Rezension: Schilf statt Atom
In seinem, schon zum xten mal, neu aufgelegten Buch „Schlifgras statt Atom„ stellt der Bestseller Autor und TV–Moderator Franz Alt der breiten Öffentlichkeit ein noch weitgehend unbekanntes Energiekonzept vor: die Biomasse. Seine Lösung lautet C4–Pflanzen, genauer gesagt Schilfgras. Er strebt ein sogenanntes „sanftes Energiekonzept„ an – die großflächige Bewirtschaftung von Schilfgrasfelder zur Gewinnung von Biomassebrennstoff, Kleidung, Baustoffe.
Der erste Teil seines, bereits 1992 erstveröffentlichten Buches, steht ganz im Dienst apokalyptischer Weltuntergangsszenarien. Er zeichnet Klimakatastrophen von ungeahnten Ausmaß und beschreibt Auswirkungen eines Reaktorunfalls. Zumindest läßt er der Welt noch eine kleine Gnadenfrist, ein kleines Zeitfenster, daß uns noch zur Rettung unserer Natur dienen kann. Trotz aller Polemik und übertriebenen Supergaubildern bleibt doch ein unangenehmes Gefühl im Leser zurück. Es ist der Verlust der Jahreszeiten, die Hitzewellen, die immer scheeloser werdenden Winter, das Hochwasser, der El Nino Effekt, der uns erinnert wie zart die Natur doch geworden ist. Jeder der sich noch vage an Herbst und Frühling, als eine Jahreszeit, die auch länger als ein Monat dauern kann, erinnert, ermöglicht dieser Teil einen Blick in die Zukunft, die keine unwahrscheinliche Realität darstellt, sondern eine erschreckende Möglichkeit.
Franz Alt, der sich auf die Forschungen des Münchner Ingenieur und Physikers Wolfgang Ständer stützt, sieht die Lösung der Klima– Energieprobleme nicht in der Atomkraft, die nicht deshalb Umweltfreundlich ist, weil sie kein Kohlendioxid als Abfallprodukt erzeugt, sondern plädiert für die konsequente Nutzung der Sonnenenergie. Sein Vorschlag sind die C4–Pflanzen, die ein außergewöhnliches Energieumsetzungsverhalten zeigen. Durch ihr schnelles Wachstum zu meterhohen Gräsern würde durch die Verbrennung, in BiomasseKraftwerken, nicht mehr Kohlendioxid entstehen, als vorher diese Pflanzen durch Photosynthese gebunden hätten. Also ein umwelttechnisches NullSummenSpiel, was anstatt in der Politik einen großen Fortschritt darstellt.
Die Erforschung der technischen und biologischen Details, in bezug auf Anbauformen, Energieertrag, Verarbeitung und Aufbereitung, ist für den Autor noch längst nicht abgeschlossen. er versteht sein Buch vielmehr als Aufzeigen von Energie– und Agrarpolitischen Notwendigkeiten. Er beschreibt eine Umweltfreundliche Patentlösung, die fossilen Brennstoffe auf ein viertel und den Atomstrom gänzlich, bis zum Jahre 2050 reduziert werden können. Zwar stellen die EU und sogar die Automobilindustrie Forschungsgelder bereit, aber dennoch nicht ausreichend, um diese Technologie zur wirtschaftlichen Reife zu bringen. In Deutschland werden schon BiomasseKraftwerke errichtet und in Betrieb genommen und im Institut für Agroindustrielle Forschung (AIF) in Großbeeren nahe Berlin werden C4–Gräser zu Versuchszwecken angebaut. Doch neben den Subventionen der Atomindustrie stellen diese Forschungsgelder nur einen geringen Prozentsatz dar.
Der letzte Teil in Alts Traktat stellt die Forderung an „die Kleinen„ dar, ihr Verhalten zu ändern und zugleich politisch aktiv zu werden, da man von der Politik „der Großen„ aufgrund ihrer undurchschaubaren Interessensverstrickungen keine Veränderung erwarten kann. Er predigt gewaltfrei und mit Sanftmut für etwas einzustehen, anstatt einfach nur dagegen zu sein. Das erscheint auch der einzig gangbare Weg zu sein. Erst durch die Auseinandersetzung mit gewissen Themen lernen wir, beginnen zu verstehen. Erst wenn wir die Alternativen kennen, können wir anstatt Dagegen zu sein, für etwas anderes Dafür sein.
Natürlich steht dieses Buch ganz in der Polemik eines Michael Moore, aber dennoch ist es wichtig aufgerüttelt zu werden. Es bietet die Möglichkeit nach dem DagegenSein, für eine Alternative sein, oder zumindest zu wissen, daß es Alternativen gibt. Erst wenn wir Wissen und Themenkomplexe kennen, können wir unserer Verantwortung der Welt und unseren Mitmenschen gegenüber im Klaren werden.
