VCÖ: Lobautunnel ist nicht zeitgemäß
Wandel im Mobilitätsverhalten
Die Pläne für die Lobau-Autobahn gehen bis in die 1990er Jahre zurück – eine Zeit, in der das Auto noch deutlich dominierte. Laut VCÖ haben sich seither die Rahmenbedingungen grundlegend verändert: 1993 wurden noch 40 Prozent der Alltagswege der Wienerinnen und Wiener mit dem Auto zurückgelegt, heute sind es nur mehr 25 Prozent. Auch die Pkw-Dichte hat abgenommen – von 404 Autos pro 1.000 Einwohnerinnen und Einwohner im Jahr 2003 auf derzeit 363. „Ein Tunnel, der frühestens 2040 fertig wäre, geht völlig an den aktuellen Entwicklungen vorbei“, betont VCÖ-Experte Michael Schwendinger.
Hohe Kosten – fraglicher Nutzen
Neben der mangelnden Zukunftstauglichkeit kritisiert der VCÖ vor allem die enormen Kosten. Die Asfinag veranschlagt für die S1-Nordostumfahrung inklusive Lobautunnel inzwischen mindestens 2,7 Milliarden Euro. Noch 2021 war von 1,9 Milliarden Euro die Rede. Erfahrungen mit anderen Großprojekten zeigen, dass diese Schätzungen oft deutlich überschritten werden: So stiegen die Kosten für den Linzer Westring (A26) von ursprünglich 440 Millionen auf mittlerweile 1,2 Milliarden Euro.
Angesichts notwendiger Budgeteinsparungen sei ein Projekt dieser Dimension nicht zu rechtfertigen. Der VCÖ verweist zudem auf beim Europäischen Gerichtshof anhängige Verfahren sowie auf ein Gutachten des Innsbrucker Verfassungsrechtlers Thomas Müller, das die Strategische Prüfung Verkehr als bindend ansieht – und diese empfiehlt, den Tunnel nicht zu bauen.
Nachhaltige Alternativen kostengünstiger mit besserer Lebensqualität
Statt Milliarden in ein umstrittenes Autobahnprojekt zu investieren, fordert der VCÖ den Ausbau von Alternativen: leistungsfähiger öffentlicher Verkehr, bessere Radinfrastruktur, Sharing-Angebote und Investitionen in klimafreundliche Mobilität. Diese Maßnahmen seien nicht nur kostengünstiger, sondern verbesserten auch die Lebensqualität, indem sie Lärm, Schadstoffe und Bodenverbrauch verringern.
„Der Lobautunnel ist nicht nur teuer, sondern auch ein Rückschritt. Österreich braucht Lösungen, die in die Zukunft weisen – nicht Projekte, die in der Vergangenheit stehen geblieben sind“, so Schwendinger.