Schockierende Geldspur: Diese Banken finanzieren fossile Energie in Lateinamerika und der Karibik
Berlin, Brasília, Buenos Aires, Mexiko-Stadt - Fünf Wochen vor dem UN-Klimagipfel COP30 in Belém deckt eine neue Studie auf, welche Konzerne und Finanzinstitute für die massive Expansion fossiler Brennstoffe in Lateinamerika und der Karibik verantwortlich sind. Herausgegeben von den NGOs urgewald, Arayara, FARN, Conexiones Climáticas und Amazon Watch, zeigt der Bericht 190 Unternehmen aus 42 Ländern, die neue Öl- und Gasfelder erschließen, Pipelines bauen und LNG-Terminals errichten. Parallel dazu wurden zwei interaktive Dashboards veröffentlicht, die detailliert alle Projekte und deren Geldgeber visualisieren.
Brasilien ist mit 47 Prozent der neuen Öl- und Gasvorkommen Spitzenreiter. Staatskonzern Petrobras allein hält 29 Prozent der gesamten Fördermenge. Kritiker warnen: „Der Amazonas wird für kurzfristigen Profit geopfert“, sagt Nicole Figueiredo de Oliveira von Arayara.
Pipeline-Boom und LNG-Expansion
Allein 8.800 Kilometer neue Öl- und Gaspipelines sind geplant, darunter das umstrittene argentinische Projekt Vaca Muerta Oleoducto Sur, finanziert durch ein Bankenkonsortium unter JPMorgan, Citi, Deutsche Bank, Itaú und Santander mit 2 Milliarden US-Dollar. Mexiko plant den Bau von 19 LNG-Terminals, was die Gas-Verflüssigungskapazität der Region um 470 Prozent erhöhen würde. Die Projekte bedrohen sensible Ökosysteme wie den Golf von Kalifornien und die Biodiversität des Amazonas.
Internationale Geldgeber dominieren
Zwischen 2022 und 2024 haben 297 Banken 138,5 Milliarden US-Dollar in neue fossile Projekte in der Region investiert. Die größten Geldgeber: Santander (9,9 Mrd. USD), JPMorgan (8,1 Mrd.), Citigroup (7,9 Mrd.) und Scotiabank (7,2 Mrd.). Mehr als 6.400 institutionelle Investoren halten Aktien und Anleihen im Wert von 425 Milliarden US-Dollar, 96 Prozent davon außerhalb Lateinamerikas. US-Fonds wie Vanguard (40,9 Mrd.), BlackRock (35,3 Mrd.) und Capital Group (16,8 Mrd.) führen das Ranking an.
Auch deutsche, schweizerische und österreichische Banken sind beteiligt: Die Deutsche Bank finanzierte Projekte mit 3,4 Mrd. USD, die UBS war als Investorin mit 5,5 Mrd. USD aktiv. Banken aus Österreich tauchen zwar nicht im Bereich der Bankenfinanzierung auf, allerdings waren die Erste Group und die Raiffeisen Banking Group als Investoren bei den expandierenden fossilen Konzernen in der Region aktiv. Die Erste Group hielt zum Stichtag Aktien und Anleihen im Gesamtwert von 55,1 Millionen US-Dollar, Raiffeisen im Gesamtwert von 54,7 Millionen US-Dollar.
Kritik der NGOs
„Die Geldspur führt direkt in die Vorstandsetagen der Banken, die Klimawissenschaft und gesunden Menschenverstand ignorieren, um fossile Expansion zu finanzieren“, erklärt Heffa Schücking von urgewald. Die NGOs fordern ein sofortiges Umdenken bei Investoren und Finanzinstituten, um die Zerstörung von Lebensräumen, den Verlust der Biodiversität und die Gefährdung indigener Gemeinschaften zu stoppen.
Die Studie steht in englischer Sprache zum Download bereit: Studie. Die interaktiven Dashboards sind abrufbar unter Projekte und Finanzierung.