Titel: Schilf statt Atom
Autor: Franz Alt
Seiten: 200 Seiten
Verlag: Piper
Erscheinungsdatum: Mai 1999
bei Amazon bestellen
Michael Wagner für oekonews.
Der erste Teil seines, bereits 1992 erstveröffentlichten Buches, steht ganz im Dienst apokalyptischer Weltuntergangsszenarien. Er zeichnet Klimakatastrophen von ungeahnten Ausmaß und beschreibt Auswirkungen eines Reaktorunfalls. Zumindest läßt er der Welt noch eine kleine Gnadenfrist, ein kleines Zeitfenster, daß uns noch zur Rettung unserer Natur dienen kann. Trotz aller Polemik und übertriebenen Supergaubildern bleibt doch ein unangenehmes Gefühl im Leser zurück. Es ist der Verlust der Jahreszeiten, die Hitzewellen, die immer scheeloser werdenden Winter, das Hochwasser, der El Nino Effekt, der uns erinnert wie zart die Natur doch geworden ist. Jeder der sich noch vage an Herbst und Frühling, als eine Jahreszeit, die auch länger als ein Monat dauern kann, erinnert, ermöglicht dieser Teil einen Blick in die Zukunft, die keine unwahrscheinliche Realität darstellt, sondern eine erschreckende Möglichkeit.
Franz Alt, der sich auf die Forschungen des Münchner Ingenieur und Physikers Wolfgang Ständer stützt, sieht die Lösung der Klima– Energieprobleme nicht in der Atomkraft, die nicht deshalb Umweltfreundlich ist, weil sie kein Kohlendioxid als Abfallprodukt erzeugt, sondern plädiert für die konsequente Nutzung der Sonnenenergie. Sein Vorschlag sind die C4–Pflanzen, die ein außergewöhnliches Energieumsetzungsverhalten zeigen. Durch ihr schnelles Wachstum zu meterhohen Gräsern würde durch die Verbrennung, in BiomasseKraftwerken, nicht mehr Kohlendioxid entstehen, als vorher diese Pflanzen durch Photosynthese gebunden hätten. Also ein umwelttechnisches NullSummenSpiel, was anstatt in der Politik einen großen Fortschritt darstellt.
Die Erforschung der technischen und biologischen Details, in bezug auf Anbauformen, Energieertrag, Verarbeitung und Aufbereitung, ist für den Autor noch längst nicht abgeschlossen. er versteht sein Buch vielmehr als Aufzeigen von Energie– und Agrarpolitischen Notwendigkeiten. Er beschreibt eine Umweltfreundliche Patentlösung, die fossilen Brennstoffe auf ein viertel und den Atomstrom gänzlich, bis zum Jahre 2050 reduziert werden können. Zwar stellen die EU und sogar die Automobilindustrie Forschungsgelder bereit, aber dennoch nicht ausreichend, um diese Technologie zur wirtschaftlichen Reife zu bringen. In Deutschland werden schon BiomasseKraftwerke errichtet und in Betrieb genommen und im Institut für Agroindustrielle Forschung (AIF) in Großbeeren nahe Berlin werden C4–Gräser zu Versuchszwecken angebaut. Doch neben den Subventionen der Atomindustrie stellen diese Forschungsgelder nur einen geringen Prozentsatz dar.
Der letzte Teil in Alts Traktat stellt die Forderung an „die Kleinen„ dar, ihr Verhalten zu ändern und zugleich politisch aktiv zu werden, da man von der Politik „der Großen„ aufgrund ihrer undurchschaubaren Interessensverstrickungen keine Veränderung erwarten kann. Er predigt gewaltfrei und mit Sanftmut für etwas einzustehen, anstatt einfach nur dagegen zu sein. Das erscheint auch der einzig gangbare Weg zu sein. Erst durch die Auseinandersetzung mit gewissen Themen lernen wir, beginnen zu verstehen. Erst wenn wir die Alternativen kennen, können wir anstatt Dagegen zu sein, für etwas anderes Dafür sein.
Natürlich steht dieses Buch ganz in der Polemik eines Michael Moore, aber dennoch ist es wichtig aufgerüttelt zu werden. Es bietet die Möglichkeit nach dem DagegenSein, für eine Alternative sein, oder zumindest zu wissen, daß es Alternativen gibt. Erst wenn wir Wissen und Themenkomplexe kennen, können wir unserer Verantwortung der Welt und unseren Mitmenschen gegenüber im Klaren werden.
Titel: Schilf statt Atom
Autor: Franz Alt
Seiten: 200 Seiten
Verlag: Piper
Erscheinungsdatum: Mai 1999
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Michael Wagner für oekonews.