VEÖ: Offener Brief an Regulator Dipl. Ing. Walter Boltz
Wien (OTS) –
Sehr geehrter Herr Boltz,
Sie haben sich vom Verband der Elektrizitätsunternehmen eine Urlaubskarte gewünscht – geworden ist daraus nun gleich ein ganzer Brief. Schließlich können und wollen wir die von Ihnen am 31. Juli 2003 in "Die Presse" getätigten Aussagen nicht unkommentiert lassen.
Die österreichische Elektrizitätswirtschaft sieht es als ihre Verpflichtung, das für die heimische Bevölkerung, für Landwirtschaft und Gewerbe und natürlich für die Industrie, – einfach für den Wirtschaftsstandort Österreich – wichtige Gut Elektrizität mit hoher Qualität und Zuverlässigkeit anzubieten. Um den im internationalen Vergleich hohen Grad der Versorgungsqualität bis heute halten zu können, wurde von den heimischen Elektrizitätsunternehmen laufend vorgesorgt und die dafür nötigen Investitionen in den Kraftwerks– und Netzausbau getätigt. Schließlich ist alleine in den letzten zehn Jahren der heimische Verbrauch um rund zwei Prozent pro Jahr angestiegen und auch in den kommenden Jahren muss mit einem jährlichen Nachfrageplus von zwei bis drei Prozent gerechnet werden. Die Aufgabe der E–Wirtschaft ist es, die entsprechenden Kapazitäten – ob in der Erzeugung oder im Leitungsnetz – rechtzeitig, d.h. unter Einberechnung der derzeit gegebenen Vorlaufzeiten von fünf bis zu zehn Jahren alleine im Regelfall, bereitzustellen. Ohne entsprechende Rahmenbedingungen wie Planungs– und Rechtssicherheit wird die Erbringung dieser Leistungen jedoch zunehmend schwieriger.
Die österreichischen Elektrizitätsversorger haben sich im Zuge der Strommarkt–Liberalisierung – die sie mit ihrer aktiven Mitarbeit erst ermöglicht haben – sehr rasch und erfolgreich auf die veränderten Marktverhältnisse eingestellt. Die Liberalisierung – wie man am angeführten Beispiel Italiens sehen kann – wirft jedoch durchaus auch neue Probleme auf. So kann eine (rechtzeitige) Abstimmung der Betriebsweise von Erzeugung und Verteilung – nach der durch das Unbundling erfolgten Trennung von Netzbetreibern und Erzeugern – nicht mehr in den Unternehmen selbst erfolgen. Das, sehr verehrter Herr Regulator, ist nun Ihre Aufgabe!
Durch die Liberalisierung konnten sich die österreichischen Stromverbraucher aber auch rund 700 Millionen Euro jährlich ersparen. Dies zeigt, in welchem Ausmaß die heimischen Energieunternehmen ihre Einsparungserfolge an ihre Kunden weitergegeben haben. Dass allerdings große Teile dieser Einsparungseffekte durch neue Steuerbelastungen nicht die Kunden erreicht haben, liegt nicht im Einflussbereich der E–Wirtschaft. Darüber hinaus hat die Netztarifsenkung 2002 den Kunden eine weitere Senkung der Energiekosten um 150 Millionen Euro pro Jahr beschert.
Die heimischen Energieversorger bekennen sich zu einem leistungs– und anreizorienten Regulierungssystem. Denn die österreichische E–Wirtschaft, die als eine von wenigen in der EU im freien europäischen Wettbewerb steht, arbeitet schon im Sinne ihrer eigenen Konkurrenzfähigkeit an einer ständigen Effizienzsteigerung, ob in der Strom–Erzeugung oder in der Strom–Verteilung. Die Netztarife müssen den Netzbetreibern jedoch finanzielle Anreize für eine Investitionstätigkeit bieten. Der VEÖ setzt sich daher für faire Netztarife, die die jeweiligen konkreten Rahmenbedingungen für die wirtschaftliche Tätigkeit der Netzbetreiber z.B. in Bezug auf Topographie, Anschlussdichte, Netzkonfiguration, etc. berücksichtigen, ein. Die Netztarife dürfen den heimischen Unternehmen nicht die Erwerbsbasis entziehen, sondern müssen ihnen die Lebensfähigkeit zur Gewährleistung der gewohnten Versorgungsqualität und Zuverlässigkeit auch morgen sichern.
Mit freundlichen Grüßen Gez. Dr. Ulrike Baumgartner–Gabitzer Generalsekretärin
PS: Der Verband der E–Werke wurde bereits im Jahr 2000 in den Verband der Elektrizitätsunternehmen umbenannt, denn er vertritt Unternehmen und nicht Werke.
