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Wärmewende mit 70 % Solarenergie in nur 2 Jahren

21.09.2025

Einweihung von Hessens erstem „Solardorf“ am 20. September – Leuchtturmprojekt mit 12.000-Quadratmer-Solarthermiekraftwerk, Saisonalspeicher, Wärmepumpen und 200 an das solare Nahwärmenetz angeschlossenen Haushalten

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© Armin Schreijäg auf pixabay

Berlin - Die Verunsicherung unter Eigentümern von Altbauten und Häuslebauern ist groß. Welches Heizsystem ist künftig das Richtige? Mit welcher Sanierungsmaßnahme lässt sich der Energieverbrauch effizient und kostengünstig drosseln? Und wie lässt sich der mit der Sanierung verbundene Finanzierungsbedarf reduzieren? Hessens erstes in nur zwei Jahren realisiertes „Solardorf“ zeigt, wie mit einem solaren Nahwärmenetz CO₂-Emissionen deutlich reduziert und teure Dämmmaßnahmen vermieden werden können.

Ab dem 20. September 2025 wird Bracht, ein Ortsteil von Rauschenberg in Mittelhessen, Hessens erstes „Solardorf“. In Zukunft wird ein Leuchtturmprojekt knapp 200 angeschlossene Liegenschaften mit Solarwärme versorgen – 70 Prozent der benötigten Wärme werden mittels Solarthermie mit knapp 12.000 Quadratmetern Kollektorfläche produziert werden. Die Solaranlage ist mit einem Erdbeckenspeicher sowie zwei Wärmepumpen kombiniert. Bis zum Winter 2025 sollen knapp 200 Gebäude in Bracht an das Nahwärmenetz angeschlossen werden. Die Investitionskosten für das Gesamtprojekt in Bracht betragen rund 16,3 Millionen Euro.

Der Anschluss an das Nahwärmenetz bedeutet einen erheblichen Modernisierungsschub für die Anwohnerinnen und Anwohner in Bracht. Der gesamte Gebäudebestand wird nach Fertigstellung des Projekts bereits die Klimaschutzziele für 2045 erfüllen – nach nur zwei Jahren Bauzeit und ohne teure und aufwändige Dämm- und Sanierungsmaßnahmen an den Häusern vornehmen zu müssen. Dabei ist die bauliche Struktur Brachts typisch für viele Dörfer und Ortsteile in Deutschland – der weit überwiegende Teil der Gebäude ist vor 1980 erbaut, ein Viertel sind gar Fachwerkhäuser. Somit sind die Möglichkeiten einer energetischen Gebäudesanierung oft eingeschränkt – der gemeinschaftliche Umstieg von Öl auf regenerative Wärme löst dieses Dilemma und wird sicher viele weitere Projekte inspirieren. Aufgrund absehbar steigender Öl- und CO₂-Preise und verfügbarer Fördergelder dürfte sich das Projekt binnen weniger Jahre bezahlt machen.
 

Solare Wärmewende in Eigenheimen und Mehrfamilienhäusern
 

Doch nicht nur mit solaren Großprojekten wie in Bracht, sondern auch dezentral in Eigenheimen und Mehrfamilienhäusern ist die solare Wärmewende realisierbar und auch wirtschaftlich attraktiv. Ein unter redaktioneller Mitarbeit des Fraunhofer-Instituts für Energiewirtschaft und Energiesystemtechnik produzierter  Film  zeigt, wie sich durch die Nutzung von Solarkollektoren die Effizienz von Wärmepumpen steigern, die Kosten für Wärmedämmung reduzieren und Solarthermie sogar zur sommerlichen Gebäudekühlung nutzen lassen.

Prof. Taco Holthuizen von der Berliner Hochschule für Technik ist davon überzeugt, dass sich durch eine Optimierung von Gebäude- und Haustechnik die Investitionen und Energiekosten eines Gebäudes häufig senken lassen: „Werden Solarthermie und Wärmepumpen klug miteinander kombiniert, so können sie helfen, Bau- und Energiekosten bei Neubauten und der Sanierung älterer Gebäude deutlich zu reduzieren.“

Auch nach Einschätzung der Energieberaterin Birgit Abrecht sollte diese Alternative künftig vor einer baulichen Vollsanierung ernsthaft in Betracht gezogen werden: „Denn häufig ist das Budget limitiert oder aufgrund der Gebäudestruktur eine Dämmung nur eingeschränkt oder mit hohem Aufwand möglich.“ Ein individueller Sanierungsfahrplan für Planungssicherheit sei deshalb ebenso wichtig wie die Wahl eines erfahrenen Installateurs. Denn oft werde aus Unkenntnis oder Bequemlichkeit von einer Solarthermieanlage abgeraten.
 

Solarthermie: kostengünstigste Maßnahme zur Einsparung von Energiekosten
 

Prof. Holthuizen weist schließlich noch auf einen besonderen Vorteil für den Fall hin, dass Solarthermieanlagen mit Erdwärmepumpen kombiniert werden: „Das System kann nicht nur kostengünstig Solarwärme vom Sommer für den Winter speichern. Im Sommer kann es gleichzeitig passiv Kälte für die Gebäudeklimatisierung bereitstellen. Angesichts des Klimawandels ist dies ein wertvoller Zusatznutzen.“

In Deutschland sind inzwischen rund 2,6 Millionen Solarthermieanlagen in Betrieb. Noch ist die Kombination mit einer Wärmepumpe jedoch eher eine Ausnahme. Nach Einschätzung von Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Solarwirtschaft, könnte sich dies jedoch bald ändern: „Die kostengünstigste und wirtschaftlichste Maßnahme zur Einsparung von Heizkosten ist in der Regel die Ergänzung einer solarthermischen Anlage zur bestehenden oder neuen Heizung. Thermische Solarkollektoren erhöhen auch die Effizienz und Lebensdauer von Wärmepumpen. Das spart Energiekosten und unter Umständen auch notwenige Investitionen in den baulichen Wärmeschutz.“

https://www.youtube.com/watch?v=pZejeit-TAQ
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Sommerwärme speichern: Solarthermie und Wärmepumpe © erneuerbare tv
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© Armin Schreijäg auf pixabay