Schwankende Grundwasserstände: Höhere Kosten für Klimawandelanpassungen
„Mit zunehmenden Klimawandelauswirkungen wird es stärkere Schwankungen im Niederschlagsgeschehen geben und somit auch zunehmende Schwankungen der Grundwasserstände und der Quellschüttungen. Für die Wasserversorger bedeutet das, dass die Wassergewinnung hinsichtlich der quantitativen Verfügbarkeit herausfordernder wird. Daher kann es zukünftig unter anderem notwendig sein, Ressourcen zu nutzen, die qualitativ beeinträchtigt sind und einen entsprechenden Aufbereitungsbedarf aufweisen, um die gesetzlichen Qualitätsanforderungen einzuhalten“, erklärt DI Dr. Roman Neunteufel (BOKU Wien), Autor der Studie.
Die ÖVGW fordert daher rasches Handeln von der Politik. „Gerade in Phasen von Trockenheit braucht es einen unmissverständlichen Rechtsrahmen betreffend die Nutzung von knappen Wasserressourcen. Sollte Wasser nicht mehr ausreichend für alle Verwendungszwecke wie Industrie, Landwirtschaft oder eben Wasserversorgung zur Verfügung stehen, muss sichergestellt sein, dass die Trinkwasserversorgung Vorrang vor anderen Wassernutzungsarten hat. Hierfür braucht es einen klaren und verbindlichen Rechtsrahmen, der von den zuständigen Behörden auch rasch exekutiert werden kann“, betont Mag. Nikolaus Sauer, Vizepräsident der ÖVGW und Sprecher des Wasserfachs.
Ein weiteres Problem sieht Sauer in der fehlenden Datenbasis: „Aktuell befinden wir uns als Wasserversorger, aber natürlich auch die zuständigen Behörden, im ,Blindflug‘. Es gibt derzeit nämlich keinen Überblick, wer wie viel Wasser aus unseren Grundwasserkörpern entnimmt. Gerade diese Informationen sind aber entscheidend für eine vorausschauende Planung und Einschätzung von Risiken. Daher ist eine zügige legistische Umsetzung des im Regierungsprogramm verankerten Entnahmeregisters von besonderer Priorität.“
Die Studie zeigt zudem, dass die Kosten für Klimawandelanpassungen deutlich steigen werden. Zwar konnten die Versorger dank bereits erfolgter Investitionen – etwa durch Hochwasserschutz an Brunnen und Quellen – größere Schäden 2024 vermeiden, doch langfristig werden weitere Maßnahmen erforderlich sein.
„Durch viele bauliche Optimierungen in der Infrastruktur, die Erschließung neuer Brunnen bzw. Quellen oder den Ausbau von überregionalen Transportleitungen konnte die Versorgungssicherheit bisher auf hohem Niveau erhalten werden. Es braucht aber unbedingt weitere Investitionen sowie deren Förderungen seitens der öffentlichen Hand, um diesen Standard aufrechterhalten zu können – zumal aus der präsentierten Studie eindeutig hervorgeht, dass die Kosten für weitere Anpassungen an den Klimawandel deutlich steigen werden“, so Sauer.
Die aktuelle Studie ist Teil einer seit 2015 laufenden Forschungsreihe zur Versorgungssicherheit der BOKU Wien im Auftrag der ÖVGW. Trotz extremer Wetterlagen im Jahr 2024 konnte die Trinkwasserversorgung überwiegend sichergestellt werden – lediglich drei Prozent der befragten Versorger meldeten kurzzeitige Ausfälle von bis zu 24 Stunden.
Damit das so bleibt, fordert die ÖVGW: Trinkwasserversorgung muss Vorrang haben, Entnahmeregister müssen umgesetzt werden, und Investitionen in die Infrastruktur brauchen öffentliche Unterstützung.
Die gesamte Studie „Hochwasser, Überflutungen und Stand der Wasserversorgungssicherheit im Jahr 2024“ steht unter www.unsertrinkwasser.at zum Download bereit.