Rückfragehinweis: VEÖ – Verband der Elektrizitätsunternehmen Österreichs Mag. Angelika E. Reschenauer Tel. 01/50198–241
*** OTS–ORIGINALTEXT UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS ***
OTS0119 2003–07–31/12:45
Sehr geehrter Herr Boltz,
Sie haben sich vom Verband der Elektrizitätsunternehmen eine Urlaubskarte gewünscht – geworden ist daraus nun gleich ein ganzer Brief. Schließlich können und wollen wir die von Ihnen am 31. Juli 2003 in "Die Presse" getätigten Aussagen nicht unkommentiert lassen.
Die österreichische Elektrizitätswirtschaft sieht es als ihre Verpflichtung, das für die heimische Bevölkerung, für Landwirtschaft und Gewerbe und natürlich für die Industrie, – einfach für den Wirtschaftsstandort Österreich – wichtige Gut Elektrizität mit hoher Qualität und Zuverlässigkeit anzubieten. Um den im internationalen Vergleich hohen Grad der Versorgungsqualität bis heute halten zu können, wurde von den heimischen Elektrizitätsunternehmen laufend vorgesorgt und die dafür nötigen Investitionen in den Kraftwerks– und Netzausbau getätigt. Schließlich ist alleine in den letzten zehn Jahren der heimische Verbrauch um rund zwei Prozent pro Jahr angestiegen und auch in den kommenden Jahren muss mit einem jährlichen Nachfrageplus von zwei bis drei Prozent gerechnet werden. Die Aufgabe der E–Wirtschaft ist es, die entsprechenden Kapazitäten – ob in der Erzeugung oder im Leitungsnetz – rechtzeitig, d.h. unter Einberechnung der derzeit gegebenen Vorlaufzeiten von fünf bis zu zehn Jahren alleine im Regelfall, bereitzustellen. Ohne entsprechende Rahmenbedingungen wie Planungs– und Rechtssicherheit wird die Erbringung dieser Leistungen jedoch zunehmend schwieriger.
Die österreichischen Elektrizitätsversorger haben sich im Zuge der Strommarkt–Liberalisierung – die sie mit ihrer aktiven Mitarbeit erst ermöglicht haben – sehr rasch und erfolgreich auf die veränderten Marktverhältnisse eingestellt. Die Liberalisierung – wie man am angeführten Beispiel Italiens sehen kann – wirft jedoch durchaus auch neue Probleme auf. So kann eine (rechtzeitige) Abstimmung der Betriebsweise von Erzeugung und Verteilung – nach der durch das Unbundling erfolgten Trennung von Netzbetreibern und Erzeugern – nicht mehr in den Unternehmen selbst erfolgen. Das, sehr verehrter Herr Regulator, ist nun Ihre Aufgabe!
Durch die Liberalisierung konnten sich die österreichischen Stromverbraucher aber auch rund 700 Millionen Euro jährlich ersparen. Dies zeigt, in welchem Ausmaß die heimischen Energieunternehmen ihre Einsparungserfolge an ihre Kunden weitergegeben haben. Dass allerdings große Teile dieser Einsparungseffekte durch neue Steuerbelastungen nicht die Kunden erreicht haben, liegt nicht im Einflussbereich der E–Wirtschaft. Darüber hinaus hat die Netztarifsenkung 2002 den Kunden eine weitere Senkung der Energiekosten um 150 Millionen Euro pro Jahr beschert.
Die heimischen Energieversorger bekennen sich zu einem leistungs– und anreizorienten Regulierungssystem. Denn die österreichische E–Wirtschaft, die als eine von wenigen in der EU im freien europäischen Wettbewerb steht, arbeitet schon im Sinne ihrer eigenen Konkurrenzfähigkeit an einer ständigen Effizienzsteigerung, ob in der Strom–Erzeugung oder in der Strom–Verteilung. Die Netztarife müssen den Netzbetreibern jedoch finanzielle Anreize für eine Investitionstätigkeit bieten. Der VEÖ setzt sich daher für faire Netztarife, die die jeweiligen konkreten Rahmenbedingungen für die wirtschaftliche Tätigkeit der Netzbetreiber z.B. in Bezug auf Topographie, Anschlussdichte, Netzkonfiguration, etc. berücksichtigen, ein. Die Netztarife dürfen den heimischen Unternehmen nicht die Erwerbsbasis entziehen, sondern müssen ihnen die Lebensfähigkeit zur Gewährleistung der gewohnten Versorgungsqualität und Zuverlässigkeit auch morgen sichern.
Mit freundlichen Grüßen Gez. Dr. Ulrike Baumgartner–Gabitzer Generalsekretärin
PS: Der Verband der E–Werke wurde bereits im Jahr 2000 in den Verband der Elektrizitätsunternehmen umbenannt, denn er vertritt Unternehmen und nicht Werke.
Rückfragehinweis: VEÖ – Verband der Elektrizitätsunternehmen Österreichs Mag. Angelika E. Reschenauer Tel. 01/50198–241
*** OTS–ORIGINALTEXT UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS ***
OTS0119 2003–07–31/12:45
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