Sonnenstrom statt Diesel: „SunBot“ bringt Beerensträucher auf Autopilot
Petzow – Fachkräftemangel, steigende Lohnkosten und der Druck zu mehr Öko-Anbau setzen Brandenburgs Strauchbeerenbetriebe unter Zugzwang. Hilfe kommt von der Sonne – und zwar aus der Robotik: „SunBot“, ein autonom fahrender, solarbetriebener Elektro-Traktor, kann selbstständig zwischen Himbeer-, Johannisbeer- und Heidelbeerreihen mähen und so Ertrag und Fruchtqualität steigern.
Entwickelt wurde das Gerät vom Leibniz-Institut für Agrartechnik und Bioökonomie (ATB) gemeinsam mit mehreren Brandenburger Obstbaubetrieben, der Hochschule Eberswalde, der HSD Hochschule Düsseldorf, der ESM Ennepetaler Schneid- und Mähtechnik GmbH sowie der HYDAC Software GmbH.
„Ein kurz geschnittener Unterwuchs sorgt für bessere Durchlüftung und weniger Krankheitsdruck – aber für Betriebe ist das zeit- und kostenintensiv“, erklärt Frank van der Hulst vom Bauernhof Weggun. SunBot kann hier einspringen: mit elektrischem Schneidwerk, Kompatibilität zu bestehenden Anbaugeräten und einer PV-basierten Hofladestation, die den Traktor vollends energieautark macht. Das elektrische Traktor-Geräte-Gespann könnte in Zukunft die Unterwuchspflege übernehmen, so die Vorstellung der Projektgruppe SunBot.
Projektkoordinatorin Prof. Dr.-Ing. Cornelia Weltzien sieht viele Vorteile: „Wir senken Emissionen, Energiekosten und Arbeitsaufwand. Gleichzeitig erhöhen wir Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit – und das leise, emissionsarm und sogar nachts.“ Beim Testeinsatz auf verschiedenen Landwirtschaftsbetrieben in Brandenburg hat sich gezeigt, dass mit SunBot 90 bis 95 Prozent Lohnkosten eingespart werden könnten. Wird der Traktor mit 100 Prozent Solarstrom versorgt, rechnen die Wissenschaftler:innen dass die Kosten der Arbeitserledigung eines landwirtschaftlichen Betriebes um 30 bis 37 Prozent – je nach Betriebsgröße – reduziert werden können. Für die Technik samt autonom fahrendem E-Traktor rechneten die Entwickler:innen bei Projektabschluss mit maximal 120.000 Euro, aber die Technik könnte auch auf vorhandene Geräte aufgebaut werden. Sinnvoll wäre nach ihrer Meinung der SunBot ab einer Betriebsgröße von etwa 3,5 Hektar.
Prof. Dr.-Ing. Cornelia Weltzien, Programmbereichssprecherin "Diversifizierter Pflanzenbau" am ATB fasst zusammen: „Wir sind stolz dieses Funktionsmuster entwickelt zu haben, mit dem wir unter Beweis stellen konnten, dass ein autonomer, solarbetriebener Kleintraktor mit einem elektrischen Mähwerk nicht nur möglich ist, sondern auch positiven Einfluss auf die Biodiversität im Feld und auf den Ertrag haben kann. Natürlich ist das System noch nicht marktreif. Wir müssen an der Robustheit arbeiten, sodass wir hoffentlich in Zukunft einen Industriepartner finden, der den SunBot marktverfügbar macht, damit er den Landwirten und Landwirtinnen zu Gute kommt.“
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