Von Windrädern, Hühnern und Visionen: Petronell-Carnuntum zeigt, wie Zukunft geht
„Petronell-Carnuntum ist historische Kulturlandschaft, gleichzeitig landwirtschaftlich geprägt und Lebensraum für unsere Bürger:innen. Die Energiewende ist für uns Herausforderung und Chance zugleich“, eröffnet Bürgermeister Leonard Brassat den Abend. Er erinnert daran, wie mühsam die Vorarbeit für den einstimmigen Gemeinderatsbeschluss zum Repowering der drei bestehenden Windparks war: Umwidmungen, Gespräche, Abwägungen zwischen Landwirtschaft, Jagd und Naturschutz. „Am Ende haben wir entschieden: keine zusätzlichen Windräder, aber doppelte Leistung – das bringt Mehrwert für alle.“ sagt er über das geplante Repowering des vorhandenen Windparks.
Michael Hannesschläger vom Energiepark Bruck/Leitha freut sich ebenfalls darüber. „Windräder sind die sichtbare Energiewende“, erklärt er. Doch er weiß auch: Nur Wind reicht nicht. Agri-Photovoltaik lautet das Schlagwort – Strom aus Solarmodulen, die über landwirtschaftlichen Flächen installiert werden. Es soll gegackert werden, unter den PV-Paneelen. „Wir kombinieren das künftig sogar mit Hühnerhaltung“, erzählt er, und im Publikum huscht ein Lächeln durch die Reihen.
Auch Tina Rigler, Managerin der Klima- und Energie-Modellregion Carnuntum, sieht die Zukunft in regionaler Zusammenarbeit. Energiegemeinschaften seien ein Schlüssel für aktive Beteiligung.
Harald Beutl von der viadonau spannt den Bogen zur Wasserstraße: Das Unternehmen will mit dem „Aktionsprogramm Donau 2030“ klimaneutral werden. Die Umsetzung läuft, wie aktuell der Standort Bad Deutsch-Altenburg der viadonau aufzeigt. Eine Hackschnitzelanlage, betrieben mit regionalem Altholz, dazu eine PV-Anlage am Dach, die mehr liefert als vor Ort verbraucht wird, und dazu noch eine Flotte mit Elektrofahrzeugen.
Besonders lebendig wird es, als Lorenz Hammerschmidt von Heimwatt/BLOCH3 erzählt: „In Trumau versorgt eine regionale Energiegemeinschaft über 600 Haushalte – mehr als 1000 Menschen. Ein Drittel der Bevölkerung!“, sagt er mit spürbarem Stolz. "Es ist derzeit die größte Energiegemeinschaft Österreichs." Das klare Ziel: leistbare Energie, direkt von Bürger:innen für Bürger:innen.
Den Blick aufs große Ganze lenkt Doris Holler-Bruckner, Herausgeberin von oekonews. Für sie ist klar: „Energieeffizienz ist die Grundlage. Ohne sie verpuffen viele Bemühungen.“ Vor allem der Gebäudebereich biete enormes Potenzial. Und sie wagt einen Ausblick: Elektroautos könnten schon bald als mobile Stromspeicher dienen – Vehicle to Grid heißt das Zukunftsmodell. Sie zeigt anhand von Beispielen auf, was alles in Zukunft möglich ist.
Einen Erfinder gibt es auch bei den Zuhörern in Petronell-Carnuntum, Fritz Mondl, der die erste Stromboje in der Donau schwimmen lässt. Das ist ein Wasserkraftwerk ohne Stau, das nicht sichtbar ist. Er meldet sich zu Wort. Ein Strombojenpark könnte in der Donau entstehen- aber noch gibt es bürokratische Hürden.
Energiegemeinschaften, EEG, sind ein Riesenthema, die Gründer von zwei davon sind ebenfalls vor Ort und berichten von den bisherigen Erfahrungen. Die Tendenz ist eindeutig auf "mehr davon".
Moderatorin Karin Neckamm schließt den offiziellen Teil des Abends mit einem persönlichen Statement ab: "Für die Zukunft unserer Kinder, auch für meinen Sohn, brauchen wir eine andere Zukunft. Hier waren für mich heute viele Lösungen auf dem Tisch."
Nach zwei Stunden voller Fakten, Ideen und Diskussionen bleibt ein Eindruck: Die Energiewende ist längst nicht mehr abstrakte Politik - sie findet statt, direkt vor der Haustür. In Windrädern, die bald doppelt so viel leisten, in Solarpaneelen über Hühnerställen, in Bürgerinitiativen, die ihre Dörfer selbst mit Strom versorgen. Und in Gemeinden wie Petronell-Carnuntum, die den Mut haben, historische Landschaft mit moderner Energiezukunft zu verbinden.
Organisiert wurde der Abend von Powerful People & OEKONEWS im Rahmen des LEADER-Projekts „Hainburg 84 – Zeitenwender und Zukunftsmacher“. Unterstützt durch Bund, Land und Europäische Union. Der E-Salon machte deutlich: Energiewende ist keine ferne Vision, sondern ein Prozess, der in der Region längst begonnen hat - sichtbar, konkret und mit vielen engagierten Menschen.