Ökoenergie–Allianz und WWF: Ökostrom–Anteil droht dramatisch zu sinken
Eine breite Allianz von Ökostromerzeugern schlägt heute, Donnerstag, in einer Pressekonferenz gemeinsam mit dem WWF Alarm. Der Ökostrom–Anteil in Österreich droht bis 2010 auf 61% zu sinken. Die angestrebten 78,1 Prozent Erneuerbare Energien (EE) an der österreichischen Stromversorgung werden also weit verfehlt. Verantwortlich dafür ist der ständig steigende Stromverbrauch. Der zuständige Wirtschaftsminister Bartenstein verabsäumt es aber, Energiesparmaßnahmen zu setzen und diesen Trend umzukehren. Gleichzeitig werden einem zügigeren Ausbau der Ökostromquellen (Biomasse, Wind– und Kleinwasserkraft, Photovoltaik) weiter viele Hürden in den Weg gelegt. Mit Zahlenspielereien wird versucht, dieses negative Ergebnis zu verschleiern.
In der EU–Richtlinie Erneuerbare Energien hat sich die Bundesregierung 2001 verpflichtet, bis zum Jahr 2010 einen Erneuerbare–Energie–Anteil (inkl. Großwasserkraft) von 78,1 Prozent zu erreichen. Dieses Ziel ist laut eingefügter Fußnote bei einem Bruttostromverbrauch von 56,1 Milliarden kWh (= Terrawattstunden [TWh]) realistisch. Diese Zahl von 56,1 TWh stammt aus einem Energiesparszenario einer EU–Studie und entspricht dem tatsächlichen Stromverbrauch von 1997. Um 2010 einen derart niedrigen Stromverbrauch zu erreichen, sind deutliche Anstrengungen im Energiesparbereich nötig.
Die Absichtserklärung der Regierung in der EU–RL, den Stromverbrauch bis 2010 auf dem Stand von 1997 einzufrieren, ist legitim und verdient Respekt. Zwei Jahre nach Inkrafttreten der Richtlinie steigt der Stromverbrauch aber weiter deutlich mit 2% pro Jahr an. Energiesparmaßnahmen wurden bisher verabsäumt.
Es wird ganz im Gegenteil so getan. als ob Österreichs Stromverbrauch tatsächlich auf diesen unrealistischen 56,1 TWh eingefroren wäre und damit für die Zielerreichung nur 43,8 TWh Strom aus Erneuerbaren Energien erreicht werden müssten. So werden die Steigerungsraten des Ökostromausbaus bejubelt. Tatsächlich ist jedoch 2010 mit einem Stromverbrauch von 71,9 TWh auszugehen, sodass derÖkostrom–Anteil inklusive Großwasserkraft bis 2010 de facto auf 61% zu sinken droht. Das bedeutet, dass für die Erreichung des 78,1%–Ziels nicht wie derzeit angenommen nur 43,8 TWh aus Erneuerbaren Energiequellen (nach der Definition der EU–RL) stammen müssen, sondern 56,15 TWh.
Die Ökoenergie–Allianz (Biomasseverband, KleinwasserkraftverbandÖVFK, IG Windkraft und Bundesverband Photovoltaik) sowie der WWF fordern, dass die Ziele im Ökostromgesetz derart angepasst werden, dass 2010 78,1% vom tatsächlichen Stromverbrauch erreicht werden. Außerdem müssen langfristige Vorgaben betreffend Stromverbrauch sowieÖkostrom–Anteil entwickelt werden: Bis zum Jahre 2010 sollen 49 TWh aus erneuerbaren Energiequellen kommen, das sind 5 TWh mehr als derzeit geplant. Danach soll bei gleichzeitig Eindämmung des Stromverbrauchzuwachs der Ökostromanteil kontinuierlich ausgebaut werden. Ein Erneuerbarer–Energie–Anteil von 90 bis 100% wird bis zum Jahr 2020 für realistisch angesehen.
Stefan Moidl, Klima– und Energieexperte des WWF Österreich: "Die Potenziale für den Ökostromausbau in Österreich sind vorhanden. Wir können auch ohne Taschenspielertricks das EU–Ziel erreichen. Dazu brauchen wir erstens Ausbauziele für Wind, Biomasse, Biogas und Solarenergie. Zweitens muss die Regierung ambitionierte Stromsparprogramme planen, entscheiden und umsetzen."
Mag. Stefan Hantsch, Geschäftsführer der IG Windkraft "Wenn E–Control und Wirtschaftsministerium so weiter machen, wird das 78,1%–Ziel leider zum größten Ökoschmäh des Jahrzehnts. Mit demÖkostromgesetz wurde zwar eine brauchbare Grundlage für Investitionen geschaffen, die E–Control warnt nun aber ständig vor einer angeblichen Zielübererfüllung und will diesen Erfolg bremsen. Dabei müsste ihr klar sein, dass das 78,1%–Ziel bei ehrlicher Betrachtung mit den bisherigen Maßnahmen bei weitem nicht erreicht werden kann. Es ist unverständlich, dass die Regulierungsbehörde dieÖffentlichkeit bewusst missverständlich informiert."
