Was Veganer:innen wirklich antreibt: Tierethik als Herz des modernen Veganismus
Während ökologische und gesundheitliche Gründe zwar häufig genannt werden, stehen sie deutlich hinter dem ethischen Anliegen zurück, Tieren kein Leid zuzufügen. Religiöse, ästhetische oder geschmackliche Gründe spielen praktisch keine Rolle.
Wenn nur ein Hauptgrund für die vegane Lebensweise angegeben werden darf, entscheiden sich 83,8 Prozent der Befragten für Tierethik, während 6,8 Prozent ökologische und 5,8 Prozent gesundheitliche Motive nennen.
Bei Mehrfachnennungen zeigt sich ein ähnliches Bild: 97,9 Prozent nennen tierethische, 81,7 Prozent ökologische und 58,8 Prozent gesundheitsbezogene Beweggründe.
Die statistische Auswertung unterstreicht diese Rangfolge: Auf einer Skala von 1 bis 7 erreicht Tierethik im Mittel 6,81 Punkte, Ökologie 6,27 und Gesundheit 5,10.
Eine Clusteranalyse der Daten zeigt, dass sich die Befragten in vier Motivgruppen einteilen lassen:
Tierethisch-ökologisch motivierte Mehrheit (54 %)
Diese Gruppe vereint ethische und ökologische Gründe – sie bildet das Rückgrat des modernen Veganismus.Gesundheitsorientierte Veganer:innen (22 %)
Zwar steht die körperliche Gesundheit im Vordergrund, doch auch ethische und ökologische Aspekte spielen eine Rolle.Tierethisch fokussierte Gruppe (17 %)
Diese Veganer:innen verzichten primär aus Mitgefühl für Tiere – ökologische Erwägungen treten in den Hintergrund.Ökologisch-gesundheitsorientierte Minderheit (7 %)
Für sie stehen Nachhaltigkeit und Gesundheit im Vordergrund, Tierethik ist weniger stark ausgeprägt.
Insgesamt zählen 94 Prozent der Befragten zu Clustern, in denen Tierethik eine tragende Rolle spielt. Das bestätigt: Tierschutz ist der emotionale und moralische Kern des Veganismus.
Eine weiterführende kategoriale Regressionsanalyse (CATREG) untersuchte, ob Faktoren wie Alter, Geschlecht, Bildungsgrad, Wohnsitzland oder Rekrutierungskanal mit den Motivgruppen zusammenhängen. Das Ergebnis: Diese Merkmale erklären nur rund fünf Prozent der Unterschiede (R² = 0,047) – die Clusterstruktur bleibt weitgehend stabil.
Lediglich im kleinsten, ökologisch-gesundheitsorientierten Cluster zeigte sich ein leicht erhöhter Anteil nicht-binärer Personen (12 %) sowie eine überdurchschnittliche Beteiligung von Teilnehmenden, die über Reddit rekrutiert wurden. Alter und Bildungsstand spielten hingegen keine erkennbare Rolle.
Die Studie zeigt klar: Veganer:innen unterscheiden sich weniger in der Intensität ihres Engagements als vielmehr in den Schwerpunkten ihrer Motivation.
Ob ethisch, ökologisch oder gesundheitlich – die meisten teilen eine Grundhaltung des Verantwortungsbewusstseins gegenüber Tieren und Umwelt.
„Tierethik ist der gemeinsame Nenner, der fast alle vegan lebenden Menschen verbindet“, heißt es in der Auswertung. „Die Unterschiede liegen eher in der Betonung einzelner Aspekte als in gegensätzlichen Weltbildern.“
Verlässliche Befunde durch breite StichprobeDie Untersuchung beruht auf einer großen, breit rekrutierten Stichprobe aus dem deutschsprachigen Raum: 620 Männer, 1.379 Frauen und 101 nicht-binäre Personen im Alter von 18 bis 84 Jahren (Durchschnittsalter 41,4 Jahre).
Die Datenerhebung erfolgte zwischen April und September 2025 über Kanäle wie Facebook, Reddit, vegane Newsletter, Gleichklang/vegan.eu sowie diverse Organisationen und Foren.
Die Datengrundlage ist dieselbe wie bei der „Vegan-Umfrage 2025“, deren erste Auswertungen zur politischen Haltung vegan lebender Menschen bereits veröffentlicht wurden – ein weiterer Beleg für die Übertragbarkeit der Ergebnisse auf die vegane Bevölkerung im deutschsprachigen Raum.
Tierethik ist der moralische Kompass des Veganismus.
Ökologische und gesundheitliche Aspekte ergänzen diese Haltung, stehen aber selten im Vordergrund.
Veganismus im Jahr 2025 ist damit weniger eine Ernährungsweise als eine ethische Entscheidung.
Vegan essen ist Ausdruck eines wachsenden gesellschaftlichen Bewusstseins für Mitgefühl, Verantwortung und Nachhaltigkeit.