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Strom-Boje: Eine österreichische Jahrhundertidee im bürokratischen Würgegriff

21.08.2025

Bewundert, bekämpft, verhindert: Wie eine der spannendsten Innovationen der erneuerbaren Energien in Österreich seit 15 Jahren auf der Stelle tritt.

Stromboje.jpg.jpg
© Aqualibre/ Stromboje in der Donau
 2011 galt die „Strom-Boje“, eine neue Art von Fluss-Kleinkraftwerk,  als eine  der größten Hoffnungsträgerinnen für klimafreundliche Energiegewinnung. Das von Fritz Mondl und seinem Team entwickelte Kraftwerk schwimmt unsichtbar in der Flussströmung, verankert an einer Kette im Flussgrund – und erzeugt sauberen Strom, ohne Staudämme, ohne Eingriff in Ökosysteme. Es gab Pressekonferenzen in der Wachau, gemeinsam mit Ministern und Landesräten. 

Dann  folgten Preise und Ehrungen, Schlag auf Schlag: Klimaschutzpreis, Energy Globe, NÖ Meilenstein. Politik und Medien feierten die Boje als „Gamechanger“ der Energiewende.

Heute, 14 Jahre später, steht das Projekt in Österreich vor dem Aus. Nicht wegen technischer Mängel – die Strom-Boje ist mittlerweile marktreif, rentabel und weltweit konkurrenzlos. Sondern wegen einer Mischung aus Behördenschikanen, Lobbyinteressen und einem späten Schlag der Via Donau GmbH, die im Auftrag der Republik die Donauflächen verwaltet und eine internationale Ausschreibung machte, für ein Unikat, das es so eigentlich kein zweites mal gibt!  
 

Ein genialer Ansatz – und ein steiniger Weg

Die Idee war ebenso simpel wie revolutionär: Ein schwimmendes Kraftwerk, das ausschließlich die kinetische Energie der Strömung nutzt. Keine Staumauern, keine Landschaftszerstörung, keine Eingriffe ins UNESCO-Weltkulturerbe der Wachau.

Dass die Technik funktioniert, hat sie in der Zwischenzeit längst bewiesen: Selbst das Jahrhunderthochwasser 2013 überstand die Boje unbeschadet – ein Schock für Kritiker, die gehofft hatten, dass Strömung oder Treibgut sie zerstören würden.

Doch schon von Beginn an war klar: Starke Gegner – aus Fischerei, Schifffahrt und Energiewirtschaft – wollten das Projekt verhindern.

  • Endlose Genehmigungsverfahren kosteten Zeit und mehr als eine halbe Million Euro für Gutachten.

  • Investoren wurden ungeduldig, Kapital floss spärlich. Während Kanada für ein ähnliches Projekt 130 Millionen Dollar bereitstellte, erhielt die Strom-Boje in Österreich einmalig 560.000 Euro an Förderungen.

  • Die großen Energieversorger zeigten zwar Interesse, aber nur am Know-how, nicht an einer echten Partnerschaft.

Dennoch entwickelte Mondl mit wechselnden Partnern weiter, oft gegen alle Widerstände. Nach internen Zerwürfnissen übernahm er ab 2019 die Leitung wieder alleine, holte neue Partner aus Frankreich, Linz und Wien – und perfektionierte die Technik:
Ein Generator mit höchstem Wirkungsgrad, eine verbesserte Turbine und ein selbstreinigender Einlauf machen die Strom-Boje heute zur ersten wirklich rentablen Freistromturbine der Welt. 
 

Kurz vor dem Durchbruch – das „Foul“ von der Via Donau

Der Plan klang zuletzt vielversprechend: Vier Strom-Bojen-Parks mit 19 Turbinen in der Wachau und in Korneuburg sollten als Referenzanlagen dienen. Genehmigungen waren beantragt und – endlich – überraschend schnell erteilt. Ein Generationenwechsel in den Behörden hatte den Weg freigemacht.

Doch kurz vor der Umsetzung kam der Rückschlag:
Die Via Donau GmbH schrieb die bereits von Mondl und seinen Investoren geplanten Standorte europaweit aus – und vergab sie an einen „Bestbieter“, der mit Mondls Arbeit nichts zu tun hatte, über keine gültigen Genehmigungen verfügt und lediglich eine technisch schwache Anlage am Rhein vorzuweisen hat.

Für die ursprünglichen Initiatoren bedeutet das: Sie sollen ihre eigenen Projekte nun mit einem ungewollten Partner umsetzen – oder einfach  aufgeben.  
 

Drei mögliche Erklärungen

Warum die Via Donau so entschied, darüber gibt es nur Spekulationen:

  1. Druck der Fischerei-Lobby, die die Strom-Boje bis zuletzt ablehnte.

  2. Geschäftliche Interessen – der neue Pächter gilt als besser vernetzt bei Banken.

  3. Diskriminierung des 79-jährigen Erfinders, dem man die Umsetzung nicht mehr zutraut – obwohl er fit ist und sein Team aus deutlich jüngeren Partnern besteht.  


Eine Innovation, die Österreich verlieren könnte
 

Die Strom-Boje könnte längst international vermarktet sein. Ihre Vorteile liegen auf der Hand:

  • unsichtbar und ökologisch verträglich,

  • konkurrenzlos günstig in der Produktion,

  • hoch effizient und wartungsarm.

Doch in Österreich droht sie an bürokratischen Hürden und fragwürdigen Entscheidungen zu scheitern. Sollte sich die Politik nicht einschalten, könnten künftige Serienproduktionen statt an der Donau in Asien entstehen. Mondl plant bereits, in Fernost Gespräche zu intensivieren. Dort wäre das alles kein Problem! 

Verrückt... 

Die Geschichte der Strom-Boje ist ein Paradebeispiel dafür, wie Österreich mit Innovationen umgeht: Statt sie zu fördern, lässt man Pioniere jahrelang gegen Mauern laufen – bis andere Länder die Früchte ernten.

Noch ist es  aber nicht zu spät: Wenn sich Politik und Via Donau besinnen, könnte die Strom-Boje doch noch zum österreichischen Exportschlager werden. 
Falls nicht, wird man rückblickend sagen müssen: Hier wurde eine Jahrhundertidee zum Narren gemacht. Entwickelt wurde in Österreich, gebaut und umgesetzt wird einfach anderswo! 

PK-Stromboje 11.3 (10).jpg.jpg
© oekonews - W.Pucher / Eine beeindruckende Innovation, die bereits mit dem österreichischen Klimaschutzpreis ausgezeichnet wurde

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