Dr. Heinz Kopetz, Präsident des Biomasse–Verbands: "Wenn derÖkostrom–Anteil auf 61% fällt, dann läuft beim Klimaschutz endgültig alles aus dem Ruder. Die Treibhausgasemissionen der Energiewirtschaft liegen 2001 um 9,4% höher als 1990. Bei einem weiteren Stromverbrauchszuwachs wie bisher droht 2010 eine weitere Zunahme auf 19 Mio. Tonnen, der nationale Klimaplan erlaubt hingegen nur 12,4 Mio. Tonnen."
DI Peter Schubert, Geschäftsführer des KleinwasserkraftverbandsÖVFK: "Das 9%–Ziel für die Kleinwasserkraft stellt sich als Etikettenschwindel heraus. Durch das Heruntertypisieren von Großwasserkraftanlagen auf unter 10 MW Leistung kommt es derzeit nur zu einer Umschichtung von ungeförderten Großkraftwerken in den Bereich der Kleinwasserkraft. Das per Verfassungsbestimmung limitierte Förderbudget für Kleinwasserkraft wird so ausgeschöpft, ohne dass es zu einem nennenswerten Ausbau kommt. Darüber hinaus erwarten wir deutliche Erschwernisse durch die Wasserrahmenrichtlinie. Wir fordern daher, dass die Unterstützungsvolumina an die tatsächlichen Verhältnisse angepasst werden."
Ing. Bernd Rumplmayr, Obmann des Bundesverbands Photovoltaik BVP: "Die Photovoltaik wurde gleich ganz radikal bei 15 Megawatt gedeckelt. Im Regierungsprogramm ist zwar bereits vorgesehen, dass der Deckel angehoben werden soll, was bisher allerdings nicht realisiert wurde. Es kann ja nicht sein, dass der Anteil des Kohle– und Atomstroms in Österreich ständig steigt und die Erneuerbaren Energien und speziell die Photovoltaik gedeckelt werden. Dabei wird gerade der Photovoltaik mittelfristig eine bedeutende Rolle in der europäischen Stromversorgung zukommen. Für eine effektive Marktentwicklung der Photovoltaik wäre daher eine Aufhebung der Deckelung notwendig. Zumindest aber sollte sich Österreich ein Vorbild am deutschen Nachbarn nehmen, dessen erfolgreiches PV Förderungssystem auf zumindest 1000 MW ausgelegt ist."
Weitere Infos und Downloads auf: http://www.igwindkraft.at
Rückfragehinweis: WWF Stefan Moidl, Andrea Paukovits Tel.: 01/ 48817–0 mailto:stefan.moidl@wwf.at http://www.wwf.at IG Windkraft Stefan Hantsch Tel.: 02742/ 21955; 0664/ 2616467 mailto:igw@igwindkraft.at
*** OTS–ORIGINALTEXT UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS ***
OTS0072 2003–10–02/11:00
In der EU–Richtlinie Erneuerbare Energien hat sich die Bundesregierung 2001 verpflichtet, bis zum Jahr 2010 einen Erneuerbare–Energie–Anteil (inkl. Großwasserkraft) von 78,1 Prozent zu erreichen. Dieses Ziel ist laut eingefügter Fußnote bei einem Bruttostromverbrauch von 56,1 Milliarden kWh (= Terrawattstunden [TWh]) realistisch. Diese Zahl von 56,1 TWh stammt aus einem Energiesparszenario einer EU–Studie und entspricht dem tatsächlichen Stromverbrauch von 1997. Um 2010 einen derart niedrigen Stromverbrauch zu erreichen, sind deutliche Anstrengungen im Energiesparbereich nötig.
Die Absichtserklärung der Regierung in der EU–RL, den Stromverbrauch bis 2010 auf dem Stand von 1997 einzufrieren, ist legitim und verdient Respekt. Zwei Jahre nach Inkrafttreten der Richtlinie steigt der Stromverbrauch aber weiter deutlich mit 2% pro Jahr an. Energiesparmaßnahmen wurden bisher verabsäumt.
Es wird ganz im Gegenteil so getan. als ob Österreichs Stromverbrauch tatsächlich auf diesen unrealistischen 56,1 TWh eingefroren wäre und damit für die Zielerreichung nur 43,8 TWh Strom aus Erneuerbaren Energien erreicht werden müssten. So werden die Steigerungsraten des Ökostromausbaus bejubelt. Tatsächlich ist jedoch 2010 mit einem Stromverbrauch von 71,9 TWh auszugehen, sodass derÖkostrom–Anteil inklusive Großwasserkraft bis 2010 de facto auf 61% zu sinken droht. Das bedeutet, dass für die Erreichung des 78,1%–Ziels nicht wie derzeit angenommen nur 43,8 TWh aus Erneuerbaren Energiequellen (nach der Definition der EU–RL) stammen müssen, sondern 56,15 TWh.
