winkel des Planeten reisen. Wir haben Menschen in den Weltraum und sogar auf den Mond gesandt.
Handys, Computer, Internet, Autos und Züge sind zentrale Errungenschaften von Wissenschaft und Technik. Sie ermöglichen uns den Zugang zu umfangreichen Wissensquellen und erlauben uns einen vernetzten Lebensstil. Unsere Medizin vollbringt täglich Wunder, indem sie Herzen und andere Organe transplantiert, Krebs und viele weitere Krankheiten heilt und mit alltäglichen Eingriffen Leben rettet. Unsere durchschnittliche Lebenserwartung steigt immer weiter. Ohne Forschung wäre all dies nicht möglich gewesen.
Leuchtfeuer der Hoffnung
Die Erfolge wissenschaftlicher Arbeit sprechen für sich – die Wissenschaft hat unser Vertrauen verdient. Stärken wir dieses Vertrauen und stehen wir allen Kolleg:innen bei, die durch den dunklen Schatten der Wissenschaftsleugnung bedroht werden. Setzen wir ein Zeichen und zeigen wir gemeinsam, dass das Licht der Aufklärung in Europa nicht erloschen ist, sondern gerade in dunklen Tagen als Leuchtfeuer der Hoffnung für die Welt erstrahlt.
Unterzeichner*innen aus dem Fachkollegium der Scientists4Future Österreich:
Dipl.-Ing. Dr.nat.techn. Benedikt Becsi, Institute of Meteorology and Climatology, BOKU
Univ.-Prof.in Dr.-Ing.in Anke Bockreis, Universität Innsbruck
assoc. Prof. Dr. Karlheinz Erb, Institut für Soziale Ökologie, BOKU
ehm. Univ. Prof. Dr. Marina Fischer-Kowalski, Institute of Social Ecology, BOKU
Dr. Horst Peter Groß, Präsident der „Landschaft des Wissens|Wissenschaftsverein Kärnten“
Mag. Hans Holzinger, Senior Adviser der Robert-Jungk-Bibliothek für Zukunftsfragen, Mitglied der Scientists for Future Salzburg
ehm. Univ. Prof. Dr.Dr.h.c. Helga Kromp-Kolb, Meteorologin und Klimawissenschaftlerin, BOKU, Wissenschaftlerin des Jahres 2005
Dr. Thomas Schinko, Equity & Justice (EQU) Research Group, IIASA
assoc. Prof. Dr. Reinhard Steurer, BOKU
Mag. Dr. Ulli Weisz, Sozialökologin und Gesunden- und Krankenpflegerin, Scientists4Future Österreich, Mitglied der Lancet Commission on Sustainable Healthcare
Verena Winiwarter, Umwelthistorikerin, Mitglied der österreichischen Akademie der Wissenschaften & Wissenschaftlerin des Jahres 2013
Weitere Unterzeichner*innen:
Mag.arch. Stefan Breuer, Senior Researcher and Lecturer, FH Kärnten
Priv.-Doz. Dr. Pamela Burger, Senior Researcher, Research Institute of Wildlife Ecology, Vetmeduni
Univ.Prof. DI Dr. Thomas Ertl, Head of Institute of Sanitary Engineering and Water
Pollution Control, BOKU
DI Constanze Frech, MEng.FH Technikum Wien, Kompetenzfeld Climate-fit Buildings and Districts
Assoc. Prof. Dr. Thomas Kolbe, Department for Biological Sciences and Pathobiology, Vetmeduni
Julia Knogler, MA BEd, BOKU Zentrum für globalen Wandel und Nachhaltigkeit
a.o. Univ.Prof. Dr. Wolfgang Kromp, Risikoforscher, BOKU
Univ.-Prof. i. R. Dr. Richard Parncutt, Institut für Psychologie, Uni Graz
Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr.techn. Alexander Passer, MSc., Professur für Nachhaltiges Bauen, TU Graz, Statement: WissenSchafft die Grundlage für eine nachhaltige Zukunft.
Mag.rer.soc.oec. Ph.D. Anna Pauls, Nachhaltige Wirtschaftsentwicklung, BOKU
Dipl.-Ing.in Jana Plöchl, BSc Wissenschaftliche Projektmitarbeiterin Institut für Wald-, Umwelt- und Ressourcenpolitik, BOKU
Dr.nat.techn. Martin Riegler, Institut für Holztechnologie und Nachwachsende Rohstoffe, BOKU Statement: Demokratie erfordert freie Wissenschaften.
Dr. Barbara Smetschka, Institut für Soziale Ökologie, BOKU
Laura Wallenko, MSc, Klimaökonomin, Wegener Center für Klima und Globalen Wandel, Universität Graz
Dr. Anja Marie Westram, Researcher, Faculty of Biosciences & Aquaculture, Nord University, Norway
Dr. Susanne Wrighton, BOKU, Department of Economics and Social Sciences, Institute of Production and Logistics,
Dr. Andre Zogholy, Vizerektor für Forschung, Kunstuniversität Linz
WissenSchafft Vertrauen – March for Science
Freitag, 7.3.2025, Kundgebung um 13 Uhr
Vor der Uni Wien, gefolgt von einem Demozug zum Ballhausplatz