Die Ökoenergie–Allianz (Biomasseverband, KleinwasserkraftverbandÖVFK, IG Windkraft und Bundesverband Photovoltaik) sowie der WWF fordern, dass die Ziele im Ökostromgesetz derart angepasst werden, dass 2010 78,1% vom tatsächlichen Stromverbrauch erreicht werden. Außerdem müssen langfristige Vorgaben betreffend Stromverbrauch sowieÖkostrom–Anteil entwickelt werden: Bis zum Jahre 2010 sollen 49 TWh aus erneuerbaren Energiequellen kommen, das sind 5 TWh mehr als derzeit geplant. Danach soll bei gleichzeitig Eindämmung des Stromverbrauchzuwachs der Ökostromanteil kontinuierlich ausgebaut werden. Ein Erneuerbarer–Energie–Anteil von 90 bis 100% wird bis zum Jahr 2020 für realistisch angesehen.
Stefan Moidl, Klima– und Energieexperte des WWF Österreich: "Die Potenziale für den Ökostromausbau in Österreich sind vorhanden. Wir können auch ohne Taschenspielertricks das EU–Ziel erreichen. Dazu brauchen wir erstens Ausbauziele für Wind, Biomasse, Biogas und Solarenergie. Zweitens muss die Regierung ambitionierte Stromsparprogramme planen, entscheiden und umsetzen."
Mag. Stefan Hantsch, Geschäftsführer der IG Windkraft "Wenn E–Control und Wirtschaftsministerium so weiter machen, wird das 78,1%–Ziel leider zum größten Ökoschmäh des Jahrzehnts. Mit demÖkostromgesetz wurde zwar eine brauchbare Grundlage für Investitionen geschaffen, die E–Control warnt nun aber ständig vor einer angeblichen Zielübererfüllung und will diesen Erfolg bremsen. Dabei müsste ihr klar sein, dass das 78,1%–Ziel bei ehrlicher Betrachtung mit den bisherigen Maßnahmen bei weitem nicht erreicht werden kann. Es ist unverständlich, dass die Regulierungsbehörde dieÖffentlichkeit bewusst missverständlich informiert."
Dr. Heinz Kopetz, Präsident des Biomasse–Verbands: "Wenn derÖkostrom–Anteil auf 61% fällt, dann läuft beim Klimaschutz endgültig alles aus dem Ruder. Die Treibhausgasemissionen der Energiewirtschaft liegen 2001 um 9,4% höher als 1990. Bei einem weiteren Stromverbrauchszuwachs wie bisher droht 2010 eine weitere Zunahme auf 19 Mio. Tonnen, der nationale Klimaplan erlaubt hingegen nur 12,4 Mio. Tonnen."
DI Peter Schubert, Geschäftsführer des KleinwasserkraftverbandsÖVFK: "Das 9%–Ziel für die Kleinwasserkraft stellt sich als Etikettenschwindel heraus. Durch das Heruntertypisieren von Großwasserkraftanlagen auf unter 10 MW Leistung kommt es derzeit nur zu einer Umschichtung von ungeförderten Großkraftwerken in den Bereich der Kleinwasserkraft. Das per Verfassungsbestimmung limitierte Förderbudget für Kleinwasserkraft wird so ausgeschöpft, ohne dass es zu einem nennenswerten Ausbau kommt. Darüber hinaus erwarten wir deutliche Erschwernisse durch die Wasserrahmenrichtlinie. Wir fordern daher, dass die Unterstützungsvolumina an die tatsächlichen Verhältnisse angepasst werden."
Ing. Bernd Rumplmayr, Obmann des Bundesverbands Photovoltaik BVP: "Die Photovoltaik wurde gleich ganz radikal bei 15 Megawatt gedeckelt. Im Regierungsprogramm ist zwar bereits vorgesehen, dass der Deckel angehoben werden soll, was bisher allerdings nicht realisiert wurde. Es kann ja nicht sein, dass der Anteil des Kohle– und Atomstroms in Österreich ständig steigt und die Erneuerbaren Energien und speziell die Photovoltaik gedeckelt werden. Dabei wird gerade der Photovoltaik mittelfristig eine bedeutende Rolle in der europäischen Stromversorgung zukommen. Für eine effektive Marktentwicklung der Photovoltaik wäre daher eine Aufhebung der Deckelung notwendig. Zumindest aber sollte sich Österreich ein Vorbild am deutschen Nachbarn nehmen, dessen erfolgreiches PV Förderungssystem auf zumindest 1000 MW ausgelegt ist."
Weitere Infos und Downloads auf: http://www.igwindkraft.at
Rückfragehinweis: WWF Stefan Moidl, Andrea Paukovits Tel.: 01/ 48817–0 mailto:stefan.moidl@wwf.at http://www.wwf.at IG Windkraft Stefan Hantsch Tel.: 02742/ 21955; 0664/ 2616467 mailto:igw@igwindkraft.at
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OTS0072 2003–10–02/11:00
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